Der offene Protestantismus und seine Feinde

Warum es sich lohnt, für die Bewahrung eines liberalen, aufgeklärtem Glaubens zu kämpfen
Gemischte Wolkenformationen über Berlin (Foto 2014).
Foto: akg-images / Lothar M. Peter
Gemischte Wolkenformationen über Berlin (Foto 2014).

Kürzlich plädierte Michael Heymel auf zeitzeichen.net dafür, „Mehr vom Glauben (zu) sprechen“. Ihm antwortet Eberhard Pausch, Studienleiter an der Evangelische Akademie in Frankfurt/Main, der deutlich andere Akzente setzt: Der offene Protestantismus sei von Feinden umzingelt und wer den christlichen Glauben in seiner evangelischen Gestalt erhalten wolle, müsse den Kampf aufnehmen!

Die Sorgen sind groß, weil die Kirchen dramatisch an Mitgliedern verlieren. Einige wie der von mir sehr geschätzte Kollege Michael Heymel raten zu missionarischer Leidenschaft. Ich stimme Heymel an einer entscheidenden Stelle zu: Kirche hat wesentlich einen Bildungsauftrag. Aber wie, wozu und in welche Richtung soll sie bilden? Ich meine: Nur ein offener Protestantismus, also eine liberale, der Aufklärung verpflichtete Form evangelischen Glaubens, wird in der offenen Gesellschaft zukunftsfähig sein.

Wie viele andere Menschen jüdischer Herkunft musste auch der Philosoph Karl Popper (1902-1994) vor dem in Europa sich ausbreitenden Nationalsozialismus fliehen. Seit 1936 lebte er in Neuseeland. Dort schrieb er ein politisches Buch, das er als seinen Beitrag zur Bekämpfung der Totalitarismen seiner Zeit verstand: „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“. In Anlehnung an seine Gedanken möchte ich hier die These vertreten, dass es in der Gegenwart einen „offenen Protestantismus“ gibt, der ebenfalls Feinde hat, gegen die er sich behaupten muss.

An einem Punkt hinkt der Vergleich allerdings: Es geht bei der Auseinandersetzung mit den Feinden des „offenen Protestantismus“ nicht um Leben und Tod im wörtlichen Sinn, wie es in der Auseinandersetzung zwischen dem Nationalsozialismus und dem Stalinismus/Kommunismus der 1940er-Jahre einerseits und den Anhängern der freiheitlichen Demokratie andererseits der Fall war. Aber unbedeutend sind die heutigen Differenzen freilich auch nicht. Sie könnten über die Zukunftsfähigkeit des Protestantismus, ja, des Christentums überhaupt in einer sich immer mehr pluralisierenden, individualisierenden und auch innerlich zerklüftenden Welt entscheiden. Denn – so meine These – nur ein offener Protestantismus wird in offenen Gesellschaften Zukunft haben.

Aber was ist ein „offener Protestantismus“? Hier gehe ich von einer Analogie zu den Merkmalen offener Gesellschaften aus, die sie von „geschlossenen“ Gesellschaften unterscheiden. Jene haben erstens keinen ausschließenden, exklusiven Charakter. Sie grenzen niemanden von vornherein aus (etwa die Jüdinnen und Juden im Dritten Reich), der Teil von ihnen sein möchte. Offene Gesellschaften sind zweitens in ihrem Inneren demokratisch strukturiert – das bedeutet nach Popper ganz praktisch, dass ihre Regierungen gewaltfrei, nämlich durch Wahlen abgelöst werden können. Sie haben drittens eine grundsätzlich liberale Ausrichtung, sind also vom Geist der Freiheit geprägt, lassen freies Denken und Hinterfragen nicht nur zu, sondern fördern dieses in jeder möglichen Weise.

