Autonomie und Angewiesenheit

Gespräch mit Friederike Kuster über das Recht, in Ruhe gelassen zu werden und das wachsende Reich der Öffentlichkeit
Foto: privat
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Die Grenzen zwischen Privatem und Öffentlichem verschieben sich immer rascher. Dieser Prozess ist janusköpfig: Freiheitsgewinne auf der einen Seite, auf der anderen droht das Private an eine keineswegs immer wohlwollende Öffentlichkeit ausgeliefert zu werden.

zeitzeichen: Frau Professor Kuster, ist das Private Menschenrecht, ist es Luxus oder etwas dazwischen?

Friederike Kuster: Privatheit ist ganz sicher kein Luxus, sondern ein Grundbedürfnis. Als Grundrecht wird es von den verschiedenen Menschenrechtskodifikationen benannt.

Der Wiener Philosoph Robert Pfaller fragte einmal in einem Interview: "Bin ich da frei, wo ich auf meine kleine einsame Privatexistenz reduziert bin und mir nicht zugetraut wird, über meine Befindlichkeiten hinauszuwachsen? Ich denke, Freiheit liegt in der Öffentlichkeit der Existenz als politischer Bürger gemeinsam mit anderen." Ließe sich das auf die Behauptung zuspitzen, ohne Öffentlichkeit werde das Private leicht vom Schutzraum zum Gefängnis?

Friederike Kuster: Nun, die Bemerkung des Kollegen aus Wien spiegelt das klassische Verständnis von Privatheit und Öffentlichkeit, grundgelegt in der antiken Philosophie: Sich ausschließlich um das Eigene, das idion, bekümmern, macht den Menschen zum idiotes, es borniert. Die Freiheit meines Denkens, Redens und Handelns erfahre ich nur im öffentlichen Raum, in der Kommunikation und in der Interaktion mit den anderen. Die Möglichkeit dazu war im antiken Stadtstaat natürlich nur einer kleinen Schar von privilegierten Männern vorbehalten - dennoch ist es wichtig, an diese grundlegende Idee des Öffentlichen im Sinne der Res publica zu erinnern.

Der erwähnte Robert Pfaller behauptet, hier in Europa werde die Öffentlichkeit von immer mehr Verboten umstellt. Dabei bleibe auf Dauer die Freiheit auf der Strecke.

Friederike Kuster: Man muss sich darüber im Klaren sein, über welche Öffentlichkeit man spricht: von der erwähnten Öffentlichkeit im Sinne der Res publica oder von der juristischen Unterscheidung zwischen "öffentlich" im Sinne des Staatshandelns und dem Privaten, oder schließlich von einem weiten Begriff von Öffentlichkeit, den man am besten negativ bestimmt: Öffentlich ist alles, was nicht im engeren Sinn in meiner Privatsphäre stattfindet. Von der letzteren reden heißt auch, von neuen Formen des öffentlichen gesellschaftspolitischen, sozialpolitischen Engagements reden, also der Zivil- oder Bürgergesellschaft. Diese ist zurzeit gewiss noch eine Sache der intellektuellen Mittelschicht, es handelt sich sozusagen um ein auf Zukunft angelegtes Projekt. Was nun die tatsächlichen oder vorgeblichen Verbote angeht, die unsere Freiheit einschränken, so ist das Bild alles andere als eindeutig. Betrachten wir die Ebene der Gesetzgebung, so erkennen wir auch große Liberalisierungen: Verpartnerung ist möglich. Neue Familien und Eheformen sind möglich. Reproduktionstechnologien. Also ein Zuwachs an Freiheiten. Dem gegenüber stehen gewisse Überreglementierungen. Als eine solche empfinde ich das absolute Rauchverbot in Kneipen. Dieses hat direkt etwas mit der Frage nach dem Verhältnis von privat und öffentlich zu tun. Der Bürger wird hier tatsächlich in seine kleine und einsame Privatexistenz zurückgescheucht. Die Eckkneipen, in denen geraucht wurde, boten einen Raum für öffentliche Kommunikation. Was wäre dagegen einzuwenden, wenn es Raucherkneipen von Rauchern für Raucher gäbe? In dem Totalverbot spiegelt sich ein im Grunde freiheitsfeindlicher Erziehungsfuror.

