Auftakt der Generalsynode der VELKD per Zoom: Reduziert in der menschlichen Begegnung, dafür pointiert, kurz und meist auf den Punkt. Technisch klappte (fast) alles, und VELKD und UEK sind ein Herz und eine Seele. Impressionen von zeitzeichen-Chefredakteur Reinhard Mawick.
Der Präsident ist traurig. Traurig, dass die Synode nur digital und gedrängt stattfinden kann. Diese Traurigkeit klingt bereits in den ersten Begrüßungsworten an, die Winfried Hartmann zu Beginn der siebten und letzten Tagung der 12. Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands – kurz VELKD – spricht. Es gäbe in dieser besonderen Form einiges zu „üben und zu überwinden“.
Andererseits ist auch einiges mehr möglich: Zum Beispiel, dass Hartmann aus seinem Synoden-Cockpit im Kirchenamt in Hannover ankündigt, man begebe sich jetzt in den Dom zu Schwerin zum Gottesdienst. Und was er spricht, geschicht: Sekunden später begrüßt Kristina Kühnbaum-Schmidt, Landesbischöfin der Nordkirche und Stellvertretende Leitende Bischöfin der VELKD, die versammelte Bildschirmgemeinde aus einem herrlichen Gotteshaus und nimmt den Ball auf – theologisch gehörig angereichert: „Wir sind körperlich abwesend, alle an einem anderen Ort. Und dennoch sind wir als Abwesende beieinander. Vielleicht lernen wir so neu zu verstehen, was das heißt: Vertrauen auf die Anwesenheit des Abwesenden, Vertrauen auf die Anwesenheit des Auferstandenen und dennoch mitten unter uns ist.“
Ja, die VELKD legt wert auf Gottesdienst und geistliches Gepräge. Wie schön denkt der – wie alle anderen – ferne Beobachter, während ein gut zwanzigminütiger Gottesdienst mit Musik, Lesungen und einer eindringlichen Predigt der Landesbischöfin in einem schön gefilmten Geschehen seinen Lauf nimmt – was das angeht, wird schnell klar: Die VELKD „kann“ auch während Corona. Aber gerade diese wohltuenden Sequenzen erinnern wehmütig an etwas, was für viele jedes Jahr, gleich am Anfang, zum Höhepunkt der verbundenen Synodaltagungen seit 2009 gehört: nämlich den prachtvoll ausladenden Gottesdienst am ersten Abend, wechselseitig von der VELKD und dem innerprotestantischen Pendant, der UEK (Union Evangelischer Kirchen) vorbereitet, mit anschließenden gemeinsamen ökumenischen Empfang. Bitte, bitte nächstes Jahr wieder, mögen viele denken. Niemand weiß heute, ob es dazu kommt.
Fröhlich stumm geredet
Ansonsten gibt es von der Generalsynode wenig zu berichten: Das Pflichtprogramm, Einbringung des Haushalts, Einbringung von Gesetzesvorlagen, ein paar Wortmeldungen, klar. Klappte alles. Die Berichte des Leitenden Bischofs Ralf Meister und des Catholica-Beauftragten der VELKD, Landesbischof Karl-Hinrich Manzke lagen schriftlich vor und wurden nur von beiden Protagonisten sehr gekonnt zusammengefasst in wenigen Minuten vorgestellt, (zu beiden Berichten lesen Sie einen Bericht auf zeitzeichen.net am Montag) und ein paar Wortmeldungen, die den Gang der Dinge wenig aufhielten. Lediglich vergaßen manche Generalsynodalen ihr Mikro einzuschalten und redeten fröhlich stumm – der Zoomklassiker halt.
„Alles ein bisschen spooky hier“, sagte Elke Sievers, die stellvertretende Amtsleiterin der VELKD, beiläufig auf einem ihrer Gänge ans Mikrofon im Synoden-Cockpit im Kirchenamt. Richtig, das liegt in der Natur der Zoom-Sache, tut aber der Funktionalität synodaler Arbeit keinen Abbruch. Vordergründig jedenfalls.
