Diese Überschrift ist fragwürdig. Aber ich wollte nicht sofort schreiben, worum es wirklich geht. Sondern positive Signalwörter für den Jahresanfang setzen. In Wirklichkeit geht in diesem Kommentar allerdings um den Klimawandel und wie es um die Bemühungen steht, ihn noch beherrschbar zu halten. Aber das Thema hat gerade keine Konjunktur. Der kommende Bundestagswahlkampf wird stattdessen geprägt sein von den Evergreens der Aufmerksamkeitsökonomie: Mehr für mich (den fleißigen Arbeitnehmer oder Unternehmer), weniger für die anderen (wahlweise Superreiche oder Bürgergeldempfänger, je nach politischer Ausrichtung) und vor allem weniger Migranten. Klimaschutz? Nur bei den Grünen noch ein zentrales Thema, aber eher geschmeidig verpackt, in Form von Klimageld und Boni für neue Elektroautos.
Auch global scheinen Klimawandel und Klimaschutz derzeit keine Gewinnerthemen zu sein. Die letzte Klimakonferenz schrammte knapp am Scheitern vorbei, gestritten wurde vor allem um mehr Geld für die vom Klimawandel besonders betroffenen Staaten. Das ist wichtig. Aber die Frage, wie wir das eigentlich geltende 1,5-Grad-Ziel nicht nur theoretisch, sondern wirklich noch erreichen könnten, spielt keine große Rolle mehr. Und dass in den USA ein bekennender Klimawandelleugner zum zweiten Mal US-Präsident wird, macht auch nicht gerade Hoffnung.
Aber was dann? Was schenkt uns denn den notwendigen Optimismus und die Hoffnung, die wir brauchen, um aktiv die Schöpfung, die uns gegeben wurde, bestmöglich zu bewahren?
Der ehemalige EKD-Ratsvorsitzende und amtierende Vorsitzende des Weltkirchenrates, Heinrich Bedford-Strohm, hat darauf eine für Christenmenschen wegweisende Antwort gegeben. „Der christliche Glaube ist in seinem Kern ein Narrativ der Hoffnung. (…) Indem die Kirche diese Hoffnung ausstrahlt, lebt sie nicht nur ihre eigene Berufung, sie leistet auch der Gesellschaft
den Dienst, den sie gerade jetzt am dringendsten braucht.“
Und das bedeutet eben gerade nicht, die Hände zum Gebet gefaltet in den Schoß zu legen, sondern aus dieser Kraft der Hoffnung zu agieren. Auch wenn Politik für die grundsätzlichen Strukturen verantwortlich ist und hier gerade zu versagen droht, können wir sinnvolle Schritte gehen. Man muss nicht gleich mit der Solaranlage auf dem eigenen Dach oder dem Balkonkraftwerk in der Mietwohnung beginnen, könnte man aber. Man kann auch bei der Ernährung anfangen. Oder dem Mobilitätsverhalten. Schritt für Schritt lässt sich so die Lähmung überwinden. Auch in der Kirchengemeinde, denn schließlich haben sich alle Landeskirchen auf die Klimaroadmap geeinigt und wollen 2035 (fast) klimaneutral arbeiten.
Und wer dieses Engagement als Aktivismus bezeichnet, das dem Gottvertrauen entgegensteht, dem sei versichert: Es sind gerade die vielen biblischen Hoffnungsgeschichten vom göttlichen Wirken in scheinbar ausweglosen Situationen, die für dringend benötigte Zuversicht sorgen. Und für Überschriften, die vielleicht doch nicht so trivial sind, wie sie zunächst klingen.
Den Vortrag von Heinrich Bedford-Strohm finden Sie hier: www.videoonline.edu.lmu.de/de/node/13931
Ein Interview mit Oliver Foltin von der FEST-Heidelberg zur Umsetzung der Klimaroadmap finden Sie hier:
www.zeitzeichen.net/node/11557
Stephan Kosch
Stephan Kosch ist Redakteur der "zeitzeichen" und beobachtet intensiv alle Themen des nachhaltigen Wirtschaftens. Zudem ist er zuständig für den Online-Auftritt und die Social-Media-Angebote von "zeitzeichen".