Pica pica

Foto: Rolf Zöllner

Von meinem Homeoffice-Schreibtisch aus kann ich es direkt sehen: das Nest, das die Elster vor einigen Wochen im Wipfel des Baums in unserem Hinterhof gebaut hat. Es war spannend zu sehen, wie geschickt Pica pica, so heißt der schwarz-weiße Rabenvogel mit lateinischem Vor- und Zunamen, Zweige zusammentrug und zu einem fast kugeligen Gebilde verflocht.

Tatsächlich sah ich nur einen Vogel bei der Arbeit, eigentlich bauen Elsternpaare, die sympathischerweise monogam leben, zu zweit an ihrem Nest.

Das habe ich aber auch erst nachlesen müssen, man will sich ja auf die neuen Nachbarn einstellen können. Und nein, ich habe dazu nicht alle glitzernden Wertsachen weggeräumt. Erstens besitze ich gar keine, und zweitens ist es ein böses Gerücht, dass Elstern „diebisch“ sind. Daran ist auch Rossini mit seiner gleichnamigen Oper schuld. Sie sind nur neugierig und gelten als besonders schlau, legen sich etwa Futtervorräte in Verstecken an. Elstern sind also besser als ihr Ruf, was Journalist:innen mit ihnen tei­len (die meisten jedenfalls).

Übrigens gelten sie auch als Überbringer von Nachrichten, in China kündigen sie Glück an, in unserem Kulturkreis eher den nahen Tod.

So gesehen bin ich ganz froh, dass die Beiden das Nest vor meinem Fenster dann doch nicht bezogen haben, sondern irgendwo anders ihre Brut füttern werden. Dabei sind sie nicht sehr wählerisch: Insekten, Würmer, Beeren, in der Stadt gerne Essensreste vom Menschen, angeblich sogar Hundekot. Nun ja, die Geschmäcker sind verschieden, aber ein wenig ekelig ist das schon. Zudem plündern sie auch schon mal andere Nester und geben ihren Kindern die Kinder anderer Vögel zu essen. Mein Verbundenheitsgefühl mit den Elstern nimmt ab. Gut, dass ich Sensibelchen das nun nicht mitansehen muss. Das wäre mir doch auf den Magen geschlagen.

Apropos: Haben Sie auch gerade Lust auf ein Spiegelei?

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Foto: Rolf Zöllner

Stephan Kosch

Stephan Kosch ist Redakteur der "zeitzeichen" und beobachtet intensiv alle Themen des nachhaltigen Wirtschaftens. Zudem ist er zuständig für den Online-Auftritt und die Social-Media-Angebote von "zeitzeichen". 

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