Höllenfeuer, bitte!

Punktum
Foto: Rolf Zöllner

Es war zu befürchten, aber ich gebe es zu: Ich war’s! Auf den Berliner Biomüll­deponien dürfte etwa seit Anfang Dezember eine Meerschneckenplage ausgebrochen sein. Und schuld bin ich. Sorry! Und das kam so: Wie aufmerksame Leserinnen und Leser dieser Kolumne wissen, bin ich seit ein paar Jahren Besitzer eines Aquariums – und die gar nicht so rührende Geschichte um meinen Wels Zaid, der aller Wahrscheinlichkeit nach seinen Artgenossen Schlomo einfach aufgegessen hat, dürften einige noch in Erinnerung haben.

Schlimme Geschichte! Aber Zaid bleibt irgendwie doch unser Liebling. Denn er nuckelt weiterhin so süß an den Scheiben und ist nicht nur richtig groß, sondern mit seinen beiden Flossen am Rücken und am Schwanz echt schön geworden. Und er frisst den Dreck weg. Nur einen Job hat der fleißige Kerl nicht über­nommen: Schnecken zu essen. Die Folge: eine Schneckenplage im Aquarium! Ich fühlte mich an Corona-Zeiten erinnert, als wir alle lernen mussten, was ein exponentielles Wachstum ist. E-kel-haft! Was hilft dagegen? Chemie? Ja, aber tötet auch alle Fische. Schneckenfallen? Ja, aber diese Schnecken sind zu klein. Fressfeinde? Ja, gibt es – und die habe ich, eine halbe Stunde per Rad durch die Stadt zum Fachgeschäft fahrend, gekauft.

Es waren vier Killerschnecken, vulgo ausgedrückt. Auch sie waren ekelhaft, und ob sie ihren Job gemacht haben, weiß ich nicht, man kann ja nicht zuschauen. Entscheidender war wohl, dass ich eine lange, große Pinzette erwarb, auf den klugen Rat meiner Frau hin. Mit der habe ich wochenlang möglichst viele Schnecken einzeln aus dem Aquarium gepickt, Hunderte von ihnen. Gesammelt habe ich sie in einem Wassereimer, den ich dann ausgeschüttet habe. Wohin? In unseren Biomüll. Deshalb die Schneckenplage auf den Berliner Deponien, wie ich fürchten muss.
Ich kann nur auf weitere Frosttage hoffen. Oder auf außeraquarielle Meerschnecken­fressfeinde. Oder auf Höllenfeuer. In Biomüllverbrennungsanlagen.

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