Stefanie Schardien

Im Home-office-schooling-Jahr 2020 scheinen sie verloren zu gehen wie die einzelnen Socken in der parallel laufenden Waschmaschine - die Pausen, in denen so wichtige Dinge geschehen. Warum das für das Singen von Psalmen ebenso gilt wie für das Rafting auf wilden Gewässern, beschreibt Stefanie Schardien in ihrer leider letzten Online-Kolumne für "zeitzeichen". 

Einige evangelische Landeskirchen planen, in Großstädten sogenannte Kasualagenturen einzurichten. Sie sollen die Ortsgemeinden von Trauungen und Taufen entlasten. Unsere Onlinekolumnistin Stefanie Schardien, Gemeindepfarrerin in Fürth, hält davon … – aber lesen Sie selbst!

Gibt es irgendeinen anderen Laden als die Kirche, in dem man sich in diesen Zeiten so genüsslich öffentlich zerfleischt in allem, was in dieser nicht geprobten Pandemie, nicht hundertprozentig, manchmal nicht mal fünfzigprozentig gut läuft?

Je mehr die einen ihr radikales Pro fordern, um so mehr sehen sich die anderen gezwungen, mit einem mindestens so radikalen Contra zu antworten. Verbirgt sich dahinter mehr als die spürbare Lust in Corona-Zeiten zu streiten?

Um uns vor Corona zu schützen, wird unser Leben auf ein Minimum eingekocht. Das ist nachvollziehbar. Aber es rührt an all das, was unser Leben liebens- und lebenswert macht.

Nichts gegen Experimente im und beim Gottesdienst. Aber Ausprobieren nur um des Ausprobierens willen wird nicht mehr Menschen in die Kirchenbänke bringen. Dafür ist etwas anderes nötig.

Es sind die immer gleichen adventlichen und weihnachtlichen Liturgien, die einige beglücken, anderen auf die Nerven fallen und bei wohl vielen beide Gefühle zugleich hervorrufen. Als Pfarrerin kenne ich jedenfalls beides.

Der November macht es uns furchtbar leicht, ihn nicht zu mögen. Doch gerade mit seiner Dunkelheit, mit der vergehenden Natur und den leisen Gedenktagen gibt er allen Sinnen die Chance, sich an das zu gewöhnen, was jedem und jeder von uns irgendwann ins Haus steht.

„Vertrauen“ hatte sich das Team als Thema der Freizeit gewünscht. Es sollte um das Gottvertrauen gehen, aber auch um Selbstvertrauen. Und dann standen wir vor der vier Meter hohen Betonwand.

Heidi Klum und Tom Kaulitz suchten Segen für ihre Hochzeit, aber keinen klassischen Priester. Diese Rolle übernahm Toms Bruder Bill, der sich per Mausklick ordinieren ließ. Sagt das was über unsere Trauungen?

Dass sich die Kirche doch bitteschön auf ihr Kerngeschäft besinnen und nicht politisch agieren solle, klingt nur im ersten Moment plausibel. In der Praxis geht es einfach nicht, meint zeitzeichen-Onlinekolumnistin Stefanie Schardien.