Siebenmal in der Woche, heißt ein Film aus den 1950er-Jahren, siebenmal möcht ich ausgehn, siebenmal, das ist meine Lieblingszahl – singt dazu Vico Torriani. Doch wenn Verliebte auf Wolke sieben schweben, müssen sie aufpassen, dass sie nach dem verflixten siebten Jahr nicht ihre Siebensachen packen müssen. Die Sieben ist ebenso eine Glücks- wie auch eine magische Zahl, um die sich viele Märchen ranken. Schnell voran kommt der kleine Däumling in Siebenmeilenstiefeln, ein Schneiderlein erlegt sieben auf einen Streich. Sieben zu Raben verzauberte Brüder warten auf Erlösung, und Schneewittchen lebt bei den sieben Zwergen. Im Wald streift der Wolf herum, bis er sieben Geißlein fressen kann und schon Sindbad der Seefahrer musste sieben Abenteuer bestehen. „Gott sei Dank! Nun ist’s vorbei, mit der Übeltäterei“ heißt es zuletzt bei Max und Moritz, wenn sie im siebten Streich ihr Ende finden.
Die verflixte Sieben – Unglück geschieht dem, der einen Spiegel zerbricht, gleich sieben Jahre soll es anhalten. Die Faszination für diese Zahl ist uralt und findet sich in vielen Mythologien, weltweit. Ein Grund dafür soll der Mensch mit seinen sieben Sinnen sein, sieben Öffnungen hat der menschliche Schädel: zwei Ohren, zwei Nasenlöcher, zwei Augen und einen Mund. Sieben böse Dämonen versetzen die Sumerer in Angst und Schrecken, während die Babylonier in der Zahl eine göttliche Ordnung sahen, aufgeteilt in sieben Weltteile, sieben Flüsse, sieben Winde, sieben Metalle, sieben Farben. Istar, die hochmütige Göttin, Krieg und Liebe gleichermaßen vereinigend, passiert sieben Tore auf der Höllenfahrt in die Unterwelt, an jedem Tor eines ihrer Machtsymbole beraubt, urteilen am Ende bis sieben Richter über sie. Auch in der europäischen Antike zeugen die sieben Weltwunder und sieben Weltmeere von der ungebrochenen Magie der Zahl, Rom wurde auf sieben Hügeln erbaut.
Sieben fette und sieben magere Jahre werden dem Pharao von Josef geweissagt, im jüdischen Glauben sind sieben Augen das Symbol für Jahwe und sieben Kerzen brennen in ebenso vielen Armen der Menora, die sechs Tage der Schöpfung und den Schabbat als siebten, den Ruhetag, symbolisieren. Im Christentum wird die göttliche Trinität zu den vier irdischen Elementen addiert, und so ist auch hier die Sieben eine besondere Zahl. Sie kann sättigen, es sind sieben Brote, mit denen Jesus die Menge speist; sieben Sakramente und sieben Bitten des Vaterunsers verhelfen zum Seelenheil. Sieben ist die Zahl der Tugenden, aber auch der Laster. Man kennt die sieben Gaben des Heiligen Geistes und die sieben Werke der Barmherzigkeit.
Der Siebte Himmel, von dem viele träumen, ist für Muslime der Ort der letzten Verklärung, in Mekka wird die Kaaba siebenmal entgegen dem Uhrzeigersinn umschritten. Doch kaum vom Siebten Himmel geträumt, kommt mit der Zahl das Grauen einher: Sieben Gemeinden wird in der Offenbarung des Johannes die Apokalypse angekündigt. Gleich 54 Mal wird die Zahl genannt, darunter das Buch mit den sieben Siegeln, sieben Schalen, sieben Plagen, ein siebenköpfiges Tier, schrill künden von den Schrecken sieben Posaunen. Eine wichtige Rolle spielt die Sieben in der Esoterik, sie ist die Zahl der Vollendung, in siebenjährigen Perioden entwickelt sich der Mensch, laut Rudolf Steiner. Um schließlich Ruhe im Tod zu finden, ließen sich Rosenkreuzer in einem Grabmal mit dem Grundriss eines Siebenecks, des Hektameters, beisetzen.
Offensichtlich hat sich diese Zahl so in unserem Unterbewusstsein manifestiert, dass Verhaltensforscher von einem Blue-Seven-Phänomen sprechen. Fragt man Menschen nach ihrer Lieblingszahl zwischen Eins und Neun, antworten die meisten mit der Sieben, bei der Frage nach der Farbe mit Blau. Das weiß jeder Illusionist. Und somit sind wir wieder beim Ausgangspunkt: im Himmelsblau, auf Wolke sieben. Im Glückszustand schlechthin.
Angelika Hornig
Angelika Hornig ist Journalistin und beschäftigt sich vor allem mit kulturellen Themen. Sie lebt und arbeitet in Minden.