Was können wir tun, wenn wir gar nichts mehr tun können? Die Frage berührt Ur- und Existenzängste von Einzel- und Gemeinschaftswesen, die allesamt auf „Aktion“ fixiert und plötzlich deaktiviert sind. Literatur hat sich längst als ein Mittel bewährt, um das eigene Elend vorübergehend zu vergessen.
Sie lotet die Innenwelten aus. Diese Erkundung des Hintergründigen taucht alles Vordergründige, alles Äußerliche in ein neues Licht. Aber selbst wenn sie die Wirkungen einer Pandemie betrachtet, muss eine scharfe, klare Reflexion nicht in vergrübelten Depressionen enden, wie dieses Hörbuch, gelesen von Marit Beyer, beweist.
Dennoch bietet der Essay keinen „Zeitvertreib“ im herkömmlichen Sinne. Schon der Titel klingt eher nach einer Warnung. Pantherzeit nennt Marica Bodrožić die Monate im Jahr 2020, in denen ein Virus die Menschheit aus ihrer Welt aussperrte wie den Panther in Rilkes berühmten Gedicht. „Hinter tausend Stäben keine Welt!“
Stimmt das? Statt die Zeit kurzweilig verstreichen zu lassen, dringt der Text mal analytisch, mal erzählend zu ihrem Wesen durch: Es erweist sich als Spielraum des Unerwartbaren. Was weder planbar noch prognostizierbar war, ereignete sich während des Lockdowns 2020: Täglich folgten Menschen dem Aufruf der Autorin, auf ihren Balkonen Rilkes „Panther“ zu rezitieren, das „Gedicht der Stunde“. Damit forderte Marica Bodrožić Leserinnen und Hörer zum Tanz um die eigene Mitte auf; einem Befreiungsakt des Geistes, von dem ein eingekerkertes Tier nur träumen kann. Der starke Wille der Menschheit, in die Freiheit zurückzukehren, ist lediglich müde, lediglich betäubt, hat grundsätzlich aber nicht aufgehört, zu sein.
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