Eine Vodafon-Werbung sagt sinngemäß: Mehr online, mehr Freiheit. Tatsächlich tun immer mehr Menschen freiwillig Privates im Netz kund. Ist das eine unvermeidliche Entwicklung? Ist sie zu begrüßen?

Friederike Kuster: Die Entwicklung scheint mir unvermeidbar. Ob sie zu begrüßen ist, lassen wir mal dahingestellt. Gewiss ist, dass sich die traditionellen Grenzen zwischen Privatem und Öffentlichem, so wie wir sie kennen und wie ich sie dem bürgerlichen Zeitalter zuordnen würde, seit den Achtzigerjahren immer rascher verschieben. Sie werden durchlässig, sind partiell kaum noch erkennbar. Privates und Öffentliches verleiben sich gewissermaßen gegenseitig ein. Was einst als streng privat und intim empfunden wurde - private Gedanken, individuelle Gefühls- und Stimmungslagen, die ganze Sphäre des Sexuellen, des ehemals Schambesetzten - wird jetzt im Licht der Öffentlichkeit ausgestellt, ausgeleuchtet und besprochen. Das geht so weit, dass selbst das, was die Engländer so schön "the private parts" nennen, die Schamteile, mittlerweile einem gesellschaftlichen Diskurs und einer Normierung unterliegen. Eine Folge ist, dass genitalkosmetische Operationen enorm zunehmen.

Es gibt also gerade für junge Leute einen Normierungszwang?

Friederike Kuster: Es gibt einen extremen Schönheits- und Normierungszwang. Natürlich beruht der nicht auf Gesetzen. Aber es gibt einen schwer deutbaren sozialen Zwang. Marxisten würden sagen, es liege in der Natur des Kapitalismus, sich immer mehr Gebiete gewinnträchtig anzueignen, jetzt sei eben das ehemals Allerintimste dran. Aber diese Erklärung ist natürlich etwas grobschlächtig. Die Erklärungsschwierigkeiten beginnen ja mit der Frage, weshalb machen insbesondere die jungen Frauen das mit? Der Verweis auf die Macht der Mode oder den Zeitgeist reicht da andererseits auch nicht.

Also gibt es auf die Frage, ob die Grenzverschiebungen zwischen Öffentlichem und Privatem sich auf die Freiheit auswirken, keine bündige Antwort?

Friederike Kuster: Jedenfalls keine im Sinne von negativ oder positiv. Das liegt schon am Begriff der Freiheit. Der ist so unbestimmt, dass man eigentlich immer gleich die Frage anschließen muss: Welche Freiheit meinen Sie? Wir sind heute sehr daran gewöhnt, Freiheit als Freiheit der Bewegung aufzufassen, also als die Freiheit, sich in Räumen bewegen zu können. Das ist aber nur eine Art von Freiheit. Schauen wir auf ihre politische Seite, so besteht die Gefahr, dass wir allzu viel Privates oder Intimes in den öffentlichen Raum hineinmüllen - entschuldigen Sie den Ausdruck -, so dass die Inhalte, die uns eigentlich beschäftigen sollten, sofern wir uns als mündige Bürger verstehen, nicht zum Zuge kommen. Auf der anderen Seite leiden die Inhalte darunter, dass die Politik selbst so personalisiert und privatisiert ist, dass die privaten Dinge der jeweiligen Protagonistinnen und Protagonisten mehr Aufmerksamkeit erregen als ihr Programm.

Ist letzteres etwas Neues?

Friederike Kuster: In dieser Intensität schon. Noch vor ein paar Jahrzehnten schaute man nach Amerika und staunte, welch hohen Stellenwert der Faktor des Privaten dort im öffentlichen Diskurs einnimmt. In der alten Bundesrepublik ging es demgegenüber vornehmlich um Rechts und Links, um Programmatiken und Ideologien. Die spielen inzwischen eine nachgeordnete Rolle. Heute dreht sich fast alles um Persönlichkeiten und Personen.

