Grandios

Proust: Neues Hörspiel

Sicher, es musste gekürzt werden, auch um der Musik willen. Doch Manfred Hess und Iris Drögekamp vom Südwestrundfunk ist es gelungen. Sie haben diesen zwischen 1920 und 1921 erschienenen Roman grandios als Hörspiel entwickelt und inszeniert. – Diesen bemerkenswerten vierten Band von Marcel Prousts Monumentalroman Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, der Homosexualität, den modernen Antisemitismus, die Aufweichung der Standesprivilegien und die Subjektivität der Erinnerungen beschreibt.

Sodom und Gomorrha ist eine fulminante Inszenierung und eine bis in die Nebenrollen glänzend besetzte Produktion mit renomierten Schauspielerinnen und Schauspielern: Michael Rotschopf führt als Ich-Erzähler nachdrücklich durch die fünf Stunden Laufzeit des Romans. Er behält als Erzähler alle Fäden in der Hand, in dieser Welt aus Dünkel, Erotik und Karrieren; Lilith Stangenberg verleiht der Albertine ihre Stimme, schafft die Balance zwischen Naivität und Koketterie. Und Gerd Wameling macht sich Baron de Charlus mit arroganter Stimme, die viel Dünkel verströmt, zu eigen.

Zum großartigen Hörerlebnis trägt maßgeblich das Frankfurter „Ensemble Modern“ mit seinem Komponisten und Pianisten Herrmann Kretzschmar bei. Auf einfache akustische Textbezüge verzichtet das Ensembles für Neue Musik, das seit seiner Gründung 1980 zu den weltweit führenden zählt. Die Komplexität des Romans und der Zeitgenossenschaft spiegelt sich in der Musik. Klassische Untermalung bis hin zu ungewöhnlichem, experimentellem Zusammenspiel der insgesamt zwanzig Instrumenten fördern das literarische und musikalische Hörerlebnis.

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Kathrin Jütte

Kathrin Jütte ist Redakteurin der "zeitzeichen". Ihr besonderes Augenmerk gilt den sozial-diakonischen Themen und der Literatur.


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