"Aus weniger mehr machen"

zeitzeichen: Herr Schäfer-Gümbel, die US-Regierung zerschlägt die Strukturen ihrer Entwicklungszusammenarbeit und löst die koordinierende Behörde USAID auf.

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Thorsten Schäfer-Gümbel

Thorsten Schäfer-Gümbel ist Politikwissenschaftler. Er ist seit November 2022 Vorstandssprecher der Deutschen Gesellschaft für Internationalen Zusammenarbeit (GIZ), deren Vorstand er seit 2019 angehört. 

Bonhoeffer ohne Authentizitätsfimmel

Bonhoeffer ohne Authentizitätsfimmel

Wie eine Aneignung des evangelischen Theologen und Widerstandskämpfers gelingen kann
Foto: privat

Vor 80 Jahren, am 9. April 1945, wurde Dietrich Bonhoeffer im KZ Flossenbürg hingerichtet. In den vergangenen Tagen und Wochen sind zahlreiche Beiträge zum Gedenken an diesen außergewöhnlichen Theologen des 20. Jahrhunderts und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus erschienen. Zum Beispiel in den zeitzeichen ein Interview mit Wolfgang Huber über Bonhoeffer als „unerreichtes Vorbild“. 

Die Mehrzahl der medialen Beiträge zu diesem runden Bonhoeffer-Gedenktag befasst sich jedoch mit den Versuchen der politischen Rechten, Bonhoeffers Leben und Denken für ihre Zwecke zu missbrauchen. Aufhänger dafür ist die neueste Verfilmung seines Lebens, die seit einigen Wochen auch in Kinos in Deutschland zu sehen ist. Die neueren Aneignungsversuche der Neuen, extremen und/oder äußersten Rechten reichen gleichwohl schon fast 20 Jahre zurück. 

Rechtsradikale "Mahnwache"

Im Jahr 2009 erschien dann die Bonhoeffer-„Biografie“ von Eric Metaxas, auf die sich der neue Spielfilm und seither reichlich weitere Übernahmegesten beziehen. Vor neun Jahren immerhin trat ein „Pfarrer“ der Neuen Rechten mit Bonhoeffer im Gepäck bei einer rechtsradikalen „Mahnwache“ nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz in Berlin auf.

Zum Kulturkampf um Bonhoeffer wurde in den vergangenen Wochen und Monaten bereits eine Menge geschrieben und diskutiert (auch in den zeitzeichen), das ich an dieser Stelle nicht wiederholen muss. Insbesondere die Kritik der Bonhoeffer-Nachfahren und von Bonhoeffer-Expert:innen aus der Theologie ist ja bereits seit dem Oktober 2024 bekannt – schön, dass rund um den Todestag nun auch so viele nicht-kirchliche und an Theologie sonst desinteressierte Medien das Thema für sich entdeckt haben.

Ratlos und unbefriedigt

Eine Beobachtung aber will ich mitnehmen: Die Kritik am Film – und im weiteren Sinne: an der Vereinnahmung durch die politische Rechte - macht sich nicht zuletzt daran fest, dass es so wie dargestellt nicht gewesen sei. Und noch viel mehr: Dass er, Bonhoeffer, so nicht gewesen sei. Natürlich haben die Kritiker:innen, darunter eminente Bonhoeffer-Expert:innen, mit ihren Gegendarstellungen mehr Recht als die ziemlich sorglos mit historischen Ereignissen hantierenden Filmemacher – und im weiteren Sinne: jene rechten Denker:innen, die sich selektiv bei Bonhoeffer bedienen.

Mich lassen die Widersprüche gegen die rechte Vereinnahmung aber auch ein Stück weit ratlos und unbefriedigt zurück. Vielleicht, weil sie angesichts der Verkürzung nicht zu einer „selbstkritischen Prüfung“ durchdringen, wie sie Wolfgang Huber im zeitzeichen-Interview auf Bonhoeffers Formulierungsgabe Bezug nehmend ganz knapp erwähnt. Der Streit über die Authentizität von Bonhoefferdarstellungen scheint mir an der entscheidenden Tatsache doch vorbeizugehen, dass wir den authentischen Bonhoeffer eben nicht haben. 

