Zeit der Revoluzzer

Ein Punktum
Doch, doch, jetzt ist soweit. Man hört es ja überall. Es geht bald los. Aber nicht, was Sie denken...

Läuft ihnen in letzter Zeit auch immer öfter so ein Schauer über den Rücken? Erst dachte ich, es ist die Kälte, mit der wir uns in dem immer mediteraner werdenden Deutschland im Winter offenbar immer schwerer tun. Aber wahrscheinlich ist es etwas anderes. Es ist die Angst vor der Revolution. Doch, doch, jetzt ist soweit. Man hört es ja überall. Es geht bald los. Aber nicht, was sie denken. Marx ist tot, der Sozialismus nur noch ein Gespenst, die Achtundsechsziger sind alt und ausgebrannt vom ewigen Marschieren durch die Institutionen.

Nein, die Revoluzzer sitzen rechts von der Mitte, oder meinetwegen auch mittendrin, gerne auch in Reihenhäusern. Oder in den schönen alten Villen am See. Und manchmal auch in den Gottesdiensten, schließlich ist unser Land ja christlich geprägt. In den Kirchenbänken regen sie sich dann gerne mal auf, über Windräder, Kritik an US-Präsidenten und überhaupt viel zu viel Politik in den Predigten. Kann man ja verstehen, zumindest die evangelische Kirche ist ja mittlerweile so dermaßen rot-grün-versifft, dass sich das mit dem konservativen Blau der eigenen Garderobe beißt. Braun würde vielleicht gehen – also so ein Landadel-Beige. Nicht richtig braun. Denn mit denen will man sich nun wirklich nicht gemein machen. Und es ist nicht in Ordnung, sofort in rechte Ecke gestellt zu werden, wenn man diesem linksliberalen Gesinnungsterror mal mit ein wenig Vernunft begegnet. Deswegen wählt man nicht gleich AfD. Aber ihre Anhänger muss man auch verstehen, ihnen Raum geben und sie am besten zurückgewinnen. Indem man dann doch die Flüchtlinge draußen lässt. Und diesen ganzen Genderwahnsinn endlich mal stoppt. Und nicht so eine Panik macht, wegen des Klimawandels. Das verwirrt doch die armen Menschen, die sich in ihrer kleinen Welt eingerichtet haben. Wer von ihnen zu viel fordert, treibt sie nur in die Echokammern und in die Hände der Rechtspopulisten. Mit denen haben die neuen Revoluzzer – wie gesagt – wirklich gar nichts zu tun. Gut, man lädt vielleicht mal einen davon zu einer Klausursitzung der Partei und lässt sich nochmal erklären, wie das in Ungarn so läuft. Doch – um das ganz klar zu sagen – man ist schon für Europa. Ist ja schließlich ein Friedensprojekt. Und vor allem ein gemeinsamer Markt.

Ich weiß, ich male sehr schwarz. So eine konservative Revolution hätte bestimmt auch ihre guten Seiten. In den Familien würde wieder mehr Ordnung herrschen, man könnte sich als Mann wieder mehr um die Arbeit kümmern und als Frau ungestört um die Kinder. Und man müsste mit seinen Kindern nicht mehr ewig diskutieren, ob sie nun in den Religionsunterricht gehen oder nicht. Der FC Bayern würde schon zu Beginn der Saison zum Meister erklärte und bräuchte nur noch Championsleague zu spielen. Das schont die Kräfte. Und im Fernsehen läuft nur noch Sport und die dritte Generation der Schwarzwaldklinik. Sonst noch was? Nein, reicht doch… wenn da nur nicht dieser ständige Schauer im Rücken wäre.

Stephan Kosch

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