Viel zu reden

Beihilfe zum Suizid im Hörspiel

Fast zwei Stunden Trommelfeuer. Im Hörspiel Gott schießen der Hörerin die Argumente um die Ohren. Doch ohrenbetäubend ist das Thema nicht, geht es immerhin um die Beihilfe zum Suizid. Auch wenn das neulich in Düsseldorf und Berlin gleichzeitig uraufgeführte Theaterstück von Ferdinand von Schirach nur leisen Applaus bekommen hat und es zudem auch als Buch und Film präsentiert wird: Die Hörspielinszenierung des Theaterstücks lohnt sich. Schon deshalb, weil es im Streit der Argumente kein Richtig oder Falsch gibt. Da tut es gut, zuzuhören. Denn die rechtliche Situation ist seit dem Frühjahr 2020 durch das Bundesverfassungsgericht geklärt: Ärztliche Beihilfe zum Suizid ist erlaubt, auch wenn die gesetzliche Regelung noch aussteht.

Der Fall eines 78-jährigen Mannes wird vor einer Ethikkommission verhandelt. Körperlich und geistig gesund, aber nach dem Tod seiner Frau des Lebens überdrüssig, verlangt er nach dem Medikament Natrium-Pentobarbital, das ihn tötet. Es geht also nicht um die Suizidhilfe eines Schwerstkranken, sondern um das Begehren eines gesunden Menschen. Von einem Mitglied der Ethikkommission dazu befragt werden eine Verfassungsrichterin, ein Arzt und ein katholischer Priester als Kirchenmann. Professionelle Sprecherinnen und Sprecher, Meister ihres Schauspielfachs, vertreten die Argumente. Mit verhaltener Modulation auf Position rollen sie sachlich die Debatte auf und sind sich in den Argumenten ebenbürtig. Das zeichnet diese Hörspielinszenierung aus und macht sie so empfehlenswert. Erwähnt sei auch das umfangreich ausgestattete Booklet mit drei Essays zum Thema – mit dabei der Bonner Sozialethiker Hartmut Kreß.

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Kathrin Jütte

Kathrin Jütte ist Redakteurin der "zeitzeichen". Ihr besonderes Augenmerk gilt den sozial-diakonischen Themen und der Literatur.


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