Stehen nur Erster Klasse

Punktum

Im Jahre 2006 erschien ein wunderbarer Hörsketch des Künstlers Heinz „Heinzer“ Strunk, den ich damals rauf und runter gehört habe. Er besteht aus der Ansage eines ICE-Zugchefs namens Paul Möse, der sich am Ende sehr echauffiert …

Aber das Heinz-Strunk-Plagiat hebe ich mir auf, sollte jemals rund um mein Lieblingsthema „Ein Reiseleben mit der Deutschen Bahn“ die Saure-Gurken-Zeit anbrechen, also nach der Implantierung des Deutschlandtaktes im Jahr 2070. Zurzeit sind wir von einer dies­bezüglichen Saure-Gurken-Zeit weit entfernt. Sehr weit, denn die Pünktlichkeitsquote nähert sich bedenklich dem Anteil der Kirchenmitglieder in Deutschland an der Gesamtbevölkerung, wobei die Bahn wohl noch bei etwas über 50 Prozent stagniert.

Das allgemeine Zugchaos trägt leider beträchtlich zur kurzen Zündschnur unserer Gesellschaft bei: Was da manche „Erste-Klasse-Arschgeigen“ (ein Ausdruck aus dem eingangs erwähnten Sketch) zuweilen dem Zugpersonal an den Kopf werfen, was für alle Malaisen nix kann und sie nur tapfer miterleidet, geht auf keine Kuhhaut. Und die Leute sind so dumm: Da fehlte in einem ICE einer von zwei Erste-Klasse-Waggons, es fanden längst nicht alle einen Platz, und eine erkleckliche Zahl an Reisenden stand im Gang und maulte lautstark. Das Zugpersonal eilte durch die Gänge und warb: „In der Zweiten Klasse sind noch genügend Sitzplätze“. Da sagte eine sehr alte Dame in grell-bunter Radlerkluft: „Zweite Klasse? Unverschämtheit. Wir haben doch bezahlt.“ Ich musste sehr an mich halten, um nicht – frei nach Howard „Howie“ Carpendale – anzu­stimmen „Dann steh doch“. Ach, es ist so traurig … Aber wenn Sie nach dieser Rubrik partout lachen wollen und keine Lust haben, bis 2070 zu warten, dann suchen Sie „Heinzers“ genialen Hörspot „Die Zugansage“ bei YouTube und Co. 
Viel Spaß! 

 

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