Ausgabe | zeitzeichen.net

Fast 800 Seiten dick – die ForuM-Studie über die sexualisierte Gewalt im Raum der evangelischen Kirche, die am 25.1. 2024 veröffentlicht wurde. — Foto: epd

„Toxische Traditionen“

Klaas Huizing

Momentan kreist die kircheninterne Diskussion über die am 25.1. veröffentlichte ForuM-Studie um die Frage, welche Fehler wer und wann bei der Bereitstellung von Personalakten gemacht hat. Klaas Huizing, zeitzeichen-Autor und Professor für Systematische Theologie in Würzburg, blickt tiefer. Er skizziert die notwendigen theologischen Konsequenzen, die sich für ihn aus der Studie ergeben.

Bischoefin im Sprengel Hamburg und Luebeck Kirsten Fehrs, Amtierende Ratsvorsitzende der EKD, vorne rechts, bei der Uebergabe der Studie durch Verbundkkoordinator Prof. Dr. Martin Wazlawik von der Universitaet Hannover und weitere Beteiligte waehrend der Pressekonferenez — Foto: epd-Bild

„Täter schützende Strukturen“

Kathrin Jütte

Nur die „Spitze der Spitze“ eines Eisberges konnten die beauftragten Forscher bislang beschreiben. Doch die ForuM-Studie zur sexualisierten Gewalt in der evangelischen Kirche räumt schon jetzt auf mit der Vorstellung, dass das Thema vor allem eines der katholischen Kirche sei.

Foto: privat

Gottes Herrlichkeit

Antje Schrupp

"Wie konnte Gott Auschwitz zulassen? Ja, wie nur? Weil Gott damit nichts zu tun hat!" Für unsere Online-Kolumnistin Antje Schrupp ist die Theodizeefrage Ausdruck von privilegiertem Anspruchsdenken. Denn Gott sei nicht unser Servicepersonal für einen angenehmen Aufenthalt im Hotel Erde. Gott sei gleichzeitig viel viel mehr und viel viel weniger als das.

Annette Kurschus kurz vor ihrer Rücktrittserklärung als EKD-Ratsvorsitzende am 20. November 2023 in Bielefeld. — Foto: picture-alliance

z(w)eitzeichen
Kirche
22.01.2024

Irrweg der Bewegung

Die Theologen Reiner Anselm und Peter Dabrock analysieren die Demission der ehemaligen EKD-Ratsvorsitzenden vor zwei Monaten. Sie plädieren dafür, die Kirche als Institution wieder deutlicher hervortreten zu lassen. Denn die Konzentration auf das Leitbild einer Kirche als Bewegung habe mit ziemlicher Sicherheit selbst den Formen sexualisierter Gewalt in der Kirche Vorschub geleistet.

Foto: Privat

Gaarder-Maß

Klaas Huizing

Philosphie hat außerhalb des akademischen Elfenbeinturmes in Deutschland mit Blick auf die Reichweite einen schweren Stand. Eine Ausnahme war vor einigen Jahrzehnten Jostein Gaarders "Sofies Welt". Der Bestseller liegt nun als Grahic Novel vor. Unser "z(w)eitzeichen"-Kolumnist Klaas Huizing ist begeistert.

Teilnehmerin einer Demonstration unter dem Motto «Deutschlandweite Solidarität mit Palästina» am 23.12.2023 in Berlin. — Foto; picture alliance

Theo-Politik im Nahostkonflikt

Ulrich H. J. Körtner

Am 4. Januar schrieb Günter Thomas an dieser Stelle über das Ende des lange Zeit gültigen Anti-Antisemitismus der christlichen Theologie („Fatale Reaktionen“). Der Wiener Systematische Theologe Ulrich H. J. Körtner widerspricht dem Bochumer Kollegen in dessen Deutung der Landnahme und rät „die Sphäre des Politischen“ in ihrer „Weltlichkeit“ ernstzunehmen und keinesfalls theopolitisch aufzuladen.

