Strahlender Sonnenschein, fröhliche Menschen dichtgedrängt auf der Straße des 17. Juni, die auf dasBrandenburger Tor zuführt: Singen, Jubeln, Klatschen … – noch deutlich erinnere ich mich an den Eröffnungsgottesdienst des Ersten Ökumenischen Kirchentages (ÖKT) im Jahre 2003 in Berlin. Sieben Jahre später, beim Zweiten Ökumenischen Kirchentag 2010 in München, war das Wetter zwar deutlich schlechter, aber vom Regen verschont blieb die Artoklasia, das eindrucksvolle Brotbrechen von gut 20 000 Menschen auf dem Münchner Odeonsplatz.
In diesem Jahr wird man auf solche Bilder verzichten müssen, denn der 3. Ökumenische Kirchentag in Frankfurt/Main vom 13. bis 16. Mai wird leider wie so vieles in diesen Tagen nur digital im Internet stattfinden können. Es geht leider nicht anders, denn die Pandemie hat Deutschland und die Welt noch fest im Griff. Das ist bitter für die Verantwortlichen, die seit März 2020 immer wieder verschiedene Planungsszenarien entwerfen mussten und dabei einem Bäumchen-wechsle-Dich-Spiel zwischen Präsenz-, Hybrid- und Digitalveranstaltungen unterworfen waren.
Es wird alles anders sein müssen, als man es üblicherweise bei diesen spezifischen Großereignissen gewohnt ist, denn natürlich ist für den Kirchentag, den Katholikentag und besonders für die Vereinigung beider, den Ökumenischen Kirchentag, die Nähe, die direkte Begegnung, das fröhlich-freundliche Gewühle und die unverhoffte Begegnung darinnen exakt das, was man neudeutsch für dieses Festival des Glaubens den unique selling point, kurz USP, nennen könnte – also das, worauf es ankommt. Und nun alles leider „nur“ am Zoom oder bei YouTube? Das wird nicht leicht, denn nach gut mehr als einem Jahr hängen vielen Menschen diese Formate sehr zum Halse heraus und manche mögen denken: „Was soll das? Hätte man es nicht lieber ausfallen lassen sollen?“
Nein, hätte man nicht. Und das sei gesagt, obwohl im Moment der Abfassung dieser Zeilen, gut vier Wochen vor Beginn dieses digitalen 3. ÖKT, noch völlig unklar ist, wie viel Beteiligung dieses zeitlich zusammengedampfte digitale Event generieren wird und ob es auch nur annähernd die Medienpräsenz erzielen wird, die unter „normalen“ Bedingungen möglich wäre. Unabhängig davon aber ist absolut zu begrüßen, dass sich die Verantwortlichen zu einer digitalen Form entschlossen haben. Wenn die Umstände widrig sind, muss man eben tapfer auf den Kanälen senden, auf denen es geht! Hier gilt in einem besonderen Sinne der Satz, den einst der tschechische Oppositionelle und spätere Staatspräsident Tschechiens, Václav Havel (1936 – 2011), in ganz anderen Zusammenhängen prägte: „Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat – egal, wie es ausgeht.“ Vielleicht kann dies das heimliche Motto des unfreiwillig digitalen 3. Ökumenischen Kirchentages sein.
Insofern gilt für alle, die das fröhliche geistlich-geistige Treiben in Frankfurt/Main in diesem Jahr vermissen müssen, das offizielle Motto des3. ÖKT unverdrossen weiter: „Schaut hin!“ – vom 13. bis 16. Mai auf www.oekt.de!
Reinhard Mawick
Reinhard Mawick ist Chefredakteur und Geschäftsführer der zeitzeichen gGmbh.