Heißes Land

Deutschland im Jahr 2050

Der Klimawandel ist keine Glaubensfrage, sondern ein naturwissenschaftlich belegbarer Fakt. Es existieren Unmengen von meteorologischen Datenreihen, die über einen langen Zeitraum gesammelt wurden und bereits jetzt die Klimaerwärmung dokumentieren. Auf Grundlage dieser Daten lassen sich aber auch recht zuverlässige Aussagen über das Klima der nahen Zukunft treffen. Wie wird der Klimawandel also Deutschland in dreißig Jahren verändert haben? Das war Ausgangsfrage, mit der die beiden Journalisten Nick Reimer und Toralf Staudt an die Arbeit gingen. Und auch hier ging es um Empirie. Sie führten mehrere hundert Interviews, sichteten unzählige Forschungsberichte und Studien, reisten zu den Hotspots der deutschen Klimaforschung.Das Ergebnis: „Deutschland wird 2050 ein anderes Land sein – ein heißeres.“ Klingt banal, ist es aber nicht, weil die Auswirkungen unser Leben unsicherer machen werden. Und jeder und jede werden diese Auswirkungen spüren, und müssen sie zum Teil schon jetzt in ihre Planungen einbeziehen. Forstwirte sollten ohne die Fichte planen, Stadtplaner müssen Hochwasser und Hitze gleichzeitig bedenken, Immobilienkäufer lieber die Finger von Dachgeschosswohnungen lassen. Und dass jedes Altenheim, das jetzt gebaut oder modernisiert wird, klimatisierte Räume braucht, um viele Hitzetote zu vermeiden, ist nicht nur für kirchliche Betreiber eine wichtige Information. Apropos Kirchen: Sie könnten in den kommenden Jahrzehnten einen unerwarteten Zulauf bekommen. Zumindest ihre Räume, die als kühle Rückzugsorte notwendig werden.

Und das alles ist keine Dystopie oder Fiktion, auch wenn die Autoren ihr journalistisches Handwerk beherrschen und mit vielen Reportageelementen und flüssigem Stil ein auch für Klimalaien gut lesbares Buch geschrieben haben, dessen Ansatz bislang einmalig ist. Alles, was sie beschreiben, werden viele der jetzt Lebenden noch erleben. Denn es wird mit der hohen Wahrscheinlichkeit geschehen, die auf Physik und Messungen beruhende Prognosen in sich tragen. Und die waren in der Klimaforschung bislang ziemlich treffsicher.

Dabei ist es gleich, ob die Welt ab sofort auf einen strengen Klimaschutzpfad einschwenkt oder nicht. Denn das Klimasystem ist träge, bis zur Mitte des Jahrhunderts wirken sich jetzt getroffene Klimaschutzmaßnahmen nur gering aus. Danach allerdings unterscheiden sich die Szenarien gewaltig. Es wird also so kommen oder noch viel schlimmer. Deshalb ist es nicht egal, was wir jetzt tun, um den Klimawandel zu begrenzen. Was zu tun ist, ist in dem Buch kein Thema, das haben Nick Reimer und Toralf Staudt in ihrem Buch Wir Klimaretter aufgeschrieben. Denn eigentlich wissen es ja auch alle. Wir müssten es nur tun.

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Foto: Rolf Zöllner

Stephan Kosch

Stephan Kosch ist Redakteur der "zeitzeichen" und beobachtet intensiv alle Themen des nachhaltigen Wirtschaftens. Zudem ist er zuständig für den Online-Auftritt und die Social-Media-Angebote von "zeitzeichen". 


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