„Wenn man Politik macht, muss man sowieso die Menschen mögen. Wer die Menschen nicht mag, der soll Fußball spielen und sich beklatschen lassen. Aber wer Politik macht, muss die Menschen mögen. Muss auch manchmal am Menschen verzweifeln können. Aber nicht an der Sache zweifeln. Und Empathie braucht man. Ohne Empathie geht nichts. Ja, ich bin eigentlich ein eher empathischer Mensch. Ich mag auch die, die nicht mit mir einverstanden sind. Ich muss also viel mehr mögen, als mich mögen.“
„Der Kommissionspräsident muss wissen, dass er keine Alliierten hat. Und er kann seine Verantwortung nicht auf andere Schultern verteilen. Sondern sieht, dass viele andere ihre Verantwortung auf seine Schultern verteilen.“
„Ich wünsche uns und Europa wieder mehr Reichtum an Nuancen. Nuancen sind uns abhandengekommen.“
„Wir sind ja Kinder der kontinentalen Sonne. Müssen aber wissen, die (Osteuropäer, K.H.) kommen aus dem Schatten, aus tiefem Schatten. Und man muss diese unterschiedlichen Befindlichkeiten sich aufeinander zubewegen lassen, ohne den Reichtum dessen, was in der unterschiedlichen Befindlichkeit liegt, platt zu walzen.“
„Was ich falsch gemacht habe? Ich habe auf die Britische Regierung gehört. Auf Cameron! Weil er mich als damaliger Premierminister bat, mich nicht einzumischen. Das war ein Fehler, das nicht zu tun. Wir wären als einzige fähig gewesen, die Lügen zu entlarven, die aufgetischt wurden. Es war falsch von mir, in einem entscheidenden Moment zu schweigen.“
„Demokratie ist langsam. Und Demokratie verlangt Geduld. Man darf kein Getriebener sein. Man darf auch nicht allzu sehr treiben. Aber man darf sich den Kräften der Wirtschaft nicht bedingungslos unterordnen. Das tun allzu viele. Auch wer die Wahl gewinnt, hat nicht die Meinungsführerschaft integral für sich in Anspruch nehmen können. Aber ja, Demokratie ist das Ding.“
„Aus Sicherheitsgründen fahre ich seit vielen Jahren nicht mehr Auto. Ich weiß überhaupt nicht mehr, wie ein Auto in Bewegung zu setzen ist. Ich weiß, wie es funktioniert. Aber ich weiß es nur noch theoretisch. Muss also noch einmal den Führerschein machen. Sonst würde ich zur Gefahr für andere werden. Ich muss zu Hause herausfinden, wo die Küche ist und wo was liegt. In meinem Keller kenne ich mich nicht wirklich aus. Ich habe da über Jahre Dokumente, Bücher, ja, eigentlich mehr hin gefegt als geordnet hinterlassen. Nein, ich sehe dem mit einigem Schrecken entgegen. Andere auch.“
„Mich besorgt der Verlust der Scham. Man darf wieder vieles sagen. Und dieser plumpe Satz: man wird doch noch sagen dürfen, ist eigentlich ein sich vor sich selbst verstecken. Man darf eben nicht alles sagen.“
„Ich bin nicht gut für Abschied. Besser schon für Wiedersehen.“
Diese Zitate sind entnommen dem Film ‚Europäer aus Leidenschaft – Jean-Claude Juncker im Porträt‘. Autoren: Barbara Wackernagel-Jacobs und Lukas Schmid, Regie: Lukas Schmid. Ausgestrahlt wurde der Film im SR, in kürzerer Fassung bei arte und Phönix. Ich danke der Produktionsfirma carpe diem Film & TV Produktion GmbH, für die Erlaubnis zum Abdruck der Zitate. Die mündliche Rede wurde beibehalten und an zwei undeutlichen Stellen moderat korrigiert. Die Rechte liegen bei @carpediem.
Klaas Huizing
Klaas Huizing ist Professor für Systematische Theologie an der Universität Würzburg und Autor zahlreicher Romane und theologischer Bücher. Zudem ist er beratender Mitarbeiter der zeitzeichen-Redaktion.