Vor der 4. Tagung der 13. Synode der EKD begann in Ulm die Generalsynode der VELKD. Erste Eindrücke, Anmerkungen und Notizen von zeitzeichen-Mitarbeiter Jürgen Wandel.
Genau genommen begann die EKD-Synode in Ulm mit der Zusammenkunft der Synodenmitglieder, die aus den sieben Landeskirchen kommen, die zur Vereinigten Evangelischen Kirche Deutschlands (VELKD) gehören und deren „Generalsynode“ bilden.
Die VELKD pflegt besonders die Beziehungen zur römisch-katholischen Kirche. Dass der Abendmahlsgottesdienst zur Eröffnung der „Generalsynode“ der VELKD in der katholischen Georgskirche gefeiert wurde, zeigt das gute Verhältnis der beiden Konfessionen. Den Gottesdienst zur Einweihung der neugotischen Kirche 1904 hatte der württembergische König Wihelm II. besucht, das weltliche Oberhaupt (summus episcopus) der evangelischen Staatskirche. Und die VELKD-Synodalen konnten in dem katholischen Gotteshaus auf eine Marienfigur schauen, die eine Kopie der Maria des Bordesholmer Altars im lutherischen Dom von Schleswig ist und auf die Statue Heiligen Georg, deren Original in der lutherischen Georgskirche von Nördlingen steht.
Geschichten erzählen
Das Schwerpunkthema der EKD-Synode ist die „Sprach- und Handlungsfähigkeit im Glauben“. Da Martin Luther durch seine Bibelübersetzung die deutsche Sprache stark geprägt hat, lag es nahe, dass der Leitende Bischof der VELKD Ralf Meister das Thema der EKD-Synode aufgriff und entfaltete. Er wies darauf hin, dass der Dichter Heinrich Heine „den Protestantismus“ besonders für seine „Verdienste“, die er sich durch „die Auffindung und Verbreitung des heiligen Buches erworben“ habe. Bischof Meister betonte, die zentrale „Stellung die Sprache in der jüdisch-christlichen Tradition“. Schließlich trete Gott in der Schöpfungsgeschichte „als Redender auf, der Tatsachen schafft“ und den Menschen „mit dem machtvollen Instrument der Sprache“ ausstatte. Für Meister ist wichtig, dass Christen einander und Anderen Geschichten erzählen, die „aus der Sackgasse der Verzweiflung“ führen. Aber „die Bibel lehrt nicht nur, Geschichten zu erzählen, sondern auch im rechten Moment die Klappe zu halten“.
Über die Frage, was die „lutherische Identität“ auszeichnet, sprach Roderich Barth, der an der Universität Leipzig Systematische Theologie lehrt. Er warnte davor, dass die Erinnerung an die Reformation Martin Luthers zur „Denkmalpflege“ erstarrt. Für den liberalen Theologen gehört zur lutherischen Identität ein „klare Bekenntnis zu den Werten der europäischen Aufklärung“. Barth räumte ein, dass es sich nicht um „die Werte Luthers und der Reformatoren“ handle. Aber man könne sie „aus den Institutionen- und Autoritätskritik“ der Reformatoren heraus „entwickeln und bejahen“.
Jürgen Wandel
Jürgen Wandel ist Pfarrer, Journalist und ständiger Mitarbeiter der "zeitzeichen".