Glücksfall

Komplexe Familiengeschichte

In der Geschichte der Autorin Marina Jarre (1925–2016) geht es um die Zerrissenheit zwischen Religionen, Ländern, Kulturen und die Suche nach der eigenen Identität. Jarre tritt als Ich-Erzählerin auf und nimmt mit in die Kindheit nach Lettland, die Heimat des russisch-jüdischen Vaters, dann in die Heimat der Mutter, ein Dorf in der Nähe von Turin, wohin sie als Zehnjährige nach der Trennung der Eltern gebracht wird. Dort lebt sie bei den italienischen Großeltern, während der jüdische Teil ihrer Familie dem Holocaust zum Opfer fällt und die Mutter arbeiten geht.

Befremdlich sind ihr die Rituale und der Glaube der protestantischen Waldenser Kirche, der die Großeltern angehören. Fremd ist ihr die Mutter, die im Gegensatz zum verlorenen Vater recht streng ist. Auch die jüngere Schwester ist ganz anders als sie und Marina fühlt sich nirgends heimisch, auch nicht in der Familie. „Ich will nicht so sein wie meine Mutter“, schreibt das Kind und: „Die Erwachsenen spielen ein falsches Spiel.“ Deshalb flüchtet sie in die Welt der Fantasie, der Literatur und beginnt früh zu schreiben.

Im faschistischen Italien schließt sie sich einer Widerstandsbewegung an und begegnet ihrer großen Liebe Giorgio. Und wird ihrer Mutter ähnlicher, als sie wollte, mit deren Sinn für Rationalität und fürs Praktische, indem sie sich für Gianni entscheidet, der sie umwirbt, der ihr Sicherheit bietet und den sie erst lieben lernen muss.

Marina Jarre erzählt in schöner Sprache, mit sachlichem Blick auf ihre Umgebung, springt allerdings durch die Zeiten und Orte, dass man achtgeben muss, um zu folgen. Die Sprecherin Theresa Hämer trifft einen angenehm leichten Erzählton, die Musik ist sparsam zwischen den Kapiteln eingesetzt, so dass es Freude macht, sechs Hörbuchstunden zuzuhören.

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