Kommen wir zurück auf den Anteil, den die digitale Revolution an der Ausdehnung des öffentlichen Bereichs hat. Werden Twitter und Konsorten nicht überschätzt?

Friederike Kuster: In gewisser Weise schon. Zwar: Hierzulande leben wir in relativ ruhigen Verhältnissen. Da passiert in diesen Medien außer Privatem kaum etwas. Doch anders, wo diese Medien zur Organisation von politischen Aktionen benutzt werden. Denken wir an die arabische Revolution. Und doch muss man sagen: Lokale Stammesführer, Warlords und so weiter waren viel wichtiger, als das, was die Intellektuellen an ihren Computern gemacht haben. Ähnliches wird sich auch in der Ukraine zeigen, hat sich schon auf der Krim gezeigt: Die Kräfte dahinter sind noch sehr viel altmodischer als das, was sich die Leute an ihren Computern vorstellen.

Als Beweis für die Macht der neuen sozialen Netze werden häufig die Shitstorms angeführt, in denen ein Einzelner dem verbalen Unwillen einer anonymen Masse ausgesetzt wird. Zu Recht?

Friederike Kuster: Denken wir einmal an den Fall, in dem der Talkmaster Marcus Lanz wegen seines Umgangs mit Sarah Wagenknecht einen solchen Shitstorm über sich ergehen lassen musste. Auch ich habe da mein Missfallen geäußert, weil ich es gut fand, dass sich Publikum anders als über die dubiosen Einschaltquoten zu Wort melden kann. Andererseits bleibt festzustellen, dass dies ganz leicht in Gesinnungsmobbing abdriftet. Daran sollte man denken, auch wenn eine im Netz massenhaft vertretene Meinung einmal gerade der eigenen entspricht. Das wird krass sichtbar, wo ein Mensch vorverurteilt und geradezu gesellschaftlich vernichtet wird, wie sich das zum Beispiel im Fall Edathy ereignet. In solchen Fällen wird es ganz schnell für jeden heikel, der das kritisiert, was da in der Öffentlichkeit passiert. Die Diskussion erweist sich sofort als moralisch aufgeblasen, so als bedarf es der Sündenböcke, um dem öffentlichen Moralbedürfnis Genüge zu tun, unabhängig, ob ein Rechtsverstoß tatsächlich stattgefunden hat oder nachgewiesen ist. Gesetzliche Freiräume werden da ignoriert. Gesetz ist nicht alles, heißt es dann, es gibt auch noch so was wie Moral und Sitte und Anstand. Damit treibt man dann einzelne Personen vor sich her durchs Netz.

Kommen wir auf ein anderes Thema. Sie beschäftigen sich auch mit der Frage von Privatheit und Öffentlichkeit in der Pflege. Gibt es denn da ein Problem?

Friederike Kuster: Ja. Und dieses Problem ist ein Teil der Transformation von Privatheit und Öffentlichkeit. Privatheit meinte immer auch den Bereich des Häuslich-Familiären, der häuslichen Lebenssorge. In ihm erleben wir ungefähr seit dreißig Jahren eine "stille Revolution". Grundsätzlich ist an die Unterscheidung von Produktion und Reproduktion zu erinnern. Die Reproduktionsarbeit war von jeher im häuslichen Bereich angesiedelt. Das hat sich schon sehr verändert und ändert sich weiter, einerseits durch die Emanzipationsbestrebungen der Frauen, andererseits aber auch durch das von der EU verordnete Adult-Worker-Modell. Dieses löst das Familienernährermodell ab - jeder erwachsene Bürger der EU soll arbeiten. Insofern treffen sich jetzt Emanzipationsforderungen aus der zweiten Frauenbewegung, aus den Siebzigerjahren, die darauf bestanden, dass Arbeit im häuslichen Bereich entfremdete Arbeit ist, auf die EU-Politik und das Interesse der Wirtschaft, Frauen in den Produktionsbereich einzugliedern.

Was ist denn, wenn tatsächlich alle erwachsenen Bürger arbeiten?