Foto: Harald Oppitz

Die Strukturen der Macht befragen

Angela Rinn

Genau 75 Jahre nach der ersten Tagung einer EKD-Synode sieht unsere Online-Kolumnistin Angela Rinn eine tiefe Vertrauenskrise in den höchsten Gremien der EKD. Denn der Rücktritt von Annette Kurschus habe keineswegs die Probleme erledigt, sondern im Gegenteil deutlich sichtbar gemacht.

Gendern ist gefährlich

Wolfgang Sander

Vor einigen Wochen forderte unsere Online-Kolumnistin Antje Schrupp dazu auf, in unserem Sprachgebrauch zu „gendern, was das Zeug hält“. Der Sozial- und Erziehungswissenschaftler Wolfgang Sander hält gegenderte Sprache hingegen für einen Soziolekt und seine Erhebung zur Norm in einigen Milieus für falsch. Denn eine demokratische Öffentlichkeit brauche eine gemeinsame Sprache, in und mit der politisch gestritten werden kann.

Mitglieder des Thüringer Landesverbandes der AfD, laut Verfassungsschutz seit 2021 ein "erwiesen extremistisches Beobachtungsobjekt", bei einer Demonstration in Erfurt.

Konkret Position beziehen!

Thomas Heller

Sollten (Hochschul-)Lehrer:innen oder Pfarrpersonen sich explizit kritisch zur AfD äußern? Bislang schien dies mit einer Vorstellung politisch neutraler Schulen, Hochschulen und Kirchen kaum vereinbar. Der Jenaer Religionspädagoge Thomas Heller meint: Ein solches Konzept war schon immer fragwürdig. Spätestens jetzt muss es darum gehen, ganz konkret Position zu beziehen.

Foto: privat

„Große Männer“ und das Erbe Dorothee Sölles

Philipp Greifenstein

Immer wieder sind es nur Männer, die unser Gedenken zu runden Daten prägen, zum Beispiel 2024 Kant, Kafka und Caspar David Friedrich. Das sei misslich, meint unser Onlinekolumnist Philipp Greifenstein. Er nennt weibliche Alternativen und blickt zurück auf 2023, wo sich mit dem „Dorothee-Sölle-Jahr“ ein interessantes, ungeplantes Gedenken ereignete.

Eine israelische Flagge weht an der Kölner Synagoge in der Roonstraße gegenüber dem Rathenauplatz (12. November 2023). — Foto: picture alliance

Fatale Reaktionen

Günter Thomas

Nach dem terroristischen Pogrom der Hamas gegen Menschen in Israel waren die Reaktionen großer christlicher Weltorganisationen empathielos und einseitig Israel-kritisch. Und die Bildsprache des Weltgebetstags trug schon vor dem Massaker vom 7. Oktober klar antisemitische Tendenzen. Welche theologische Denken und welche Weichenstellungen diesen Haltungen zugrunde liegen könnten, analysiert der Bochumer Theologieprofessor Günter Thomas.

Sopranarie "Flöß, mein Heiland" aus Bachs Weihnachtsoratorium (BWV 248/IV) — Foto: bach-digital, Reinhard Mawick

In Gott geborgen, als Mensch geboren

Henning Theißen

Für den heutigen Neujahrstag ist die vierte Kantate des Weihnachtsoratoriums von J.S. Bach vorgesehen („Fallt mit Danken, fallt mit Loben“). Der Text der zentralen Sopranarie, der sogenannten „Echo-Arie“, bringt den Greifswalder Theologen Henning Theißen zu überraschenden Erkenntnissen in Sachen Gotteslehre.

