A new hope

Im Flow des Friedens

Symbolische zwölf Kompositionen haben Bandleader und Pianist Martin Tingvall (Schweden), Bassist Omar Rodrigo Calvo (Kuba) und Schlagzeuger Jürgen Spiegel (Deutschland) auf ihrer neuen CD untergebracht – zwölf Mal PAX – für alle zwölf Stunden auf der Uhr, alle zwölf Mondzyklen/Monate des Jahres. Der allem Klingen Überschrift und Rahmen gebende Friede, als Song die Nummer 10, durchströmt das ganze, mittlerweile neunte Studio-Album des 2003 gegründeten Trios, das in der Branche zu den innovativsten und erfolgreichsten zählt.

Und PAX unterstreicht alle lobenden Attribute der Vergangenheit mit beeindruckender Energie und einer Dramaturgie, die sich ihrer selbst sicher und aus dieser Stärke heraus einladend und einnehmend ist: Im Opener „Open gate“ stellen sich die drei zunächst nacheinander vor: Entspannt groovt Jürgen Spiegel ein, Martin Tingvall testet tänzelnd Quint und Quart in D und dann lässt Omar Rodrigo Calvo eine weiche Basslinie in hoher Lage schmetterlingsartig leicht einschweben, dass sich alle Tore öffnen für eine Stunde in einem wunderbar beruhigten, federleichten Flow. Die ist in ihrem natürlichen Strömen zwischen hellen und dunklen, rauschenden und flüsternden, ekstatisch energetischen und träumerisch den Atem anhaltenden Momenten viel zu schnell um und das finale „Goodbye“ viel zu schnell erreicht – aber dessen elegischer Grundton ist in seiner nordischen Stimmung gleichermaßen beseelt von der spektralen Farbigkeit Caspar David Friedrichscher Meeresbilder und strömt damit eine stillende Ewigkeitsessenz aus, die die Zeit vergessen macht und weiter pulst.

(Atmo)Sphärisch ist das alles sehr berückend – und das liegt zweifellos auch an den stilistischen Einflüssen, die die drei im Lebensrucksack haben, und in souveräner Vertrautheit ihrem gemeinsamen Spiel einverleiben – sei es die große Geste der Rockmusik am Schlagzeug, das lateinamerikanisch-melodiöse Tanzbein des Basses oder die nordisch verträumte Flügel-Farbenlust, die den Raum flächig einnimmt, ohne den Bass degradierend an die Seite zu drängen. Das Schlagzeug kommt immer aus dem hinteren Raum und besetzt so seinen angestammten Platz, der aller Melodie und akkordischen Fülle den Vortritt lässt, aber rhythmisch richtungweisend bleibt und immer für kleine Überraschungen gut ist. Das lässt sich besonders gut in „A New Hope“, in „Life Will Go on“ oder bei den Mittsommer-„Witches“ hören. Als wunderbares Pendant dazu, den Hexentanz rahmend, klingen die beiden der heimatlichen Tradition entlehnten Stücke „Sami People“ und „Ystad Folksong“, deren tänzerischer Gestus vor allem eins ist: eine Gemeinschaft ehrende und stiftende Einladung. Das alles macht aus jeder Stunde eine gute!

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