„Differenziert und spezifisch“

Vor diesem Hintergrund scheint mir der „offene Protestantismus“ der Gegenwart durch wenigstens fünf Strukturmerkmale gekennzeichnet zu sein:

1. Laokratisch und inklusiv: Der offene Protestantismus ist seiner kirchenpolitischen Struktur nach zum einen laokratisch-synodal verfasst, also nicht hierarchisch und autoritär strukturiert. Synoden, also gewählte Kirchenparlamente entscheiden (beispielsweise im Raum der Evangelischen Kirche in Deutschland) über die verfassungsanalogen Grundordnungen und Kirchengesetze, über die Finanzhaushalte sowie über die Besetzung wesentlicher Leitungsämter. „Laokratie“ beziehungsweise „laokratisch“ sind hierbei als Korrelatbegriffe zu „Demokratie“ und „demokratisch“ zu verstehen. Denn der „demos“ ist das Staatsvolk, der „laos“ aber das Kirchenvolk. Beide sind in einer säkularen Gesellschaft wie der der Bunderepublik Deutschland natürlich nicht identisch. Die laokratisch-synodale Grundstruktur des offenen Protestantismus steht in Spannung zu episkopalen oder auch rein administrativen Leitungsmodellen. Auch leitende Geistliche oder Jurist*innen und Verwaltungen sind der Synode als dem maßgeblichen Leitungsorgan nicht vorgeordnet.

Der offene Protestantismus ist ferner einladend-inklusiv aufgestellt, nicht rein selbstbezüglich oder gar ausgrenzend. Er zielt auf Mitgliedschaft und Mitwirkung, auf Teilhabe ab. Mitglieder gewinnt der offene Protestantismus durch Taufen, durch Ein- oder Übertritte aus anderen Kirchen und Konfessionen. Wer auch immer Mitglied wird, ist herzlich willkommen und kann in differenzierter und spezifischer Weise am Leben seiner Kirche teilnehmen – in den Gottesdiensten, bei Kasualien, in Bildungs- und Seelsorgekontexten und weiteren Angeboten, die von den Kirchen vorgehalten werden.

Viele dieser Angebote sind ausdrücklich öffentlich adressiert, das heißt, jede*r Interessierte kann grundsätzlich daran teilnehmen. Etwa an den öffentlichen Gottesdiensten oder an Bildungsangeboten der Gemeinden und Kirchen. Wichtig in diesem Zusammenhang ist besonders, dass die Kirchen und ihre Gemeinden keine Binnenkulturen oder Binnensprachen entwickeln und praktizieren, die zwar nicht rechtlich und grundsätzlich, aber doch faktisch Menschen abschrecken oder ausschließen. Nicht nur hochkirchliche Praktiken oder die „Sprache Kanaans“ können Menschen ausgrenzen. Bereits das Glaubensbekenntnis, traditionelle Kirchenlieder und sogar das Vaterunser sind vielen Personen fremd, die nicht regelmäßig am Leben der sogenannten „Kerngemeinden“ teilnehmen. Von diesen Menschen kann nicht erwartet werden, dass sie Teil der Kerngemeinden werden. Vielmehr sollten ihnen Brücken gebaut und ihnen in aller Freundlichkeit Türen aufgeschlossen werden – und sei es durch einen „Vaterunser-Spickzettel“ im Gesangbuch der Gemeinden.

„Anregende Sprachspiele vergangenen Zeiten“

2. Im Geist der Freiheit: Der offene Protestantismus ist, sodann, inhaltlich selbstbestimmt, also nicht abhängig von Ideologien politischer oder ökonomischer Art. Auch dies ist nicht selbstverständlich. Als die sogenannten „Deutschen Christen“ seit 1932 auftraten – und sie hatten seit den Kirchenwahlen 1933 sogar satte Mehrheiten in vielen evangelischen Leitungsgremien –, wurde das Evangelium von einer nationalistischen, bellizistischen und menschenfeindlichen Ideologie überlagert und verdunkelt. Die sich dagegen auflehnenden Gegenbewegungen der Bekennenden Kirche und des Pfarrernotbundes hatten die alles andere als einfache Aufgabe, das Evangelium von jener Ideologie zu befreien. Zu anderen Zeiten und in anderen Kontexten mögen andere Ideologien – etwa strikt marxistisch ausgerichtete – das Evangelium verdeckt haben. In der Gegenwart gibt es auch einige „neokonservative“ Strömungen im Protestantismus, die etwa „Fremdenfeindlichkeit“ zum Inhalt haben. An diesem Punkt ist somit zurzeit besondere Wachsamkeit geboten. Der offene Protestantismus möchte zu dieser Wachsamkeit beitragen.

