Vibrierend

Ringelnatz im Hörspiel
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Im Hörspiel von 53 Minuten das Lebensgefühl Berlins, eine Stadt, durch die „man weiter torkelt“, die flimmert und vibriert.

Ineinander verschachtelte Dialoge, undurchsichtige Liebesgeschichten, großartiges Mäzenatentum, Nacktänzerinnen in Bars und eine Stadt als Hauptdarstellerin – kann man aus solch einem fragmentarischen Roman ohne stringente Handlung ein Hörspiel machen? Regisseur Thomas Gerwin kann. Joachim Ringelnatz (1883–1934) collagenhafter Berlin-Roman aus dem Jahre 1924 hat ihn gefordert, und entstanden ist ein auch akustisch dichtes Panorama der Großstadt Berlin. Diebe, Straßenmädchen, Bars und Betrüger, Tippmamsellen und Streiks, vor allem verkörpert …liner Roma… im Hörspiel von 53 Minuten das Lebensgefühl Berlins, eine Stadt, durch die „man weiter torkelt“, die flimmert und vibriert. Da sind Gustav, Dichter und Künstler, der Livländer Deeters, Maler von Beruf, Elfchen, Frau Purmann, Unternehmergattin und Mäzenin, und Anna von Campenhusen, Unternehmerstochter. Sie alle wandern in einzelnen, kaum miteinander verbundenen Szenen durch die Stadt und das Hörstück.

Durch ein prominent besetztes und variantenreiches Sprecherensemble gelingt es Regisseur Gerwin, die Stimmen voneinander zu lösen, so dass sich die Stimmenfülle des Romans im Hörspiel wunderbar pointiert auflöst. Der Erzähler Michael Mendl führt mit seiner sonoren Stimme durch die Episoden. Dazwischen braust die U-Bahn, surrt die Nähmaschine, lärmen Automobile. Das „aufgestocherte Berlin“ zeigt sich in einem akustischen Reigen aus dialogischen Szenen und Klängen stimmungsvoll und inspirierend. Ein Genuss zum wiederholten Hören, bei dem man ständig Neues entdeckt, auch die wunderschönen Formulierungen von Ringelnatz.

Kathrin Jütte

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Kathrin Jütte

Kathrin Jütte ist Redakteurin der "zeitzeichen". Ihr besonderes Augenmerk gilt den sozial-diakonischen Themen und der Literatur.


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