Der Kunst das Wort zurück

Wege aus der Misere der documenta 15
Graffiti am Rande der documenta
Foto: Stephan Kosch
Graffiti am Rande des Friedrichsplatz, dem zentralen Platz der documenta.

Bald endet die documenta 15. Sie hat dem globalen Süden einen Bärendienst erwiesen, meint Volker Küster, Professor für Religionswissenschaft und Missionswissenschaft an der Universität Mainz. Er würde sich wünschen, dass die vom Geist der Befreiung inspirierten Werke in einen Dialog eintreten mit den propagandistischen Repräsentationen des Palästina-Konfliktes und diese daraufhin befragen würden, wessen Leiden und Verfolgung hier verschwiegen wird.

Ein Ort des Grauens – und der Inspiration für einen interkulturellen Theologen: In und um St. Kunigundis, einer nicht mehr genutzten aber noch nicht profanierten katholischen Kirche in Kassel-Bettenhausen inszeniert das Künstler:innenkollektiv Atis Rezistans afro-haitianischen Voodoo, mit einem Pandämonium von Figuren mit menschlichen Schädeln. Eine „Ghetto-Biennale“, aus dem Inferno Haitis kommend, einem „failed state“, der nach der erfolgreichen Sklavenrevolution (1804) von der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich zu Reparationszahlungen gezwungen wurde und heute als Agrarland von der Weltgemeinschaft sich selbst überlassen wird. Der Ort des Geschehen ist der ehemalige Kassler Industrie- und Arbeitervorort Bettenhausen, selbst vom Strukturwandel geplagt. Was geschieht in diesem „Zwischenraum“? Wäre das in einer katholischen Kirche auf Haiti so möglich oder bedarf es der Distanz und der Verfremdung? Wie reagieren die lokalen katholischen Gläubigen darauf? Beim Blick über den Zaun des Kirchengartens kommt aber noch eine andere Frage auf: Inwieweit könnte es befreiungstheologisch zu einem Dialog über soziale Marginalisierungsprozesse kommen?

Um das traditionelle Zentrum der documenta, den Friedrichsplatz, gibt es weitere solcher kreativer Irritationen westlicher Seh- und Lebensgewohnheiten zu entdecken. Das Wajukuu Art Project etwa ist direkt einem der Slums von Nairobi, Kenia entsprungen. Einige seiner Mitglieder kommen aus der Kriminalität, andere sind darin zurückgefallen, wie eines der Mitglieder im begleitenden Film erzählt. Mit einem Gang aus rostigem Wellblech, in dem Marktklänge ertönen haben sie dem Eingang der documenta Halle Ghettoflair verpasst. Im Foyer sind einige ihrer beindruckenden Skulpturen ausgestellt, dem Medium der Wahl in der traditionellen afrikanischen Kultur. Der Film zeigt auch die Arbeit der Künstler-Aktivist:innen mit Kindern aus der Nachbarschaft. Empowerment ist integraler Bestandteil ihrer künstlerischen Existenz. Nicht nur den Theologen faszinieren die Videoinstallationen der usbekischen Filmemacherin Saodat Ismailova in den Gewölben unter dem Fridericianum, die um die Chilltan, Gestaltwandler, des zentralasiatischen Schamanismus kreisen. Die Besucher:innen liegen auf den ausgebreiteten bunten Decken und lassen sich mit in eine fremde Welt nehmen. Erneut diese aufregende Mischung aus Kampf und Kontemplation.

Armut und Unterdrückung

Die Transzendenzerfahrungen setzten einen Kontrapunkt zu den überwiegend politischen generativen Themen der Schau: Armut und Unterdrückung, Erfahrung und Aufarbeitung von Diktatur, Militarismus und Korruption. Der globale neo-liberale Kapitalismus wird als Wurzel allen Übels entlarvt. Dem setzten die Künstler:innenkollektive Empowerment durch Kreativität entgegen. So begibt sich das koreanische Kollektiv ikkibawiKrrr im Ottoneum in der meditativen Videoinstallation Tropical Story auf die Spuren des japanischen Kolonialismus in Asien. Ein zweiter Raum ist der Insel Cheju gewidmet. Das Video Seaweed Story, in dem Taucherinnen (haenyeo) das Volkslied Arirang singen, setzt trotzig auf kulturelle Tradition und lokale Ökonomie gegen Militarismus, konfuzianistisches Patriachat und japanischen Sextourismus.

