Guter Überblick

Abendmahl heute
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Insgesamt bietet das Buch einen guten Überblick über zeitgenössisches Abendmahlsverständnis, aber wenig neue Ideen.

Wie früher werden wir den Alltag nicht mehr teilen. Aber heute und hier teilen wir das Brot als Zeichen der Gemeinschaft mit Gott.“ Ehe die Eltern getrennte Wege gehen, trifft sich die Familie zu einer gemeinsamen Mahlzeit mit dem Abendmahl als Abschluss.

Den liturgischen Entwurf für dieses Hausabendmahl stellt Pfarrer Arno Schmitt im Band Abendmahl aus der Reihe „GottesdienstPraxis“ vor. Es ist einer der wenigen überraschenden Beiträge des Buches. Den Schwerpunkt bilden Predigten zu verschiedenen biblischen Texten: Die wunderbare Brotvermehrung, das letzte Mahl Jesu mit den Jüngern, die Auseinandersetzungen in Korinth und als einziger alttestamentlicher Text die Exoduserzählung vom Manna in der Wüste. Die Predigten im ersten Teil setzen jeweils unterschiedliche Akzente, betonen das Teilen, den Gemeinschaftsaspekt. Auffällig ist, dass Abendmahl im Zusammenhang mit Schuld, Beichte, Sündenvergebung kaum thematisiert wird, selbst im „Trennungsmahl“ kommt dieser Aspekt nur indirekt vor. Hier wirkt die frühere Überbetonung dieses Themas nach. Aber auch die weltweite (und eschatologische) Perspektive, das Thema Gerechtigkeit, spielt nur am Rande eine Rolle.

Unter der Überschrift „Was ist das Abendmahl?“ fasst Heinz Behrendt in einer Art Grundsatzpredigt die verschiedenen Aspekte zusammen. Er erläutert verständlich und in klarer Sprache die Bedeutung des Abendmahls als Erinnerungsfeier, die eine Gemeinschaft stiftet, aus der niemand ausgeschlossen und zu der jede/r eingeladen ist. Wer daran teilhat, teilt auch mit anderen. Das Abendmahl ist Chance zur Versöhnung und Vorgeschmack auf das Reich Gottes. Behrendt setzt sich mit überkommenen Traditionen und Abendmahlsvorstellungen auseinander, wie der „Würdigkeit“, und anderen „Zulassungsvoraussetzungen“, wie der Konfirmation, oder mit der Frage des Sühnopfers und hält fest: „Es gibt keine Vorbedingungen für das Abendmahl.“ Versöhnung geschieht nicht von oben herab, „Versöhnung geschieht nur, wenn zwei auf Augenhöhe sind.“ Behrendt kommt zum Schluss: „Nicht die Elemente Brot für den Leib und Wein für das Blut sind der Kern, sondern der Vollzug, das Geschehen, das wir im Abendmahl erfahren.“

Wie dieser Vollzug praktisch gestaltet werden kann, entfaltet das Buch in Gottesdienstentwürfen für Abendmahlsfeiern im Kirchenjahr einschließlich einer Michaelisvesper für Konfirmationsfamilien und weiteren Entwürfen für Zielgruppengottesdienste. Die Mehrzahl bietet eher Traditionelles, Bildbetrachtungen, zwei Kreuzwege (einen davon nur mit Text-Stationen), Tischabendmahl. Ungewöhnlicher sind die Vorschläge von Arno Schmitt, der außer dem „Trennungsmahl“ die Liturgie für eine Mahlfeier am Totenbett mit abschließender Aussegnung vorstellt, sowie die Aktion „Tisch(e) tauschen“, die auf einen Aktionskünstler zurückgeht. Die Idee: „Man verleiht seinen Tisch (…) und bekommt (…) den Tisch des Tauschpartners. (...) Am neuen Tisch sollen möglichst viele Gäste Platz nehmen, (...) Wildfremde also.“ In etwas abgewandelter Form wird das bei einer Gemeindefreizeit umgesetzt.

Die liturgischen Bausteine, die das Buch beschließen, sind brave Hausmannskost, die kurze Abendmahlsliturgie passt zum ebenfalls vorgestellten Gottesdienst in einfacher Sprache, und die Meditation zum Abendmahl bleibt sehr binnenkirchlich. Insgesamt bietet das Buch mit den Predigten einen guten Überblick über zeitgenössisches Abendmahlsverständnis, aber wenig neue Ideen zu einer Feier, die auch weniger geübten Gottesdienstbesuchern die Teilnahme schmackhaft machen würde.

Christian Schwarz (Hg.): Abendmahl. GottesdienstPraxis Serie B. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2016, 173 Seiten, Euro 18,99.

Jutta Schreur

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