Geschlossenheit

Diese Besonderheiten zeichnen das Hörbuch aus: In humorvollen, teilweise skurrilen Geschichten wird über große Themen wie Tod und Liebe, Endlichkeit des Lebens und Einsamkeit gesprochen. Tonfall und Stimme des 1978 in Jugoslawien geborenen Autors Saša Stanišić machen Fremdheitserfahrung, Ironie und Lebensfreude der Protagonisten unmittelbar erlebbar.

Um die Titelgeschichte „Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne“ gruppieren sich Erzählungen vor allem um Gastarbeiterfamilien, die in den frühen Jahren der Bundesrepublik in den Westen Deutschlands gekommen sind. Das Buch beginnt mit Überlegungen Jugendlicher, wie es sei, wenn die Zeit eine Weile stillstünde, wenn es einen so genannten Proberaum gebe, in dem man sein zukünftiges Leben voraussehen könne. Ausführlich wird von einem Justitiar erzählt, der unbedingt gegen seinen Sohn im Memory-Spielen gewinnen will. All diese Versuche und Überlegungen werden im späteren Teil wieder aufgenommen und in Proberäumen zu realisieren versucht. Die Titelerzählung stellt den Höhepunkt dar: Die Einsamkeit der Witwe ist so groß, dass sie bereits die wöchentliche Stunde Krankengymnastik genießt. Der völlig unerwartete Ausgang löst die im Titel enthaltene Verheißung sarkastisch und zugleich liebevoll ein.

Bitter schildert der Erzähler die Erlebnisse eines Jugendlichen mit dunklerer Hautfarbe, der sich „vor Bullen“ schuldig fühlt, obwohl er sich nicht schuldig gemacht habe. Er ersehnt für sich das Glück, dort einen Ort zu haben, wo er einen Ort haben will. Dadurch, dass fast alle Personen in einer zweiten, kürzeren Geschichte noch einmal auftauchen, erhält das Hörbuch große Geschlossenheit.