Träume

Ein Dorf in Ostdeutschland

Bereits nach den ersten, von der Schauspielerin Corinna Harfouch einprägsam gelesenen Sätzen sind Hörerin und Hörer mitten in der Handlung des Romans. Wichtiger: Sie sind sofort in der tristen Atmosphäre eines ostdeutschen Dorfes, das nach dem Mauerfall 1989 vor sich hindümpelt, ohne Perspektive und vor allem ohne Kinder. Dass es keine Kinder mehr im Dorf gibt, wird immer wieder betont.

Die Handlung beginnt damit, dass die frühere Arzthelferin Hilde von ihrem ehemaligen Chef erfährt, ihr Mann sei an einem Hirntumor erkrankt und habe nur noch kurze Zeit zu leben. Die Eheleute sind einander längst entfremdet. Es zermürbt die Frau, dass sie es nicht gewagt hat, ihren Mann zu verlassen. Und ihr Mann Walter fragt sich als Toter, weshalb sie sich nicht habe scheiden lassen.

Dass die Toten weiter existieren, dass sie die Träume der Lebenden sehen, das Leben im Dorf beobachten und kommentieren, dass sie sich darüber ärgern, dass sie eifersüchtig sind – das ist die Grundidee des Romans.

In der Silvesternacht erschlägt Hilde ihren todkranken Mann mit der Axt, geht danach zum Tanz in die Dorfkneipe und verschwindet. Von da an fehlt von ihr jede Spur. Je länger Hilde verschwunden ist, und sie bleibt es bis zum Schluss, umso stärker rücken Walters Beobachtungen und das Verhalten der Toten insgesamt in den Mittelpunkt des Romans. Diese Passagen werden von dem Schauspieler Walter Kreye differenziert und mit feiner Ironie gelesen. Beiden Stimmen gut fünf Stunden zuzuhören, ist ein großer Genuss, auch wenn die Handlung gelegentlich etwas konstruiert wirkt und wenn der Besuch des Filmregisseurs Steven Spielberg vorhersehbar und klischeehaft geschildert wird.

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