Auch die Bearbeitung der ökologischen Krise nimmt breiten Raum ein, nicht nur beim in der Berichterstattung über diese documenta oft gezeigten Return to SenderDelivery Details des Nest Collective aus Nairobi, Kenia. Dieses hat den Elektronik-Schrott, den der Westen in Afrika dumpt, in Quader gepresst und auf der Wiese vor der Orangerie abgestellt,. Die chinesischen Künstler Cao Minghao & Chen Jianjun präsentieren in der Hafenstr. 76 ihre Langzeitstudie "Water System Refuge #3", für die sie in Kassel auch mit lokalen Akteur:innen zusammenarbeiten. Die niedrigen Wasserpegelstände in diesem Sommer in Deutschland demonstrieren eindrücklich, die Aktualität dieses interdisziplinär und dialogisch angelegten Kunstprojektes.

Die Entscheidung erstmals ein Kurator:innenkollektiv aus dem globalen Süden, ruan groupa aus Jakarta, Indonesien, als künstlerische Leitung der documenta 15 zu bestellen, war getragen von der Idee, den immer noch westlich dominierten Kunst- und Ausstellungsbetrieb herauszufordern. Allerdings gab es mit der von dem Nigerianer Okwui Enwezor kuratierten documenta 11 schon eine brillante Vorlage, wie der Postkolonialismus produktiv in den Kunstdiskurs eingespeist werden kann. Enwezor ist es gelungen auf großer Bühne einen interkulturellen Dialog auf höchstem Niveau zu inszenieren.

Speichern und abhängen

Ruan grupa hat deutlich einen anderen Weg eingeschlagen. Die kollektive Arbeitsweise wurde zum Strukturprinzip der documenta erhoben. Damit wollen die Kurator:innen eine Netzwerkstruktur schaffen. Eingeladene Kollektive durften wiederum andere Kollektive und gelegentlich auch einzelne Künstler:innen zur Kooperation einladen. Zur Metapher für dieses Vorgehen wurde der indonesische Reisspeicher lumbung. Hier wird der Ernteüberschuss zur kollektiven Versorgung eingelagert. Ein weiteres wichtiges Konzept ist nokrong „abhängen“. Überall auf der documenta 15 gibt es Sitzecken aus secondhand Möbeln, hippen Paletten etc. die zum Plauschen und Geschichten erzählen (story-telling) oder zum Schmökern in den ausgelegten Büchern zum theoretischen Überbau der gezeigten Kunst einladen, .

So weit so gut, die documenta 15 könnte sich damit als eine alternative Kunstschau präsentieren, mit überraschenden Entdeckungen, viel Dilettantismus aber eben auch Arbeiten von Künstler:innen ohne formale Kunstausbildung, die ganz vorne mitspielen können und die bisher auf dem Kunstmarkt nicht geratet waren.

Ja, wäre da nicht der Palästina Komplex. Bereits im Vorfeld, seit Januar 2022, schwelten Diskussionen, inwiefern die documenta 15 Antijudaismus bzw. Antisemitismus propagiere, ohne dass die Verantwortlichen adäquat reagierten. Die Liste der Sympathisanten der Israel-Boykottbewegung BDS (Boycott, Divestment and Sanctions) im Umfeld der documenta-Leitung und der Künstler:innen wird immer länger. Als erste Namen von Künstler:innenkollektiven zirkulieren, erregt die Einladung des „Khalil al Sakakini Cultural Center (KSCC)“ in Ramala Aufsehen, das nach dem arabischen Reformpädagogen und Hitlerverehrer Khalil al-Sakakini (1878-1953) benannt ist. Es ist Teil des Kollektivs „The Question of Funding“, die wiederum die Eltiqa Group of Contemporary Art aus Gaza eingeladen haben. Einer ihrer Repräsentanten, Mohammed Al-Hawajri hat mit “Guernica Gaza” eines der kontroversesten Propagandawerke zur documenta 15 beigesteuert.  Andreas Mertin hat dies an dieser Stelle bereits ausführlich kommentiert.

