Zeichen der Hoffnung

Gute Nachrichten aus der weltweiten Ökumene
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Schon zum dritten Mal in den ersten 25 Jahren dieses Jahrhunderts ist weißer Rauch aus der Sixtinischen Kapelle aufgestiegen. Ein lichtvolles und zugleich höchst ausgefallenes Zeichen, das nicht nur die Aufmerksamkeit der weltweiten Ökumene auf sich zieht, sondern auch derer in Nah und Fern, die ansonsten mit der Kirche nicht viel anfangen können. Im Gebrauch der zahlreichen Symbole, die der Dignität des Papstamtes Sichtbarkeit verleihen, konnte Papst Leo XIV. ohne großen Aufwand ein weiteres Zeichen setzen. Kontrast erzeugen. In Begleitung von Kardinälen und Medien entsiegelte er wenige Tage nach seiner Wahl die Versiegelung der päpstlichen Wohnung im Apostolischen Palast, die Papst Franziskus gegen die Casa Santa Marta eingetauscht hatte. Vor dem Hintergrund seiner Biografie und der Nähe zu den sozialen Anliegen seines Vorgängers wird das nicht als Rückkehr zu päpstlichem Prunk gedeutet, sondern eher als eine Rückkehr zur päpstlichen Normalität und als bescheidene Bejahung der Tradition.

Dass sich Leo XIV. wie sein Vorgänger für die „universale Geschwisterlichkeit“ einsetzen möchte, hat er in einer „Ansprache an die Vertreter anderer Kirchen und kirchlicher Gemeinschaften und anderer Religionen“ in der Sala Clementina am 19. Mai deutlich gemacht. Seine Wahl in dem Jahr, in dem die Ökumene sich an ihre Wurzeln im Konzil von Nizäa vor 1700 Jahren erinnert, nimmt er als Zeichen für seine Aufgabe als Bischof von Rom. Diese sieht er darin, sich „um die Wiederherstellung der vollen und sichtbaren Gemeinschaft unter all jenen zu bemühen, die denselben Glauben an Gott, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist bekennen.“ Die zu erstrebende Einheit könne dabei „nur eine Einheit im Glauben“ sein. Diese Aussage verdient Beachtung vor dem Hintergrund, dass in ökumenischen Dialogen mit Rom heute vornehmlich an der Übereinstimmung in den Sakramenten und im Verständnis des Amtes und der kirchlichen Hierarchie gearbeitet wird.

Daneben fällt auf, dass in der Ansprache des Papstes die Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften nicht näher bestimmt werden. Die reformatorischen Kirchen werden nicht namentlich erwähnt, die orthodoxen Kirchen aber auch nicht. Stattdessen zitiert der Papst die „Kultur des Dialogs als Weg, die allgemeine Zusammenarbeit als Verhaltensregel und das gegenseitige Verständnis als Methode und Maßstab“ aus dem „Do­kument über die Brüderlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt“ von der apostolischen Reise von Papst Franziskus in die Vereinigten Arabischen Emirate 2019. Eine solche Kultur ist durch die öku­menische Bewegung im 20. Jahrhundert zwischen vielen Kirchen gewachsen. Gerade hat sie wieder neue Früchte getragen. Denn am 7. Juni 2025 wurde in einem Gottesdienst in der Matthäus-Kirche in München die zwischen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und „The Episcopal Church“ (TEC) in den USA vereinbarte Kirchengemeinschaft gefeiert. Hier ist esgelungen, auf Basis des gemeinsamen Glaubens und der fünfzigjährigen intensiven Partnerschaft die Differenz im Verständnis der apostolischen Sukzes­sion im Bischofsamt zu über­winden. Ein hoffnungsvolles Zeichen aus der regionalen Ökumene

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Friederike Nüssel

Friederike Nüssel ist Professorin für Systematische Theologie in Heidelberg und Herausgeberin von zeitzeichen.

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