Vielstimmige Klage

Georg Trakls Gedichte

Er wurde nur 27 Jahre alt. Der expressionistische Dichter Georg Trakl (1887–1914), Salzburger Bürgersohn, evangelisch getauft, kam Ende des 19. Jahrhunderts zur Welt und lebte in einer, die aus den Fugen geraten war. Seine traumatischen Erfahrungen als Sanitätsoffizier im Ersten Weltkrieg an der Ostfront in Galizien konnte er nicht verkraften.

Der Ton seiner Gedichte ist damit gesetzt. Diesen „Trakl-Sound“ nehmen der Regisseur Torsten Feuerstein und der Musikproduzent Rainer Oleak in einem Mammutprojekt auf und entwickeln ihn ins Heute weiter. Zweieinhalb Stunden lang werden mehr als 100 Gedichte des Österreichers von 32 Schauspielerinnen und Schauspielern gesprochen und interpretiert, unter ihnen Paula Beer, Maximilian Brückner, Hannah Herzsprung, Tobias Moretti, Clemens Schick und Albrecht Schuch. Und sie werden mit einem gelungenen, dezenten Soundkonzept für die Trackl’schen Sprachwelten unterlegt.

Die oft kurzen Verse begleiten Töne aus Rainer Oleaks Synthesizer, mal hintergründig, zurückgenommen, leise, mal abstrakt, immer gehen sie in den Dialog mit den Gedichten, nie dominieren sie diese. Trakls Sound, seine Düsternis und Weltverdrossenheit, unterstreicht der Komponist damit akustisch und schafft ein Klangerlebnis der besonderen Art. Die unterschiedlichen Menschen und Stimmen, die im Hintergrund bleibenden atmosphärischen, abstrakten Geräusche und Klänge variieren damit die oftmals abgründigen und morbiden Sprachwelten Trakls. Zu Anfang: „Grodek“, sein letztes Gedicht, das er 1914 unter dem Eindruck des Krieges schrieb, gelesen von Albrecht Schuch, der apokalyptische Zerfall der Welt nimmt seinen Lauf.

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Kathrin Jütte

Kathrin Jütte ist Redakteurin der "zeitzeichen". Ihr besonderes Augenmerk gilt den sozial-diakonischen Themen und der Literatur.

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