Innenwelten

Drei Flüchtlingsschicksale

Willkommen zu Hause!“ Mit diesem Gruß werden die Gäste eines Kreuzfahrtschiffes in Urlaubsstimmung versetzt, bevor der Ozeanriese in See sticht. Vor uns das Meer – erinnert nicht auch dieser Buchtitel an eine Werbekampagne für Fernreisen? Spätestens seit den Bildern ertrunkener Kinder am Strand von Lesbos entfesselt die viel beschworene Weite des Ozeans, seine unfassbare Tiefe vor allem Ängste.

Das Hörbuch zerrt drei jugendliche Protagonisten aus den Strömen von Geflüchteten, die im Zeitraum der vergangenen hundert Jahre unseren Globus fluteten: Joseph aus Berlin, der 1939 auf der St. Louis nach Havanna übersetzt, Isabell, die ein halbes Jahrhundert später dem kubanischen Militärregime zu entkommen sucht, und Mahmoud, der sich im Jahre 2015 von Aleppo nach Deutschland auf den Weg macht. Sie erleben sich als Entwurzelte und nicht alle finden ein neues Zuhause. Alle drei behaupten von sich, dass sie lieber unsichtbar und zu Hause geblieben wären. Da aber ein Autor in ihren Geschichten etwas wie Mustergültigkeit aufstöberte, bekamen sie Gesichter und nun, in der Hörversion mit 508 Minuten, auch Stimmen.

Leider bleibt aber die Gedanken- und Gefühlswelt der Jugendlichen konturenlos. Die Heldinnen spielen Shuffleboard oder schöpfen unbeirrt Wasser aus dem Bootsrumpf. Machen ihre Lebenssituationen, ihre Verluste, ihre Todesängste sie so hölzern? Oder gelingt es ihrem Autor einfach nicht, sich und seine Hörerschaft aus der eigenen Komfortzone hinaus in ihre katastrophalen Innenwelten zu versetzen? Er transportiert antiquierte Rollenbilder von Frauen und Männern, als seien diese von ihren kulturell bedingten Prägungen unabhängig, so zeitlos und musterhaft wie Flüchtlingsschicksale an sich.

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