Narren

Hörbuch der Kulturgeschichte
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Forte legt seine Kulturgeschichte als eine Reise der Fantasie an, denn, so seine Überzeugung, Kultur ist wichtiger als Wahrheit.

Der Mensch versteht, wenn er nichts mehr versteht." Mit dieser Neuformulierung des sokratischen Zweifels als Grundthese hat sich Dieter Forte an sein Buch "Das Labyrinth der Welt" gemacht. Welchem Genre es zuzuordnen ist, lässt sich gar nicht so leicht sagen, gleichsam zwischen Roman, Sachbuch und Essay. Nun ist es als Hörbuch von dem Schauspieler Hans-Dieter Jendreyko eingelesen worden - und der Hörende muss den Ariadnefaden in der Hand behalten. Zwar ist das Buch als eine teils erfundene, teils recherchierte Kulturgeschichte über die Entstehung und Entwicklung von Bild und Schrift zu identifizieren.

Doch damit endet das Vertraute: Der Autor erzählt nicht nur gewissermaßen auf eigene Rechnung, sondern er spricht auch mit den Stimmen von Scharfrichtern, Professoren und Malern, wiedergegeben in Dialogen und Tagebuch. All diese Protagonisten sind in einer virtuellen Wissenschaftsstadt zu Hause - allmählich erkennt man Basel.

Forte legt seine Kulturgeschichte als eine Reise der Fantasie an, denn, so seine Überzeugung, Kultur ist wichtiger als Wahrheit, weil Bild und Schrift das Wirkliche überwinden, also Unmögliches erreichen können. Wer die Räume der Unmöglichkeit betritt, bewegt sich auf einem schmalen Grat zwischen Weisheit und Narrentum. Jendreyko versteht es, die vielen Protagonisten durch Modulation der Stimme voneinander abzuheben. Und er bildet feinsinnigen Sarkasmus ab. Sinneinheiten werden durch zwanzig Sekunden lange Musikstücke verbunden. Auch wenn Jendreykos Stimme manchmal rau klingt und so schwerer verständlich ist, ist es ein empfehlenswertes Hörbuch.

Dieter Forte: Das Labyrinth der Welt. Argon Verlag, Berlin. 4 CDs

Sebastian Balcerowski

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