Antisemitische Topoi

Das Narrativ, das hier implementiert wird, porträtiert Gaza als ein besetztes – durch Israel kolonisiertes Land. Eine agrarische palästinische Gesellschaft wird durch das israelische Militär drangsaliert. Unter dem Motto „Masters of Art – Masters of War“ hat Al-Hawajri Klassiker der Moderne, wie van Goghs Kartoffelesser oder besonders perfide in der Kolonisierung jüdischer stories und Bildwelten im Falle von Chagalls, Über der Stadt und Millets, Erntearbeiter bei der Rast (Ruth und Boas), in Photoshop zerlegt, neu arrangiert und mit Fotos der Israelischen Armee oder beim Chagall Bild der Jerusalemer Mauer collagiert. Dieses Narrativ wird auch andernorts auf der documenta in flimmerigen Dokumentarfilmen aus den 1970ern, des “Tokyo Reels Film Festival” gefloatet. Die Filmrollen wurden dem Kollektiv Subversive Film angeblich in Tokyo von dem Rote Armee Aktivisten Masao Adachi übergeben. Eine rezent entdeckte Broschüre der Archives des luttes des femmes en Algérie mit Zeichnungen des syrischen Künstler Burhan Karkoutly haut in dieselbe Kerbe und spielt zudem mit dem antisemitischen Topos der Juden als Kindermörder.

Den größten Skandal aber löste bisher das Banner “People’s Justice” des indonesischen Künstler:innenkollektivs Taring Padi aus, das seinerseits von dem Kurator:innenkollektiv ruan grupa eingeladen wurde. Das riesige Banner wurde seltsamerweise erst stillschweigend nach den Tagen der Pressepreview auf dem Friedrichsplatz installiert. Aufmerksame Betrachter:innen entdeckten eine Schweinefigur – die sprichwörtliche Judensau – mit Mossad Signet und einen Juden mit Schläfenlocken, Raffzähnen und SS-Runen auf dem Hut als Drahtzieher der in dem Wimmelbild dargestellten Gewalttätigkeiten. Inzwischen wurden auf zwei weiteren Bildern Taring Padis, Teil ihres im Hallenbad Ost ausgestellten Oeuvres politischer Protestkunst, mögliche, wenn auch bestrittene antisemitische Anspielungen entdeckt. „Das Land den Menschen“ zeigt eine weitere Schweinskopffigur mit Wanderstab und Geldsack, die an den antisemitischen Topos des „Wanderjuden“ erinnert. Auf „All Mining is Dangerous“, wurde eine Kopfbedeckung abgeklebt, die einer Kipa ähnelt, von den Künstler:innen aber als traditionelle Kopfbedeckung aus dem Schattenpuppenspiel bezeichnet wird. Mit ihrem provokativ an zentraler Stelle aufgestellten Propagandabanner jedenfalls wird unzweifelhaft das zweite generative Thema des Palästina-Narratives offen zur Schau gestellt „Opfer werden zu Tätern“. Den neuesten verbalen Ausfall in diesem Schmierentheater hat sich der britische Künstler Hamja Ahsan geleistet, der auf der documenta 15 mit seiner geschickt als orientalistische Fastfood-Persiflage getarnten Propagandakunst-Serie „Fried Chicken“ omnipräsent ist, und Bundeskanzler Olaf Scholz als ein „faschistisches Schwein“ geschmäht hat. Die Deutschen Täter sind per se Faschisten und jetzt unterstützen sie zur Ablenkung von eigener Schuld mal ihre ehemaligen Opfer die Juden gegen die Palästinenser, so sollen wir das hören.