Die Konkurrenz ist groß. Doch viele Menschen wollen Trump erneut zum Präsidenten wählen. — Foto: picture alliance

Die Agenda 47

Andreas Mink

Umfragen geben Donald Trump zunehmend Chancen für eine zweite Amtszeit. Der präpariert dafür bereits Pläne für die Verwandlung Amerikas in ein autoritäres Regime. Der US-Korrespondent Andreas Mink schildert, wie Trump und seine Anhänger vorgehen

Schwammstadt Hamburg — Foto: Jörg Böthling

Schwamm drunter

Starkregen nach langen Trockenperioden, das ist ein Wetterereignis, das durch den Klimawandel immer öfter in Europa vorkommt. Dagegen müssen sich die Städte wappnen, zum Beispiel durch einen veränderten Umgang mit Regenwasser.

Caspar David Friedrich: Der Mönch am Meer (1808–1810). — Foto: bpk/Nationalgalerie, SMB/Andres Kilger

Ziel ist das Unendliche

Robert M. Zoske

Erst im September jährt sich der Geburtstag des Malers Caspar David Friedrich zum 250. Mal. Doch bereits jetzt zeigt die Hamburger Kunsthalle eine umfangreiche Werkschau des Romantikers und setzt seine Bilder in Beziehung zu modernen Interpretationen. Der Theologe und Autor Robert M. Zoske hat die Ausstellung besucht und vor allem der Religiosität Friedrichs besondere Aufmerksamkeit gewidmet.

Reisepass von Harry Richrad Loewenberg — Foto: privat

Bekämpft in der eigenen Gemeinde

Manfred Gailus

Nach den rassistischen Kriterien der NS-Machthaber galten Christen jüdischer Herkunft gleichermaßen als „Juden“ wie die, die einer jüdischen Gemeinde angehörten. Wer waren sie im „Dritten Reich“? Und wie wird heute an sie erinnert? Diesen Fragen geht der Berliner Historiker Manfred Gailus nac

Christen und Christinnen feiern an Himmelfahrt 2023 gemeinsam Gottesdienst auf dem Ölberg. — Foto: zeitzeichen

Die Welt in einer Nussschale

Simon Kuntze

Die Menschen in Israel haben einen Terroranschlag erlebt, der darauf zielte, so viele Juden wie möglich zu ermorden und den Staat Israel zu vernichten. Dieser neue Ausbruch der Gewalt und das Leiden in der Region verändern auch die Situation, in der der Weltgebetstag der Frauen gefeiert werden wird.

Maria von Ägypten (Russland um 1800). — Fotos: Ikonen-Museum Recklinghausen

Maria mit der Birne

Udo Feist

Gehorsam, keusch und bereit, klaglos zu leiden: So sollen heilige Frauen sein, ihre gläubigen Schwestern aber irgendwie auch. Dieses Bild prägt die christliche Tradition. Dennoch gibt es Spielräume. Die Ausstellung „IKONA. Heilige Frauen in der orthodoxen Kunst“ im Ikonen-Museum Recklinghausen lotet sie aus. Der Theologe Udo Feist war da und ist begeistert.

EKD-Synodenpräses Anna-Nicole Heinrich und Vizepräses Andreas Lange bei der Fortsetzung der Synodaltagung per Zoom am 5. Dezember in Hannover. — Foto: epd

Viele Fragen offen

Reinhard Mawick

Die Wochen nach der abgebrochenen Tagung der Synode in Ulm waren für die EKD nicht leicht: Rücktritt der Ratsvorsitzenden Annette Kurschus mit internen Konflikten und danach der durch einen Bahnstreik notwendig gewordene digitale Nachklapp der Synodentagung. Eindrücke von zeitzeichen-Chefredakteur Reinhard Mawick.

Foto: Rolf Zöllner

Guter Vorsatz

Stephan Kosch

Das Kirchenparlament der EKD wird in unangemessener Weise bei zentralen Entscheidungen und Diskussionen vor vollendete Tatsachen gestellt, Gut, dass sich das ändern soll.