Verkaufsfördernde Kulisse

Im Anschluss an die Lektüre dieses, gerade in diesen Tagen für kultur- und literaturinteressierte Leser:innen aufschlussreichen, Artikels über „Aneignung in der Holocaust-Literatur“ von Christian Dinger bei 54Books will ich den 80. Todestag Dietrich Bonhoeffers zum Anlass nehmen, doch noch einmal – und nicht exklusiv mit dem Blick nach Rechts, sondern selbst-kritisch – über die Aneignung seines Lebens und Wirkens nachzudenken. Denn auch mit Bonhoeffer wurde und wird „gespielt“, „sei es als schiefer historischer Vergleich, um Aufmerksamkeit für propagandistische Zwecke zu generieren, oder als verkaufsfördernde Kulisse für kitschige Liebesgeschichten“. 

Solche „Spielchen nicht zu wiederholen, darum wird es in der nun beginnenden Ära der Nachgeborenen mehr denn je gehen“, ist sich Dinger im Blick auf das Shoah-Gedenken sicher. Und ich meine, das trifft auch auf den wichtigsten evangelischen Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus zu. Vor zehn Jahren hatte ich mir eine „gründliche Historisierung“ Bonhoeffers gewünscht, seine Einordnung in die Kirchen- und Dogmengeschichte des 20. Jahrhunderts - eingedenk dessen, dass wir nun im 21. Jahrhundert leben.

Schiefe Bahnen

Damit ist natürlich nicht gemeint, Bonhoeffer sein zu lassen, aber doch, ihn Bonhoeffer sein zu lassen. Angesichts Bonhoeffers selbstkritisch zu werden, müsste bedeuten, auch kritisch mit der eigenen Aneignung seines Lebens und Wirkens umzugehen. Christian Dinger ruft dazu in seinem 54Books-Artikel Jens Balzers Essay „Ethik der Appropriation“ auf. Ich übertrage hemdsärmelig: 

Eine gute Aneignung Bonhoeffers ist sich stets der Tatsache bewusst, dass sie gerade nicht den authentischen Bonhoeffer produziert. Aneignung wird dann übergriffig, wenn sie sich nicht allein inspirieren lässt, sondern die Quelle(n) der Inspiration verschwinden lässt und sich selbst als authentisch missversteht. 

Auf welche schiefen Bahnen man gerät, wenn man den wahren, authentischen Bonhoeffer zeigen will, zeigt der aktuelle Bonhoeffer-Film sehr gut, der um der guten Geschichte Willen selbst überprüfbare historischen Fakten zu losen Anhaltspunkten degradiert (s. zeitzeichen-Rezension von Philipp Gessler). Aber auch so manche der gut gemeinten Gegendarstellungen rutscht doch wieder und wieder in diese ausgefahrene Fahrrinne: Vor allem, wenn sie Bonhoeffer ganz dringend „in Schutz nehmen“ will. 

Aus zweiter Hand

Dabei ist „ein respektvoller Umgang“ mit Bonhoeffer „in der Ära der Nachgeborenen“ selbstverständlich möglich, wenn wir anerkennen, dass jedes Reden über ihn „Erzählen aus zweiter Hand“ ist. Hat genau das nicht bereits mit der Zusammenstellung der „Ethik“ und von „Widerstand und Ergebung“ durch Eberhard Bethge begonnen? Und erzählen nicht auch wir – wie die Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Christiane Tietz im evangelisch.de-Interview – vor allem von unseren Begegnungen mit Bonhoeffer, teilen bereits unsere Überschreibungen und Aneignungen mit?

