Mit Mundschutz

Foto: Rolf Zöllner

Na, was sind Sie für ein Typ? Mit Blick auf Ihren Mundschutz, meine ich. Eher so der pragmatische, der sich ein Halstuch umbindet, bevor es in die Tram oder in den Supermarkt geht? Oder der medizinisch korrekte, mit Einweg-OP-Gewebe aus der Apotheke? Hygienisch sicherlich vorbildlich, wenn man sie richtig, also nur einmal, benutzt. Belastet aber deutlich die persönliche Umweltbilanz. Da wären dann die aus Stoff besser, die man waschen und mehrfach tragen kann.

Ich habe so einen geschenkt bekommen, selbstgenäht in dezentem Muster für den Herren. Sehr nett, zaubert etwas individuellen Stil ins Corona-Alltagsgesicht. Würde auch gut zum Einstecktuch oder der Krawatte passen, wenn ich sowas tragen würde. Weil aber ein einziger Mundschutz für die ganze Sommersaison etwas knapp werden dürfte, denke ich über den Erwerb eines zweiten nach. Vielleicht einen, der meine Unsportlichkeit mit drei Streifen tarnt? Oder mit einem springenden Raubtier? Oder einem Krokodil? Gibt es sowas?

Kurze Recherche bei Amazon, wo ich natürlich nie, niemals etwas bestelle, selbst in den härtesten Lockdowns nicht. Aber gucken kann man ja mal. Von Pumas und Krokodilen keine Spur. Stattdessen ein sich übergebendes Einhorn. Echt wahr! Man hat ja schon Pferde kotzen sehen, aber sowas kommt nicht in Frage. Das würde zu vielen Diskussionen mit meiner jüngeren Tochter führen. Die hofft nämlich seit Jahren, dass irgendwann so ein glitzerndes Pferd mit Horn auf der Stirn in unserem Berliner Hinterhof einschwebt.

Es gibt ja noch Alternativen. Schmetterlinge zum Beispiel, aber die habe ich lieber im Bauch als vor dem Mund. Camouflage verbietet sich als ehemaliger Kriegsdienstverweigerer. Und Melonen sind zwar sehr sommerlich, doch wenn mir dann ständig das Wasser im Mund zusammenläuft, komme ich mit dem Waschen des Lappens gar nicht mehr hinterher. Totenköpfe sind in. Manchmal nur piratig, oft aber auch sehr gruselig. Mit ihnen wird das Gesicht dann halb zum Skelett. Das hilft bestimmt beim Abstand halten an der Supermarktkasse. Und als wandelndes Memento mori ohne Frage wirkungsvoll. Aber gerade als Schutz gegen potenziell tödliche Viren etwas deplatziert. Dann lieber etwas Lustiges? Ein Dauergrinsemund? Eine Kussschnute? Eine herausgestreckte Zunge? Wir sind doch hier nicht auf dem Ballermann!!

Wo sind die Angebote für den gestandenen Protestanten? Mit Luther-Lilie? Fisch-Symbolen? Bibelversen? „Nicht was zum Mund hineingeht, macht den Menschen unrein; sondern was aus dem Mund herauskommt.“ Stimmt, ist aber zu lang. „Denn wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.“ Warum denke ich jetzt an das Einhorn? Hat jemand eine bessere Idee? Sachdienliche Hinweise nimmt jeder zeitzeichen-Shop entgegen. Ich hole bis dahin schon mal die Nähmaschine aus dem Keller…

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Foto: Rolf Zöllner

Stephan Kosch

Stephan Kosch ist Redakteur der "zeitzeichen" und beobachtet intensiv alle Themen des nachhaltigen Wirtschaftens. Zudem ist er zuständig für den Online-Auftritt und die Social-Media-Angebote von "zeitzeichen". 


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