„Ein streitbarer Teil der Gesellschaft“

zeitzeichen feierte sein 25-jähriges Jubiläum am Berliner Gendarmenmarkt – und viele kamen
Das Kernteam von zeitzeichen am 1. Oktober in Berlin: Reinhard Mawick, Claudia Hollwedel, Kathrin Jütte, Stephan Kosch, Jürgen Wandel und Philipp Gessler (von links).
Foto: Rolf Zöllner
Das Kernteam von zeitzeichen am 1. Oktober in Berlin: Reinhard Mawick, Claudia Hollwedel, Kathrin Jütte, Stephan Kosch, Jürgen Wandel und Philipp Gessler (von links).

Umgeben von klugen und wohlmeinenden Menschen: Der Festempfang von zeitzeichen Anfang Oktober im Haus der EKD am Gendarmenmarkt in Berlin war eine Bereicherung. Und viel Lob für unser Monatsmagazin gab es auch. Eindrücke von zeitzeichen-Redakteur Philipp Gessler.

Jubiläumsfeiern können schreckliche Veranstaltungen sein: eine endlose Kette von Grußworten am frühen Abend, ein langweiliger Festvortrag, dessen Pointe man vergeblich sucht, ein hungriger Magen, der die Konzentration verhindert, orientierungsloses Herumstehen in zu engen Schuhen, das verzweifelte Suchen nach dem Namen des entfernten Bekannten, der nun neben einem steht, sinnloses Herunterschütten des dritten Bieres, weil ja sonst nichts Freude macht … All das aber kam beim Festempfang unseres evangelischen Monatsmagazins am 1. Oktober nicht vor, zumindest wenn Sie den Eindrücken des Autors vertrauen.

Dennoch ist es nicht ganz leicht, sich selbst zu feiern, ohne dass es peinlich wird. Aber diese Gefahr wurde bei der Feier des 25-jährigen Jubiläums von zeitzeichen umschifft, war der Abend doch geprägt durch kurze Grußworte, eine große Menge an wunderbarer Musik und eine Zusammenkunft von rund 100 Menschen im Festsaal des EKD-Hauses am Gendarmenmarkt in Berlin-Mitte. Es war eine Gruppe von Freundinnen und Freunden des Magazins, und was soll da schon schiefgehen? Denn in einem Vierteljahrhundert werden viele Kontakte geknüpft, die über Jahrzehnte halten und in der Regel immer enger werden.

Musikalisch begleitet wurde der Abend wie schon bei vielen legendären Sommerempfängen der zeitzeichen-Redaktion am Vorabend des jährlichen EKD-Johannis-Empfangs in Berlin durch das umwerfende Athesinus Consort Berlin unter der Leitung von Klaus-Martin Bresgott. Der herausragende „Blue Church“-Experte und Jazz-Saxophonist Uwe Steinmetz verzauberte den Abend durch seine Klänge – und es gab viel Interessantes auf dem Podium zu hören, wenn die Musik mal kurz zurücktreten musste:

Die Kunst des Zuhörens

In einem wirklich kurzen, aber überaus gehaltvollen Grußwort appellierte die Direktorin der Evangelischen Akademie zu Berlin, Friederike Krippner, an die evangelische Kirche, trotz Spardrucks den kirchlichen und kirchenkritischen Journalismus zu erhalten. Orte, an denen kirchliche Debatten geführt würden, würden immer rarer. zeitzeichen aber böte diesen Raum seit 25 Jahren. „Nimmt man den Protestantismus ernst, ist er nur als streitbarer Teil der Gesellschaft zu verstehen“, sagte Krippner, die auch Herausgeberin unserer Zeitschrift ist. Sie wünsche sich ein klares Bekenntnis der Kirche dazu, „dass man diese Form der öffentlichen Theologie weiter will“.

Für viele ein Höhepunkt des Abends war auch der frei gehaltene Festvortrag des Medienexperten Bernhard Pörksen, der über die „Kunst des Zuhörens“ sprach – in diesem Jahr hat der Tübinger Wissenschaftler zu diesem Thema ein Buch veröffentlicht, so dringlich ist es ihm. Zuhören, so Pörksen, sei die „stille Supermacht der Kommunikation“, die es zugleich immer schwerer habe. Der Autor verwies auf die Geschwindigkeit der digitalen Kommunikation und Künstliche Intelligenz. „Früher waren Informationen knapp, heute ist Aufmerksamkeit knapp“, sagte Pörksen. Noch vor wenigen Jahren sei es aufgrund der Begrenzung technischer Mittel schwer gewesen, Sender von Informationen zu sein. „Heute ist es schwer zuzuhören.“ Gerade inmitten komplizierter Debatten sei dies heute aber sogar wichtiger als je zuvor, mahnte er.

Das Zuhören einzuüben, dazu gab es an diesem Abend zugleich eine ungewöhnliche Möglichkeit. Denn zeitzeichen-Redakteur Stephan Kosch interviewte auf dem Podium zwei Leserinnen und einen Leser, die das Magazin zur Feier eingeladen hatte, nachdem sie einen Fragebogen zu zeitzeichen ausgefüllt und eingereicht hatten. Auch hier wie bei den Anmerkungen des zeitzeichen-Autors, Theologieprofessors und Romanciers Klaas Huizing (Würzburg) zu unserem Magazin zeigte sich an diesem Abend, wie bereichernd es sein kann, in zweieinhalb Jahrzehnten von klugen und wohlmeinenden Menschen begleitet zu werden. Und wer solche Freundinnen und Freunde, Autorinnen und Autoren, Leserinnen und Leser hat, braucht sich um die nächsten 25 Jahre keine Sorgen zu machen. 

 

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