Wenn wir den Authentizitätsfimmel bei Bonhoeffer lassen, dann können uns sicher gute, sinnvolle Aneignungen gelingen. Aus der digitalen Entfernung, vermittelt über den Instagram-Auftritt der Präses der EKD-Synode, Anna-Nicole Heinrich, (s. hierhier), habe ich in den vergangenen Tagen beobachten können, wie sich bei einer internationalen Werkstatt im KZ Flossenbürg junge Menschen mit Bonhoeffers Optimismus auseinandergesetzt haben: „Mag sein, dass der Jüngste Tag morgen anbricht, dann wollen wir gern die Arbeit für eine bessere Zukunft aus der Hand legen, vorher aber nicht.“ 

Unbehagliche Heldenverehrung

Auch so ein Bonhoefferscher „Schlüsselsatz“ (Wolfgang Huber). Und dazu noch einer, der in die Zukunft weist! Ein Satz, der nicht auf Bonhoeffer als Märtyrer und „unerreichtes Vorbild“ abstellt. Mir sind solche Label allesamt ein bisschen too much, so richtig sie auch sind und so gut gemeint sie auch vorgebracht werden. Im besten Fall spricht aus ihnen die Demut der Nachgeborenen, deren Glaubwürdigkeit ich nicht anzweifeln will. Mein Unbehagen mit den großen Zuschreibungen rührt aus der Vermutung her, dass wir, indem wir Bonhoeffer als Helden verehren, auch die politischen Bedingungen, die ihn zu seinem Denken und Handeln zwangen, voreilig historisieren – so als ob uns derartige Bedrängungen nur noch als Zuschauer:innen auf der Leinwand, aber nicht im real life begegnen können.

In dem kurzen Absatz über Optimismus aus „Widerstand und Ergebung“ (hier beim Dietrich-Bonhoeffer-Portal), aus dem das „Jüngste-Tag“-Zitat stammt, werden so aktuelle Fragen wie Generationengerechtigkeit, Mut, christliche Hoffnung und Resilienz angetippt. Und welche:r Nachrichtenkonsument:in verspürt in diesen ersten Wochen der zweiten Präsidentschaft Donald Trumps und angesichts der deutschen Regierungsfindung nicht mindestens Ermüdung, wenn nicht eine erhebliche Hoffnungsinsuffizienz? 

Folgen des eigenen Handelns

„Den Optimismus als Willen zur Zukunft soll niemand verächtlich machen“ – Ist es nicht erstaunlich, dass so ein Satz heute junge Menschen bewegt, herausfordert, mitnimmt. Womöglich geht es gar nicht darum, wie Bonhoeffer gewesen ist (oder nicht) oder wie er zu sein, sondern heute zu hoffen und „in der gegebenen Situation“ für die Folgen des eigenen Handelns einzustehen.

„Es gibt Menschen, die es für unernst, Christen, die es für unfromm halten, auf eine bessere irdische Zukunft zu hoffen und sich auf sie vorzubereiten. Sie glauben an das Chaos, die Unordnung, die Katastrophe als den Sinn des gegenwärtigen Geschehens und entziehen sich in Resignation oder frommer Weltflucht der Verantwortung für das Weiterleben für den neuen Aufbau, für die kommenden Geschlechter. Mag sein, dass der Jüngste Tag morgen anbricht, dann wollen wir gern die Arbeit für eine bessere Zukunft aus der Hand legen, vorher aber nicht.“

(Widerstand und Ergebung, DBW Band 8, Seite 36)

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Mit den Cowboys und Arnold Schönberg

Mit den Cowboys und Arnold Schönberg

Angesichts der Weltlage über den Frieden singen? Das überfordert - und passt genau deswegen
Foto: Christian Lademann

Jeden Donnerstag ab 19.45 Uhr mühe ich mich mit dem Frieden ab. Die Noten werden aufgeschlagen in der Kasseler Martinskirche und wir singen Stücke des Komponisten Arnold Schönberg (1874-1951). Los geht es mit dem Chorwerk „Friede auf Erden“. Alle Nicht-Musiker können sich das etwa so vorstellen: wenn Bach-Singen Dreiradfahren wäre, dann wäre Schönberg-Singen eher Einrad-Fahren auf dem Drahtseil. Ehe man sich versieht, ist man wieder aus dem Sattel gekippt irgendwo in Takt 123. Der Frieden in Schönbergs Werk ist ein gebrochener. 