Friederike Kuster: Ja, wer kümmert sich um den Reproduktionsbereich? Das Problem wird unter dem Begriff der Doppelbelastung als ein spezifisches Frauenproblem behandelt. Tatsächlich wird Pflege im Haus entweder von Frauen unter Doppelbelastung erledigt oder auf Erwerbsmigrantinnen verlagert. Man spricht von "the Chain of Care", der Pflegekette. Im Grunde aber ist dies kein spezifisches Problem von Frauen, auch wenn es immer noch vornehmlich auf ihrem Rücken ausgetragen wird. Heute stellt sich die Frage: Was alles aus dem Bereich der Lebenssorge kann man auf den Sozialstaat übertragen? Offensichtlich ist das begrenzt. Wir bekommen zunehmend ein Problem mit allem, was zur Praxis der Lebenssorge gehört.

Daher wird die Pflege von pflegebedürftigen Menschen zunehmend ausgelagert in öffentliche Einrichtungen?

Friederike Kuster: Ja. Aber der Trend kennt auch sein Auf-und-Ab. Mit dem Aufkommen sozialstaatlicher Regelungen wurden zunehmend Tätigkeiten, die im Haus erledigt wurden, der staatlichen Fürsorge im weitesten Sinne anvertraut. Seit den Achtzigerjahren will der Staat sich aus diesen Angelegenheiten eher heraushalten - die Stichworte lauten "schlanker Staat" und "Privatisierung". Letztere hat in diesem Zusammenhang nichts mit dem Bereich der Häuslichkeit, sondern mit der Welt des Marktes zu tun. Pflege - der englische Begriff "care" ist übrigens passender, weil umfassender, bei uns denkt man fast ausschließlich an Altenpflege - ist nun offen für marktliche Bewirtschaftung. Auch das ist zwiespältig: Es bedeutet Befreiung von der Verpflichtung, Angehörige zu pflegen, aber eben nur nach dem Maß der jeweiligen Kaufkraft. Es hängt von der Vermögens- und/oder Einkommenslage - ich vermeide jetzt das Wort Klassenlage - ab, welche Art und welche Qualität von Pflege man sich leisten, also kaufen kann. Ein wenig zynisch gesagt: Wer das Geld hat, kann sich würdevolle Pflege leisten, wer nicht, der nicht.

Bei den Pflegenden kommt das Geld allerdings nicht an, sie gehören zu den notorisch Schlechtverdienenden.

Friederike Kuster: Die gesellschaftliche Geringschätzung der Arbeiten, die innerhalb des Hauses stattfinden, ist uralt, und diese Arbeiten wurden und werden überwiegend von den Frauen verrichtet.

In einer Gesellschaft, wo Anerkennung sehr stark über Geld läuft, ist unentgeltlich verrichtete Arbeit "minderwertig" (schon das Wort erinnert an den Geldwert), man hat sich schwer getan, Hausarbeit überhaupt Arbeit zu nennen. Die erwähnte Geringschätzung verschärft sich noch, wenn es sich um Tätigkeiten handelt, die etwas mit der Gebrechlichkeit des Körpers zu tun haben, mit der Angewiesenheit des Menschen und, nicht zu vergessen, mit der Beseitigung und Entsorgung von Schmutz.

Geringgeschätzt wird sogar alles, was mit der Aufzucht von Kindern zu tun hat. Deutschland leistet es sich nach wie vor, Erzieher und Erzieherinnen schlecht zu bezahlen, obwohl man weiß, dass die besseren Schulergebnisse in den skandinavischen Ländern auch damit zusammenhängen, dass dort Erzieher und Erzieherinnen bezahlt werden wie bei uns Studienräte.

Wie steht es um das Verhältnis von Schamhaftigkeit und Körperverachtung in der öffentlichen - also der nicht-häuslichen - Pflege?

Friederike Kuster: Nun, wir wissen, dass der Körper in unserer Gesellschaft nicht durchweg verachtet wird - ganz im Gegenteil, wenn er nur jung und schön genug ist. Schambesetzt und tabuisiert ist der Körper, wo er von unserer existentiellen Endlichkeit zeugt, von Versehrtheit, von Gebrechlichkeit, vom Altern. Gezeigt wird nur der gestählte, schöne, kraftvolle, leistungsbereite junge, sexuell und erotisch attraktive Körper. In der Pflege gibt es eine gewisse Paradoxie: Bezeichnet man die Verlagerung der Pflege in den aushäusigen Bereich, also in Pflegeheime, als eine in die Öffentlichkeit, so ist damit keineswegs die öffentliche Ausstellung der nicht mehr attraktiven Körper und der möglicherweise altersversehrten Persönlichkeiten verbunden, eher schon geht es um das Gegenteil, ein Verbergen.

