Treffende Zitate

Bester Zwingli-Kenner

Samuel Lutz legt ein kleines, aber feines Buch vor, das aus der Perspektive der Spiritualität in die Theologie Huldrych Zwinglis einführt. Spiritualität oder Frömmigkeit, synonym im Haupt- und Untertitel erwähnt, sind nicht nur im engeren Sinn als persönlicher innerer Vollzug religiöser Praxis zu verstehen, sie umfassen in einem weiteren Sinn Lehre und Leben von Zwinglis Frömmigkeit. Lutz geht davon aus, dass Spiritualität und Theologie bei Zwingli relational verbunden sind und sich daher, eng ineinander verzahnt, gegenseitig formen.

Diese Beobachtung prägt auch Aufbau und Inhalt der Schrift: Das erste von vier Hauptkapiteln mit der Überschrift „Spiritualität des persönlichen Lebens“ ist trinitarisch aufgebaut und behandelt die Frömmigkeit mit Blick auf die Gotteslehre. Das zweite Hauptkapitel legt die „Spiritualität des kirchlichen Lebens“ dar, im reformatorischen Gottesdienst, aber auch in der Ablehnung überkommener Bereiche der Frömmigkeit wie Messe, Heiligenverehrung oder Wallfahrten. Das darauf folgende dritte Hauptkapitel wendet sich der „Spiritualität des politischen Lebens“ zu und macht reformatorische Frömmigkeit im Rahmen von Kirche, Staat und Gesellschaft zum Thema. Das abschliessende Hauptkapitel behandelt die „Spiritualität des alltäglichen Lebens“ in Verbindung mit Arbeit, Dankbarkeit, Versuchung oder Nachfolge Christi. Jedes Hauptkapitel wird durch einen Abschnitt zum Gebet abgeschlossen – ein roter Faden, der sich durch die ganze Schrift zieht.

Der Berner Theologe Samuel Lutz hat in seinem Beruf die Tätigkeiten als Pfarrer und als Wissenschaftler eng miteinander verbunden. Viele Jahre war er im Gemeindepfarramt, wirkte im Nebenamt bei der Leitung der Kirche im Berner Synodalrat mit und leitete diesen schließlich mehr als zehn Jahre lang. Daneben war er bei der Edition des Berner Synodus beteiligt (1984/1988), der ersten Predigerordnung der reformierten Kirche Berns, legte eine materialreiche, umfassende, leider wenig beachtete Dissertation zum Gebet bei Zwingli vor (1993) und war Mitherausgeber der in das Neuhochdeutsche übersetzten Zwingli-Schriften.

Lutz gehört gegenwärtig zu den besten Kennern von Zwinglis Werken. Im Buch zeigt sich dieser Umstand darin, dass eine Fülle von treffenden Zitaten und eine Vielfalt von referierten Stellen aus der ganzen Breite von Zwinglis Schriften beigezogen werden. Damit wird ein Einblick in Zwinglis Denken und Handeln möglich. Lutz verfügt zudem über eine einfache, gut verständliche Sprache, mit der er auch komplexe theologische Zusammenhänge ausführen kann.

Das Buch eignet sich daher für ein breites Publikum aus Kirche und Gesellschaft. Es richtet sich aber auch an Studentinnen und Studenten der Theologie und der Geschichtswissenschaft, die einen Zugang zu Zwingli suchen, und selbst Forscher werden auf ihre Rechnung kommen. Die Quellen belegt Lutz mit der gängigen Edition von Zwinglis Werken sowie mit der neuhochdeutschen Übersetzung der Zwingli-Schriften. Auch die Hinweise auf die wichtigste weiterführende Literatur verhelfen der Leserschaft zur weiteren Beschäftigung mit Zwingli. Lutz ist es gelungen, ein ansprechendes Buch zu schreiben, das in die vielfältigen, komplexen inhaltlichen Zusammenhänge von Spiritualität und Theologie bei Zwingli einführt und diese kompetent darlegt.


 

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