Vor einiger Zeit ging es an dieser Stelle um die Frage, mit welchem Maskottchen für die Reformationsfeierlichkeiten 2017 geworben werden soll. Doch was nützt das netteste Tier aus Plüsch und Gummi, wenn es zur 500-Jahr-Feier keinen ordentlichen Werbeslogan gibt? Oder zumindest ein Motto? Es wird Zeit, sich darüber Gedanken zu machen und sich von der SPD, die ja in diesem Monat immerhin auch schon 150 Jahre alt wird, inspirieren zu lassen. Denn deren Experten haben sich mit dem Claim "Das Wir gewinnt" wenn auch nicht gerade sprachlich, so doch mit Blick auf die PR als oberschlaue Strategen erwiesen. Erst haben sie sich dumm gestellt und den Slogan der Öffentlichkeit präsentiert.
Doch als dann irgendein Journalist "Das Wir gewinnt" mal googelte und herausfand, dass der Satz schon länger von einer Leiharbeitsfirma genutzt wird, zeigte sich die wahre Genialität der Kreativen. Denn der Chef der Agentur, die den Slogan entwickelt hatte, freute sich darüber, dass "Das Wir gewinnt" nun schon so bekannt sei und jeder darüber spreche, obwohl doch noch gar keine Plakate hängen. Und der Chef der Leiharbeitsfirma freute sich auch über den plötzlichen Werbeeffekt von ganz unerwarteter Seite. Eine echte Win-Win-Situation und irgendwie auch eine besondere Form der Dialektik, die von langer Hand geplant gewesen sein muss.
Nun soll der Christenmensch nach Matthäus 10,14 ja auch schlau sein wie die Schlange. Mit Blick auf 2017 gilt es nun, von der SPD zu lernen und einen Werbeslogan von denjenigen zu kopieren, die zum gestandenen Protestanten so gut passen wie Arbeiterverleiher zum aufrechten Sozialdemokraten. Zum Beispiel mit den Zigarettenstopfern von Gauloises für reformatorische Freiheit werben und "Liberté Toujours" proklamieren? Die "Passion to perform" der Deutschen Bank irgendwie auf die Leistungs- und Leidensbereitschaft der Protestanten drehen? Mit McDonald's "Wir lieben es!" einfach gute Laune verbreiten?
Ach, das ist alles doch noch viel zu zahm. Es gilt, das Motto der Gegenseite zu kapern. Aber wer ist das? Die katholischen Brüder und Schwestern sind es ja nicht mehr, wir wollen ja schließlich mit ihnen gemeinsam feiern oder zumindest gedenken. Der Islam? Auf gar keinen Fall, das könnte weltpolitisch unabsehbare Konsequenzen haben. Die Atheisten? Nein, die meinen ja gar nicht uns aufgeklärte Christen, sondern greifen vor allem diejenigen an, die Nachdenken durch Glauben ersetzen. Aber um Himmels willen, wo sind denn unsere Feinde? Soll unser Plan etwa daran scheitern, dass keiner mehr gegen uns ist? Wir brauchen Feinde! Aber auch dafür gibt es eine Lösung. Wir fragen einfach nochmal nach, bei der SPD . Peer, übernehmen Sie!
Stephan Kosch