Es gibt ja auch eine physische Privatheit, in der ich selber entscheide, wer mich anfassen darf. Sie geht in der Pflegesituation häufig verloren. Ist dies nicht auch mit einer Würdebeeinträchtigung verbunden?

Friederike Kuster: "Würde" wäre möglicherweise vor diesem Hintergrund differenzierter zu bestimmen, als wir es gemeinhin tun. Sie hat vorrangig etwas mit der Vorstellung zu tun, dass der Mensch ein autonomes, also selbstbestimmtes Individuum ist. Das ist in dieser Ausschließlichkeit falsch, weil zu einseitig. Autonomie als die Fähigkeit zur individuellen Selbstbestimmung ist ein Wert. Dem nähern wir uns im Leben mehr oder minder an: Ich selbst entscheide, wie ich leben möchte, was aus mir werden soll, welchen Neigungen ich nachgehen, welche Vorlieben ich ausleben will. Der Rechtsrahmen, in dem wir leben, gestattet dies, das ist sozusagen das liberale Setting. Aber natürlich gibt es immer auch Erfahrungen, die dem Ideal der Autonomie widersprechen, Erfahrungen von Ohnmacht, von Misslingen und Scheitern. Vieles bleibt unverfügbar. Und es ist ja nicht einmal so, dass die Autonomie (wenn wir den Begriff mal relativ nehmen) immer auf der gleichen Höhe bleibt. Es gibt auch den Verlust von Handlungsspielräumen. Wir sind auch Kreatur, endliche, leibliche Wesen, Begehrende. Auch im Begehren sind wir angewiesen auf andere - man kann auf verschiedene Arten begehren, nicht nur sexuell. Jedes Begehren ist auf Antwort angewiesen, auf Interaktion.

Wir sind alle abhängig von anderen, unabhängig von traditionellen Beziehungsmustern. Es mag sein, dass Frauen sich traditionell mehr als in Beziehung befindlich erlebt, Männer mehr die Vorstellung vom abgegrenzten, autonomen Subjekt kultiviert haben. Wir können jetzt beobachten, dass die Grenzen dieser Reviere durchlässig werden - nicht zuletzt ein Verdienst der Vermischung von Öffentlichem und Privatem. Und nochmal zur Würde: Sie sollte beides umfassen, Autonomie und Angewiesenheit.

Frau Kuster, wie halten Sie es mit Ihrer Privatsphäre?

Friederike Kuster: Oh, sie ist mir heilig, definiert als "The right to be left alone" - so haben zwei amerikanische Wissenschaftler Privatheit gekennzeichnet, und das trifft, finde ich, einen schönen Aspekt, nämlich das Recht, in Ruhe gelassen zu werden. Nicht gestört zu werden. Privatheit war von Anbeginn ein staatsabweisendes Grundrecht - der Einfluss des Staates endet an der Tür. Und nicht nur der Staat bleibt außen vor: Privatsein bedeutet das Recht, alles nach draußen verweisen zu dürfen, sich ausklinken, ganz legitim für sich sein zu können. Das ist ein Recht, um das zu kämpfen sich lohnt, wo es bestritten oder eingeschränkt wird.

Friederike Kuster ist Professorin für Philosophie an der Bergischen Universität Wuppertal. Ein Schwerpunkt ihrer Forschungen ist der Zusammenhang von Familie und Staat. Sie ist Mutter von zwei Töchtern und kennt die Dynamik von beruflicher Karriere und Familienaufgaben aus eigener Erfahrung. Friederike Kuster ist Mitherausgeberin der Zeitschrift "feministische studien".

Das Gespräch führten Helmut Kremers und Katharina Lübke am 21. März 2014 in Wuppertal.

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