Leidenschaft

Der Sound der Robert Cray Band
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Begegnungen und Gefühlslandschaften im großen leeren Raum, wo die tote Luft definitiv zu schwingen beginnt.

Es ist der Sound. Diese elegante Gitarre, weich und geschmeidig die Stimme mit dem warmen Timbre. Und der eingängige Mix aus Großstadt-Blues und Delta-Erbe, Südstaaten-Rhythm & Blues, Memphis Soul, Gospel, entspanntem Rock. Er möge nun mal Musik, die berührt und direkt anspricht, sagt Robert Cray. Das sei wohl auch der Grund, warum er mit Blues zu tun habe. Und er mag Balladen, die Langsamkeit: "Du hast alle Zeit und Raum, jedes Detail ist bedeutsam. Dann kannst du dich nicht verstecken, nicht abtauchen. Das geht nicht mit Lautstärke. Als stünde man nackt da, und da ist dieser große leere Raum und diese tote Luft - aber du kannst den Raum nutzen und die tote Luft zum Schwingen bringen."

Und Cray nimmt uns mit. "Your Good Thing (Is About To End)" auf seinem nunmehr 17. Studioalbum "In My Soul" ist ein Paradebeispiel dieser Kunst. Geschrieben von Isaac Hayes und David Porter, 1966 erstmals für Motown von der Sängerin Mable Porter eingespielt, hatte Lou Rawls damit 1969 einen Hit - aber Cray macht sein eigenes Ding daraus. Intensiv, verloren, weise, subkutan, mit feinen Memphis Horns. Die prägen auch das unmittelbar folgende "I Guess I'll Never Know" über einen, der seine Geliebte verliert ("How could you leave me, where did you go? Guess I'll Never Know"). Funky Beat, harter Anschlag, treibende Bläser und dazu die vertraute, stets mit demselben Taumel durchlebte Phänomenologie von großer Nähe und schmerzendem Verlust. Wie die meisten der Songs auf "In My Soul" eine Blaupause für die ewigen Gezeiten der Leidenschaft. Zehn sind's auf der regulären Fassung, elf auf der limitierten, die wegen "Pillow" auch unbedingt den Vorzug verdient. Verhalten und doch funky, die Gitarre mit elektrischem Sitarklang. Und die von Cray unentrinnbar sanft gesungene Zeile "Use my pillow, stay with me, use my pillow, baby, please" - so klar und doch mit Stil lässt sich einer Frau sagen, dass man die Nacht mit ihr verbringen will. Begegnungen und Gefühlslandschaften im großen leeren Raum, wo die tote Luft definitiv zu schwingen beginnt.

Der Titeltrack "Deep In My Soul" von dem Blues- und Soulsänger Bobby Bland, den Cray neben dem Gitarristen Albert Collins eines seiner großen Vorbilder nennt, ist tiefer Blues, schwarz wie die Nacht, mittendrin ein Feuer, das Sehnsüchte, Schmerzen und Träume anzieht und verlässlich wärmt. "In My Soul" ist ein großartiges Album, das sich sogar ein zwar solides, doch läppisches Instrumental wie "Hip Tight Onions" leisten kann. Auf Crays Stimme mag man nun mal nicht verzichten. Den "heißesten Bluesmann, der niemals Baumwolle pflückte", nannte ihn einst ein englisches Musikmagazin. ?Eine Klasse für sich umschriebe ihn diesseits aller Klischees wohl deutlich besser.

Robert Cray Band: In My Soul. (Provogue/Mascot/Rough Trade 2014.

Udo Feist

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