Schweigen ist Gold, weiß der Volksmund, wobei Schweigen bei der Deutschen Bahn meist Blech ist: Mein ICE kommt zum Stehen, und es passiert nichts. Schweigen. Anders wars, als ich im Goldenen Oktober im Holsteinischen hielt. Sofort meldete sich der Zugchef mit freundlicher Stimme. Er beruhigte uns: „Moin, liebe Reisende, ein Regionalzug vor uns ist liegengeblieben, aber es geht sicher gleich weiter in Richtung Hamburg …

Nach zehn Minuten klang er schon etwas verzagter. Ja, äh, das Problem sei wohl doch etwas hartnäckiger, er bitte noch um etwas Geduld, auch wegen der Anschlusszüge in in der Elbmetro­pole. Jedem Profi war jetzt klar: Das kann dauern, und wenig später ließ der Zugchef die Katze aus dem Sack: „Der Regionalzug vor uns muss evakuiert und abgeschleppt werden. Wie lange das dauert, kann ich Ihnen nicht sagen.“

Und dann: „Wir werden jetzt mal vorrollen nach Bad Oldesloe, da können Sie sich dann draußen auf dem Bahnsteig mal die Beine vertreten.“

So geschah es. In Bad Oldesloe, dieser Perle Holsteins, angekommen, gab sich unser Zugchef weiter Mühe, uns bei Laune zu halten: Er kündigte ein Rückrollen des Zuges an, um eine Ausweichstrecke über Harburg zu nehmen, um es wenig später wieder zu kassieren, dann einen Schienen­ersatzverkehr, dessen Versuchskaninchen allerdings schon bald mit einer unfrohen Botschaft in den stehenden Zug zurückkehrten: „Alles schwarz von Menschen und nur ein Bus …“

Nach einer guten Stunde ging unser Zugchef zu reinen Durchhalteparolen über: „Ich verspreche Ihnen: Irgendwann geht’s weiter …“ – wieder und wieder freundliche Logorrhoe in Oldesloe. Dann gabs Freigetränke und sogar die leckeren orangenen Schokoriegel – gerne auch zwei, bis es dann nach drei (!) Stunden weiterging. „Warten ist Gold“, durchzuckte es mich, und Bad Oldesloe, diese Perle Holsteins, die müsste man sich auch mal genauer anschauen, oder?

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