Über die Liebe

Autorenlesung Erich Fried
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Man spürt sofort: Es ist wahrhaftig, authentisch mit aller Verwirrung, die Verliebte und Liebende in sich tragen. Seine Stimme, seine Sprache sind direkt, schmeichelnd, rau und eindringlich...

Es ist Unsinn, sagt die Vernunft. Es ist, was es ist, sagt die Liebe." Fast ein wenig abgegriffen wirken diese Zeilen von Erich Fried, doch gehören seine Liebesgedichte längst zu den Klassikern moderner deutscher Literatur. Geht man "Es ist, was es ist" auf den Grund, erkennt man den Bezug zur alttestamentlichen Gottesformel "ich bin, der ich bin". Frieds Gedichte haben es in sich, gerade auch, wenn er von der Liebe spricht.

Erich Fried, als Jude 1921 in Wien geboren, floh vor den Nazis nach England, arbeitete für den BBC und starb 1988 in Baden-Baden. In erster Linie wurde er als politischer Dichter wahrgenommen, ein Sozialist, der den Vietnamkrieg in seinem Band "und Vietnam und" anprangerte und der ihn zu einem gefragten öffentlichen Diskussionspartner machte. Stets entlarvte er Hass als Hass und Lüge als Lüge, nicht immer unumstritten.

Als 1979 seine Liebesgedichte herausgegeben wurden - er war 58 Jahre alt -, erntete er spöttische Kritik. Ein alter Mann und die Liebe? Dreimal war er verheiratet, und da spricht er also vom Verlassen und Verlassenwerden, von Sehnsucht und Erfüllung, von Leidenschaft und Zärtlichkeit. Und man spürt sofort, es ist wahrhaftig, authentisch mit aller Verwirrung, die Verliebte und Liebende in sich tragen. Seine Stimme, seine Sprache sind direkt, schmeichelnd, rau und eindringlich. Was die Gedichte auszeichnet, ist, dass sie nicht auf Effekthascherei aus sind. "Weil ein Dichter ein Mensch ist, der sich nicht grundlegend von anderen Menschen unterscheidet, ist es möglich, dass seine Formulierungen anderen auch etwas sagen können", sagte Fried in einem Interview. Damit hat er Recht. Die 41 Gedichte, von Fried selbst gelesen, bleiben haften.

Erich Fried liest Liebesgedichte. Der Audio Verlag, Berlin 2013, 1 CD.

Angelika Hornig

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