Gegenwartsklassiker

Stings Welthits in symphonischer Neuauflage
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Sting hat für die CD "Symphonicities" (einem Wortspiel mit dem letzen Police-Titel "Synchronicity") seine eigenen Hits, Klassiker der Gegenwart, neu arrangiert und mit verschiedenen klassischen Orchestern eingespielt.

Als "Police" Ende der Siebzigerjahre auf der Bildfläche erschienen, war sofort klar: Hier geschah etwas Besonderes. An den Sänger mit der kehligen Stimme und der struppigen Frisur musste man sich zwar erst gewöhnen, doch dieser Band stand eine große Karriere bevor. Dass aber ausgerechnet ihr Sänger Gordon Matthew Sumner besser bekannt als "Sting", später bei der renommierten Klassikplattenfirma Deutsche Grammophon seine Musik veröffentlichen würde, hätte damals niemand für möglich gehalten.

Der erste Kontakt kam 1993 zustande. Damals übernahm Sting die Sprechrolle bei einer Aufnahme von Prokofjews "Peter und der Wolf" unter der Leitung Claudio Abbados. Was so ungewöhnlich nicht war, David Bowie hatte das schon viel früher gemacht. Weit überraschender fiel Stings zweite Kooperation mit der Deutschen Grammophon aus, als er zusammen mit dem bosnischen Lautenisten Edin Karamazov Renaissance-Lieder von John Dowland interpretierte.

So vorbereitet, hat sich der Engländer, der vor seiner Musikerkarriere Bauarbeiter und Englischlehrer war, an ein Experiment gewagt, mit dem vor ihm viele gescheitert sind. Er hat für die CD "Symphonicities" (einem Wortspiel mit dem letzen Police-Titel "Synchronicity") seine eigenen Hits, Klassiker der Gegenwart, neu arrangiert und mit verschiedenen klassischen Orchestern eingespielt. So etwas neigt dazu, klebrig und oft genug auch unerträglich zu werden.

Kein Kuschelrock

Nicht in diesem Fall. Schon der Auftakt macht deutlich, dass Sting mit der "Symphonisierung" keinen Kuschelrock liefern will, sondern ein ernsthaftes Anliegen hat: "Next To You", das Eröffnungsstück auch der ersten Police-LP "Outlandos d'Amour" aus dem Jahr 1978, versprüht mit wilden Streichern Esprit und Energie, und dazu legt sich Sting stimmlich mächtig ins Zeug.

Von hier führt eine Entdeckungsfahrt kreuz und quer durch das Schaffen des Musikers, bei der jedes Stück eine ganz persönliche Handschrift trägt. "Every Little Thing She Does Is Magic" pendelt zwischen leiser Träumerei und ausgelassener Heiterkeit. "I Hung My Head" wird zum Leinwand-Epos ohne Bilder und würde einem John Williams Ehre machen. "I Burn For You" erzeugt Gänsehaut, und "We Work The Black Seam Together" im Bläser-Arrangement ist schlichtweg ohne Worte.

Am meisten verblüfft, dass die Architektur der Stücke (die Abfolge unterschiedlicher Liedteile) in vielen Fällen aus dem Original übernommen wurde - und dass sie im klassischen Klangkontext zwar anders wirkt, aber ebenso gut funktioniert. Doch was heißt hier "gut"? "Beeindruckend" ist das passendere Wort.

Sting - Symphonicities. Mit dem Royal Philharmonic Concert Orchestra, den London Players und dem New York Chamber Consort. DGG 274 2537

Ralf Neite

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