In dem Gedicht von Conrad Ferdinand Meyer, das Schönberg vertont, wird der Frieden verheißende Gesang der Engel in der Weihnachtsgeschichte konfrontiert mit all den blutigen Taten im Laufe der Zeit. Dann spricht das Gedicht von dem unerschütterlichen Glauben an eine Gerechtigkeit, die sogar in Kriegszeiten wirke und schließt mit der Hoffnung auf eine Zukunft, in der sich der Frieden aus eigener Kraft durchsetzen werde. Manches Mal, wenn ich da donnerstags in der Kirche sitze und mit Anstrengung und Falten auf der Stirn versuche die Alt-Stimme zu singen, denke ich: ja, so fühlt sich das an, wenn die Welt gegenwärtig um den Frieden ringt, immer kurz davor, vom Drahtseil zu rutschen. Wenn ich dieses Werk singe, habe ich das Gefühl, dass kaum etwas ferner ist als dieser Friede, der da am Ende verheißen ist und doch kann ich nicht anders als davon zu singen mit all den Dissonanzen.

Ewiger Frieden?

1928 verfasst Schönberg einen Essay unter dem Titel „Fehlt der Welt eine Friedenshymne?“ Darin wird sein eigenes ambivalentes Verhältnis zu einer Möglichkeit des Friedens deutlich, indem er schreibt: „Wenn es vielleicht richtig ist, dass man religiös sein muß, wenn man Kirchenmusik schreibt, verliebt, wenn man Liebeslieder (…) schreiben will, so muß man doch gewiß nicht verwundet sein, um einen Verwundeten und sterbend, um einen Sterbenden zu schildern. Und so wäre es gewiß möglich, eine Friedenshymne zu komponieren, ohne daß man an einen ewigen Frieden glaubt.“

Wir proben das Stück für eine Aufführung, die anlässlich des 80. Jahres nach Kriegsende stattfinden wird. Noch ein weiteres Werk Schönbergs wird an dem Abend zur Aufführung kommen, nämlich „Ein Überlebender aus Warschau“. In diesem Melodram wird die Niederschlagung des Aufstands im Warschauer Ghetto geschildert mit einer Brutalität und Intensität, die einem den Atem stocken lässt. Nach dem Krieg war Schönberg der erste, der sich traute, mit diesem Werk von der Shoah mit musikalischen Mitteln zu erzählen. 

Musizierende Cowboys

Zur Geschichte dieses Werkes gehört eine skurrile Uraufführung. Kurt Frederick, ein Exilant und Musiklehrer aus Albuquerque (New Mexico) war ein großer Verehrer Schönbergs und bat ihn um die Ehre, den „Überlebenden aus Warschau“ uraufzuführen. Da der eigentliche Auftraggeber des Werkes kalte Füße bekam und es nicht zur Aufführung bringen wollte, erlaubte Schönberg Frederick die Uraufführung. Der hatte nicht mehr zur Verfügung als ein Orchester, das aus einem Haufen Cowboys bestand und so übten diese Cowboys in monatelanger Schwerstarbeit dieses viel zu anspruchsvolle Stück und brachten es schließlich in einer Turnhalle zur Aufführung. Als nach dem ersten Musizieren keine Reaktion vom Publikum kam, musizierten sie es erneut. Danach folgte frenetischer Applaus. 

