Der Wellen-Claus

Punktum

Es kann sein, dass das böse Wort „Wellen­streik“ noch gar nicht ganz in Ihre Gehirnwindungen gedrungen ist, weil sich die Lokführer doch noch im Lenzmonat mit der Bahn geeinigt haben. Ich befürchte nein.

Aber selbst wenn nicht, mir ist es eigentlich egal. Warum? Glauben Sie’s oder glauben Sie’s nicht: „Ich heiße Claus!“, sagte der ansonsten so ruppig und unnahbar wirkende GDL-Boss, als ich ihn etwas schüchtern in einer Kneipe im Regierungsviertel angesprochen hatte („Entschuldigen Sie, Sie sind doch Herr W…“). – „Er hatte lässig abgewinkt, sichtlich müde und offenbar allein in dieser dunklen Kneipenecke vor einem Tee sitzend, und verwies einladend auf den Stuhl gegenüber: „Setz dich!“ – „Ich heiße Reinhard“, sagte ich geistesgegenwärtig, setzte mich, und weil ich ein freundlicher und empathischer Mensch bin, redete ich in einem fort, dass ich seine Forderungen verstünde und dass bei so einem Job eigentlich eine 32-Stunden-Woche auch reichen würde. Es freute ihn sichtlich.

Also fasste ich Mut: „Claus, eine Bitte: Am nächsten Montag muss ich zu einer Verabschiedung und Einführung geschätzter Kolleg:innen weit reisen. Wäre es vielleicht möglich, dass da kein Wellenstreik …“ – Er unterbrach: „Klar, ich bin doch kein Unmensch. Welcher ICE und wann?“ Er notierte die Zugnummer, die ich schnell vom Smartphone gespickt hatte. – „Der wird fahren, mein Freund!“ Dann schrieb er mir seine Mobilnummer auf einen Bierdeckel: „Wenn Du was Wichtiges hast, ruf einfach durch – ich sehe, was geht. Da machen wir doch keine Welle, hohoho …“.

Und? Glauben Sie’s oder glauben Sie’s nicht: Besagter Montag war tadellos, und auch Mittwoch fuhr der 15.45-er „Berlin-Hannover“ ohne Mucken. Dabei hatte ich Claus nur die ICE-Nummer mit einem „LG Reinhard“ simsen können, weil bei ihm dauernd besetzt war. Super! Also, liebe Bahnleidende, der Claus ist gar nicht so, und wenn Ihr‘s auch versuchen wollt, seine Nummer lautet … Ach, verdammt, Datenschutz! Und außerdem geht mein Platz gleich zuende. Sorry!

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