Das Pressegespräch der Generalsynode fand bereits eineinhalb Stunden vor ihrer Eröffnung statt. Neben den Vertretern der VELKD war auch der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad in seiner Funktion als Vorsitzender der Vollkonferenz der UEK anwesend, auch wenn die reguläre Tagung der UEK erst am kommenden Montag gegen Ende der Gesamttagung stattfindet. Naturgemäß kommen auf dieser Pressekonferenz die Grundsatzfragen nach dem Woher und Wohin der konfessionellen Bünde aufs Trapez: Christian Schad betont, dass VELKD und UEK von Anfang in „einer gewissen Asymmetrie“ stünden. Es habe in früheren Jahren zuweilen die „Empfindung“ gegeben, die UEK mache, da sie sich als ein „transitorisches Gebilde“ sehe, „Druck auf die VELKD“. Dies sei aber „mittlerweile weg vom Tisch“. Es gebe jetzt einen „Status inniger und enger Verbundenheit“.
„Dieses Gebilde“
Nach wie vor könne sich die UEK jedoch vorstellen, „in welchem Organisationsraum auch immer, irgendwann einmal ein unierter Konvent innerhalb der EKD-Synode zu sein.“ Doch da wolle man nicht vorpreschen, und deshalb habe die UEK im vergangenen Jahr in Dresden ausdrücklich beschlossen, „für die kommenden Jahre dieses Gebilde noch einmal aufrechterhalten“. Aber es habe damals auch den klaren Auftrag gegeben, „dass wir enger zusammenarbeiten und schauen, wie wir Synergien erreichen können.“
Konkret nennt Schad, dass es künftig „ein gemeinsames Zeitfenster von EKD-Synode und Generalsynode im Blick auf den Catholica-Bericht“ geben solle. Das sei ein „pragmatischer Schritt“, der zum einen Synergieeffekte erzeuge, zum anderen aber „wechselseitig aufeinander Rücksicht nehme“. Grundsätzlich markierte Schad den Kernanliegen, den „Kernpunkt“ der UEK so: Das Erbe des Protestantismus in seiner Vielfalt theologisch und liturgisch einzubringen, aufzuhören mit Abgrenzungen, diesen Reichtum zu hegen und vertrauensvoll zusammenzuarbeiten.“
Ressourcenfragen anschauen
Dieser Meinung schließt sich Ralf Meister als Leitender Bischof der VELKD an und betont, dass die VELKD in den vergangenen zehn Jahren sehr viel „in den Rahmen der EKD“ eingetragen habe. Meister: „Im Kontext kirchlicher Entwicklung ist das eine Rasanz, die außergewöhnlich ist.“ Insofern werde man auch künftig immer wieder „neu ausloten“ müssen, was „sinnvoll sei“ und zwar „nicht nur im Rahmen der VELKD, sondern auch im Rahmen der je einzelnen Landeskirchen“. Zudem stehe man in einer Phase, in der solche Überlegungen auch vor dem Hintergrund von Ressourcenfragen „verschärft“ anzuschauen habe.
Mit reichhaltiger geistlicher Speis hatte sie begonnen, die Zoom-Generalsynode der VELKD, mit reicher geistliche Speis endete ihr erster Tag (Fortsetzung Montag): Der Hamelner Superintendent und Vizepräsident der Generalsynode, Philipp Meyer, hielt eine bewegende Andacht zum Abschluss, und beendete sie mit dem Vater unser. Amen.
PS: Ja, es hat alles geklappt, es geht, es ist korrekt so zu tagen, und es spart viel Zeit und vermeidet viel CO2-Verbrauch, aber es ist natürlich etwas ganz anderes als sonst. Und so schwang bei vielen der weit verstreuten Andachtsgemeinde der Generalsynode sicher die Hoffnung mit: „Komm, lieber Mai (2021), und mache, die Synode wieder schön“. Nicht nur Winfried Hartmann, der 2021 zum letzten Mal als Präsident eine Generalsynode eröffnen wird, würde eine „echte“ Begegnung im nächsten Jahr sicher sehr freuen …
Reinhard Mawick
Reinhard Mawick ist Chefredakteur und Geschäftsführer der zeitzeichen gGmbh.