Was hingegen völlig fehlt auf dieser politisierten documenta 15 ist Kritik an der Gewalt der Hamas und der von ihr verdrängten PLO sowie die Instrumentalisierung der Palästinenser durch die arabischen Staaten gegen das Existenzrechts des Staates Israel und die 2000-jährige Geschichte von Antijudaismus und Antisemitismus. Dass die israelischen Siedlungen im Westjordanland und Ost-Jerusalem völkerrechtswidrig sind, die israelische Armee hart durchgreift und der Mossad sich in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten mengt, muss kritisierbar sein, wie auch der Bundespräsident in seiner Eröffnungsrede konzediert hat. Dies rechtfertigt aber nicht eine völlig einseitige Darstellung eines äußerst komplizierten Konfliktes, der letztendlich auf die Auslöschung des Staates Israels und des jüdischen Volkes zielt. Die laue Entschuldigung von Tarik Padi, dass sie mit Ihrem Banner die besonderen Sensibilitäten des deutschen Kontextes nicht berücksichtigt haben, ignoriert, dass ihre Darstellung des Juden auch in Indonesien und Adelaide, wo das Banner bereits 2002 ausgestellt wurde, antisemitisch ist. Erschreckend ist auch, dass sich Teile des deutschen Kulturestablishments offensichtlich klammheimlich die Hände reiben, dass hier Künstler:innen aus dem globalen Süden, die als „ahnungslos“ bezeichnet werden , die Dreckarbeit für sie machen, wie Philipp Gessler schon früh beklagt hat.

Wagenburg-Mentalität

Das Internationale Auschwitz Komitee hat sich in dieser Sache mit großer Klarheit zu Wort gemeldet: „Es wird höchste Zeit im Rahmen dieser documenta ein Gespräch zu beginnen, die Künstler zu hören, aus welcher Weltsicht diese Bilder so entstanden sind und seitens der documenta öffentlich zu erklären, warum diese Bilder hier auf Widerstand und Ablehnung stoßen“ (Christoph Heubner, Exekutiv-Vizepräsident, welt online 21.06.22). Bisher scheint es allerdings weder für das eine noch das andere Gesprächsbereitschaft zu geben. Es herrscht Wagenburg-Mentalität. Der Abtritt der documenta General-Direktorin Sabine Schormann und ihre Ablösung durch den Interims-Geschäftsführer Alexander Fahrenholtz hat hier keine Verbesserung gebracht ebenso wenig wie die Stellungnahme des von der documenta selbst eingesetzten Expertenrats.

Indonesien hat aus Rücksicht auf die arabischen Bruderstaaten Israel nie anerkannt und steht heute massiv unter dem Einfluss des wahhabitischen Islam, der den lokalen mystischen javanischen Islam zu verdrängen droht. Schon bei der Afrika-Asien-Konferenz der sich als blockfrei erklärenden Staaten in Bandung, Indonesien 1955 war Israel nicht willkommen und die regionale Auswahl der documenta-Macher erinnert an eben dieses Spektrum.

Im Süden nichts Neues? Nun den globalen Süden pauschal zum antisemitischen Sumpf zu erklären ist genauso falsch wie den dort sicherlich auch präsenten Antisemitismus zu kultureller Folklore zu verbrämen. Wenn Nelson Mandela und Desmond Tutu den BDS unterstützt haben, um nur zwei prominente Bugbilder zu nennen, dann ist es in der Tat an der Zeit in einen interkulturellen Dialog darüber einzutreten, wie es zu einer so einseitigen Sicht auf Israel, das jüdische Volk und den Palästina-Konflikt hat kommen können, wie es das Internationale Auschwitz Komitee zu Recht eingefordert hat.

Medium der Wahl

Storytelling ist das Medium der Wahl dieser documenta. Das erklärt auch die auffällige Textlastigkeit vieler Arbeiten. Manche Arrangements erinnern eher an linke Buchläden vergangener Tage oder alternative Lesestuben. Filmsequenzen haben entsprechend eher dokumentarischen denn ästhetischen Charakter. Beliebt sind auch Installationen, die mit Alltagsmaterialen wie Pappkarton, Plastik, Holz und Stoff arbeiten. Exemplarisch kann hier der Raum mit Objekten, Filmvorführungen, Life-Performances und Workshops mit Schüler:innen von Agus Nur Amal PMTOH in der Grimmwelt gelten, der traditionelle Erzähltechniken Sumatras für politische Interventionen und Bildungsarbeit nutzt. Malerei findet sich nur selten, etwa die billboard-formatigen Gemälde des Australiers Richard Bell, die ebenfalls dokumentarisch narrativ angelegt sind. Mit der Aboriginal Embassy, die einen space zum Geschichtenerzählen eröffnen will, ist er auch auf dem Friedrichsplatz prominent vertreten.