Mich berührt dieses Bild sehr. Ein Haufen Cowboys, die eigentlich völlig überfordert sind mit diesem Notentext und trotzdem alles daransetzen, den schreienden Ungerechtigkeiten der Shoah einen Klang zu geben und am Ende das Schma Jisrael intonieren. Mich begleitet das Bild dieser Uraufführung seit einigen Wochen. Für mich ist es wie ein Sinnbild geworden für das Ringen um Frieden in einer kriegsdurchfurchten Welt. Mit der weißen Taube und dem Zweig im Schnabel kann ich schon länger kaum noch etwas anfangen. Zu oft ist sie verkitscht worden, gerade in letzter Zeit. Die Cowboys aus Albuquerque sind mein Bild vom Frieden in diesen Tagen. Menschen, die völlig überfordert sind und dennoch gemeinsam diese Musik machen, so gut sie eben können. Oft spüre ich Ohnmacht angesichts der politischen Großwetterlage und all dem, was sich da vor unseren Augen im Moment weiter dramatisiert. Nichts kann ich tun, um die politische Weltbühne zu beeinflussen. Aber was ich tun kann, ist jeden Donnerstag um 19.45 Uhr aufs Einrad steigen und Schönberg singen unter größter Anstrengung und Einsatz, wie ein echtes Cowgirl eben. 

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Katharina Scholl

Dr. Katharina Scholl ist Studienleiterin am Evangelischen Studienseminar Hofgeismar. Zuvor war sie Gemeindepfarrerin in Hanau-Großauheim.

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Orientierend und inspirierend

Orientierend und inspirierend

Dietrich Bonhoeffers bleibende Bedeutung für uns heute
Foto: Diakonie/Die Hoffotografen

Auf der Suche nach einem inspirierenden Ort für einen Klausurtag mit einem kleinen Team der Diakonie Deutschland fiel unsere Wahl neulich auf die Erinnerungs- und Begegnungsstätte Bonhoeffer-Haus in der Marienburger Allee im Berliner Westend. Ab 1935 lebte Dietrich Bonhoeffer dort bei seinen Eltern Paula und Klaus und seiner Großmutter, wenn er in Berlin war. Betritt man das bürgerliche Wohnhaus, erahnt man, wie sehr das liberale Elternhaus, wie sehr humanistische und naturwissenschaftliche Bildung, wie sehr die Erziehung zu einer verantwortungsbewussten Haltung und der Familienverbund Bonhoeffer geprägt haben. Nicht zuletzt in der Geborgenheit dieser Familie entwickelten sich Zivilcourage und der Widerstand gegen das NS-Regime. Der besonderen Atmosphäre des Studierzimmers Bonhoeffers im Dachgeschoß kann sich kaum jemand entziehen, dem Bonhoeffers Theologie und sein mutiges Zeugnis etwas bedeuten.

Umgeben von einer etwas in die Jahre gekommenen, aber immer noch sehenswerten Fotoausstellung zu Leben und Werk des Theologen konnten wir uns im Tagungsraum der Erinnerungsstätte Themen zuwenden, die uns in der Diakonie beschäftigen: die gesellschaftliche Polarisierung, die Gefährdung von Demokratie und Rechtsstaat, Anerkennung und Aufarbeitung sexualisierter Gewalt, ungelöste sozial- und gesundheitspolitische Probleme und die Frage, wie die Diakonie ihren Auftrag, für Menschen in Not mit Unterstützungs- und Betreuungsbedarf da zu sein, heute bestmöglich erfüllen kann.