Yehuda Aschkenasy — Foto: Anna Neumann (EKiR)

Ein ganzes gebrochenes Herz

Peter Szynka

Er wollte seine Bücher nicht in unsere Köpfe stecken, sondern unsere Köpfe in seine Bücher. Denn Lernen habe etwas mit der Suche nach Wahrheit zu tun, mit Bewährung in der Gegenwart und Begegnung. Eine Erinnerung an den großen Gelehrten Yehuda Aschkenasy (1924–2011).

Foto: Evangelisches Zentrum

Kirche ohne Männer?

Martin Rosowski

Insgesamt scheint es zumindest den christlichen Kirchen nicht hinreichend zu gelingen, die potenzielle Aufgeschlossenheit von Männern gegenüber religiösen Grundfragen angemessen aufzugreifen. Auch deshalb ist die Auflösung des Evangelischen Zentrums Frauen und Männer in der EKD fatal.

Foto: Bertold Fernkorn

Ein demokratischer Sozialist

Teckin Jung

Wegen der starken konservativen Tendenz in den meisten koreanischen Kirchen waren viele Kommilitonen überrascht, dass sich Teckin Jung in seiner Dissertation mit dem deutschen Theologen Helmut Gollwitzer beschäftigt hat. Denn der gilt als Sozialist

Foto: BHG Karlsruhe

SCHWERPUNKT

„Sind Sie ein Mensch?“

Bettina Limperg

Je länger ich über die Frage nachdenke, desto besser gefällt sie mir. Denn sie löst Geschlechterzuordnungen da auf, wo sie nichts verloren haben,

„Joseph von seinen Brüdern erkannt“, Bibelillustration, Deutschland, 19. Jahrhundert von B. Hummel. — Foto: akg

SCHWERPUNKT

Heilvoll verwandelte Schöpfungsgestalt

Ruth Heß

Folgt man dem biblischen Zeugnis, dann wäre Geschlechtlichkeit generell ein noch unter Vorbehalt stehendes, „endzeitliches“ Ereignis. Eines jedoch, das sich schon jetzt Bahn bricht. Dies schafft weiten Raum für geschlechtliche Vielfalt.

Nike Slawik spricht im Bundestag — Foto: dpa

SCHWERPUNKT

Trans-Sein fordert heraus

Wir leben nach wie vor in einer transfeindlichen Welt. Die Sichtweise auf Trans-Personen ist strukturell verankert. Das soll das Selbstbestimmungsgesetz verändern.

Paul Gauguin (1848–1903): „Die Vision nach der Predigt oder Der Kampf Jacobs mit dem Engel“, 1888. — Foto: akg

SCHWERPUNKT

Wie fühlt sich Seligkeit an?

Sebastian Klee

Immer wieder glaubte er, er sei irgendwie falsch, ohne zu wissen warum. Immer wieder traf er auf Unverständnis oder Ablehnung, weil sein unbewusstes Verhalten nicht den Erwartungen entsprach, die man in sein weibliches Erscheinungsbild hineintrug. Erfahrungen und Reflektionen des transsexuellen Pfarrers Sebastian Klee.

Christopher-Street-Day-Demonstration im September dieses Jahres in Erfurt — Foto: picture-alliance/Geisler-Fotopress

SCHWERPUNKT

Transformation ist ein Euphemismus

Martina Lenzen-Schulte

Transpersonen haben oft eine lange Leidensgeschichte hinter sich, die manche nach meist tiefem Nachdenken dazu motiviert, geschlechtsangleichende Behandlungen vornehmen zu lassen. Dabei sollten jedoch die Nebenwirkungen, die mit solchen Operationen verbunden sind, weder verdrängt noch kleingeredet werden.

Eine Demonstration der westdeutschen Frauenbewegung gegen den Paragrafen 218 Ende Februar 1989 in Memmingen — Foto: akg

SCHWERPUNKT

„Das ist für mich Diktatur“

Gespräch mit der Geschlechterforscherin Monika Barz über ihre Prägung in der Frauen- und Lesbenbewegung, warum die Transfrage die Bewegung spaltet und das neue Selbstbestimmungsgesetz.

Foto: Privat