Storytelling ist in der kontextuellen und interkulturellen Theologie ebenfalls eine wichtige Bezugsquelle. Im Erzählen der Geschichten von Armut und Unterdrückung oder von der Begegnung mit dem religiös anderen schimmert das Angesicht Jesu Christi durch, werden Spuren des Geschichtshandeln Gottes sichtbar. Diese Geschichten machen die kleinen Leute zu Subjekten der Geschichte. Letzteres scheint auch Ziel des documenta Experiments gewesen zu sein. Dass manche Geschichten allerdings verschwiegen, wenn nicht gar unterdrückt werden nötigt zu einer Hermeneutik des Verdachts.

Der mexikanisch-spanische Künstler Erick Beltrán, Manyfold  lädt in dieser Hinsicht mit seiner Arbeit am „Mythos“ im Museum für Sepulkralkultur zu einem Dialog der Bilder ein. Drei farblich und durch ihre Wortkargheit in der ansonsten so wortlastigen Präsentation über mehrere Stockwerke und Räume hervorgehobene Banner in Englisch und Deutsch geben zu Denken: „Der Vertrag verspricht Zeit. Die Macht Geschichte zu entfliehen“, „Mythen erlauben uns zu jenem Körper zurückzukehren“, „Die Vergangenheit ist so furchtbar, undenkbar zu vergessen. Die Gegenwart ist die Vergangenheit“. Dies wäre ein Ausweg aus der Misere und der documenta angemessen, wenn die vom Geist der Befreiung inspirierten Werke die es zu entdecken gibt in einen Dialog eintreten würden mit den propagandistischen Repräsentationen des Palästina-Konfliktes und diese daraufhin befragen würden, wessen Leiden und Verfolgung hier verschwiegen wird und von wessen paramilitärischer und staatlicher Gewalt gegen Juden und Palästinenser wir nichts hören.

Der Rassismus ist ein Konstrukt des „christlichen Abendlandes“ um seine jüdische Minderheit auszurotten, entstanden zu Zeiten der Reconquista, der Rückeroberung Spaniens von den Mauren und fand mit der Conquista seinen Weg in die zu erobernde „Neue Welt“. Hier schließt sich dann auch der Kreis unseres Rundgangs über die documenta. Haiti ist das was die „Entdeckung“ durch Columbus aus der von ihm Hispanola genannten Insel gemacht hat, Genozid an der einheimischen Taino-Bevölkerung und in der Folge Verschleppung von afrikanischen Sklaven als billige Arbeitskräfte, das ist die Story hinter der Ghetto-Biennale. Wenn die Bilder sprechen würden, und in einen Dialog eintreten, dann hätte endlich die Kunst das Wort zurück, nachdem der Dialog der Künstler:innen verhindert wurde und der Dialog der Betrachter:innen gescheitert ist, wie selbst der unermüdlich scheinende Meron Mendel in der SZ frustriert zu Protokoll gegeben hat. Ansonsten droht diese Documenta 15 eben doch als „antisemita“ in die Annalen einzugehen, wie Stephan Kosch an dieser Stelle schon befürchtet hat.

Letztendlich gilt es die Ausstellungsmacher:innen interkulturell bei Ihren eigenen kuratorischen Prinzipien zu behaften. Wer den westlichen Kunstbetrieb ablehnt, darf sich umgekehrt für seine offen zur Schau gestellte politische Propaganda nicht hinter Kunstfreiheit und autonomer Kunst verschanzen. Wer lumbung und nokrong propagiert, muss sich fragen lassen, warum noch nicht einmal kritische israelische Künstler:innen eingeladen sind. Die documenta 15 hat dem globalen Süden letztendlich einen Bärendienst erwiesen und schädigt zudem seine Künstler:innen, die großartige Werke mitgebracht haben.

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