Nein, wir haben nicht erwartet, bei Bonhoeffer konkrete Antworten auf diese Fragen zu finden. Jede Zeit braucht ihre eigenen Antworten. Doch das theologische Nachdenken Bonhoeffers kann uns in unserer Arbeit inspirieren und orientieren – auch für inhaltliche Weichenstellungen in der Diakonie. Es ermutigt, sich couragiert für die Menschenwürde einzusetzen, nicht zu schweigen, wenn Unrecht geschieht und Menschen herabgewürdigt werden. Es ermahnt uns, die Welt aus der Perspektive „der Aus­geschalteten, Beargwöhnten, Schlechtbehandelten, Machtlosen, Unterdrückten und Verhöhnten, kurz der Leidenden“ (Widerstand und Ergebung, DBW, Band 8, Seite 38) zu sehen und im Leiden des Nächsten Christus zu erkennen. Bonhoeffer macht deutlich, dass eine Kirche – und damit auch die Diakonie – nur Kirche ist, wenn sie für andere und mit anderen da ist, wenn sie Menschen in Not und Angst zur Seite steht, wenn sie Partei nimmt für Mitmenschlichkeit, für Recht und Gerechtigkeit.

Es ist ein Segen, dass das Bonhoeffer-Haus als Erinnerungsort erhalten, genutzt und weiterentwickelt wird, dass in diesem geschichtsträchtigen Haus an das Versagen unserer Kirche in der NS-Zeit, an den Mut und die Zivil­courage Einzelner und an das Erbe Bonhoeffers erinnert wird. Der Vereinnahmung dieses Erbes durch nationalistische und rechtsextreme Kreise und der ideologischen Instrumentalisierung durch religiöse Fanatiker treten die hier engagierten Menschen entschieden entgegen. Auch das verdient großen Respekt. Über die erinnerungskulturelle Arbeit hinaus ist es ein wunderbarer Ort für ein vertieftes Nachdenken über das, was uns in unserer diakonischen Arbeit leitet. Ein Besuch lohnt, unbedingt. 

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Rüdiger Schuch

Pfarrer Rüdiger Schuch ist Präsident der Diakonie Deutschland in Berlin und Herausgeber von zeitzeichen.

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Erlösung durch Koslowski

Erlösung durch Koslowski

Punktum

Kürzlich lernte ich in einer angesehenen Fernsehsendung, es war der Presse­club des WDR, durch einen jungen Kollegen das Wort „Clusterfuck“ kennen. Das ist meines Erachtens nach zwar auch kein deutsches, aber zu­mindest doch ein noch drastischeres Wort für das, was aller­orten mit „Dysfunk­tionalität“ bezeichnet wird.

Wovon ich rede? Na davon, wie sich alles zurzeit irgendwie anfühlt, nämlich, dass „es“ den Bach runtergeht. You know what I mean … Aber wenn man inmitten dieser mühseligen Wirklichkeit dann auch noch einen elfteiligen Schlüsselbund verliert, an dem neben den Wohnungsöffnern (ersetzbar – nur beim Haustürschlüssel müsste man beim Vermieter antichambrieren, könnte unangenehm werden, aber ist überlebbar), dem Fahrradschlüsselchen (seufz, es war der letzte dieses ABUS-Stammes, und Du Schlunz hast vergessen ihn nachzumachen, als der erste abbrach, insofern muss das Über-100-Euro-Schloss aufgeknackt werden) leider auch noch die hoch und heilig anvertrauten Schlüssel für das Kirchengebäude hängen (Mein Gott, die machst Du doch sonst immer nur separat dran, warum hast Du sie an diesem vermaledeiten Tag gen Berlin mitgeschleppt!!), dann droht es echt peinlich zu werden, sprich ärgerlich, dann tanzen Larmoyanz und Angst einen Pas de deux.

Doch wie heißt es in Hölderlins Hymne Patmos: „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch.“ So widerfuhr es auch mir: Ich musste den dicken Bund im ICE verloren haben, hatte das annonciert – Verlustmeldung Online­formular –, und nach zehn (!) Tagen klingelte das Telefon: „Hier Koslowski, Bahnfundbüro Wuppertal, ich glaub, wir hamm Ihr Teil …“. Herrlich. Danke. Halleluja. Und sollte ich jemals über Erlösung im Alltag sprechen müssen, den Einstieg hätte ich, und der Reiß­verschluss der Tasche, wo der Schlüssel ruht, der bleibt künftig ewig im ICE verschlossen. Hoffentlich …

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