Der offene Protestantismus ist außerdem religiös in einem prägnanten Sinne liberal. Das heißt, er beharrt nicht auf den Dogmen der Alten Kirche oder auf der dogmatischen Gültigkeit reformatorischer Bekenntnisschriften. Weder teilt er das Dogmenverständnis der Römisch-Katholischen Kirche, demzufolge Dogmen „unfehlbare Lehrsätze“ sind, noch unterwirft er sich der Auffassung, die Dogmen der Alten Kirche – also das trinitarische und das christologische Dogma, entstanden während der Jahre 325 bis 451 auf vier ökumenischen Konzilien – seien für die Inhalte des christlichen Glaubens oder für deren Auslegung regulativ verbindlich.

Es handelt sich bei diesen beiden Dogmen vielmehr um anregende, aber auslegungsbedürftige und irrtumsfähige Versuche, einige wesentliche Inhalte des christlichen Glaubens zusammenfassend darzustellen. Nicht anders steht es bei den reformatorischen Bekenntnisschriften, gleichgültig, in welcher konfessionellen Tradition sie stehen. Sofern sie dazu dienen, die biblischen Schriften für spätere Generationen auszulegen, sind sie hoch zu achten. Aber sie können als Sprachspiele vergangener Zeiten keine überzeitliche normative Bedeutung entfalten.

Der offene Protestantismus ist schließlich eindeutig nicht-fundamentalistischer Natur. Das heißt, er sieht die Bibel nicht als „irrtumsloses Wort Gottes“, sondern als ein Ursprungs- und Orientierungsdokument des Glaubens, das im Licht des Evangeliums unter anderem historisch-kritisch auszulegen ist. Religiöser Fundamentalismus ist bekanntlich keine Erscheinung, die nur dem Protestantismus zu eigen wäre. Aber auch wenn es Fundamentalismus in anderen Konfessionen und Religionen gibt – der gewaltbereite islamistische Fundamentalismus des 21. Jahrhunderts bietet sicherlich ein besonders abschreckendes Beispiel –, will ich mich hier auf denjenigen religiösen Fundamentalismus konzentrieren, der im Raum der evangelischen Kirche begegnet.

„Unzweifelbar und ewig“

3. Fundamentalismus im evangelischen Raum: Der Begriff des Fundamentalismus selbst ist vergleichsweise jungen Ursprungs. Er stammt aus dem 19. Jahrhundert und kam in den USA auf, zunächst als Selbstbezeichnung einer Gruppe von evangelikalen Christinnen und Christen, die sich im Gegenzug zur Aufklärung, zur modernen Wissenschaft und speziell auch zur Evolutionstheorie, die damals gerade durch Charles Darwin (1809-1882) begründet worden war, formierte. Fünf Grundsätze charakterisieren die Glaubenshaltung der Fundamentalistinnen und Fundamentalisten. Einer dieser Grundsätze ist hermeneutischer Art, die vier anderen beziehen sich auf Glaubensinhalte, die als essentiell verstanden werden:

(1) Die Bibel ist irrtumslos und widerspruchsfrei. Sie muss wortwörtlich (literalistisch) ausgelegt werden, etwa im Blick auf die Schöpfungserzählungen.

(2) Jesus Christus wurde von der (biologisch verstandenen) Jungfrau Maria geboren.

(3) Jesus Christus ist wahrer Gott.

(4) Jesus Christus hat durch seinen Tod am Kreuz ein stellvertretendes Sühnopfer gebracht und dadurch die Erlösung bewirkt.

(5) Jesus Christus ist leiblich auferstanden von den Toten und wird am Ende der Zeiten als Weltenrichter wiederkehren.

Diese fünf Grundsätze gelten dem christlichen Fundamentalismus als unbezweifelbar und ewig. Eine sehr knappe, aber zutreffende Charakterisierung des Fundamentalismus findet sich bei Wilfried Härle. Ihm zufolge bedeutet dieser schlicht: „zeitbedingte Einsichten für zeitlos gültig [zu] erklären“. Es dürfte deutlich sein, dass der offene Protestantismus keinerlei zeitbedingte Einsichten oder gar deren unvollkommene Ausdrucksweisen für zeitlos gültig erklären kann. Folglich teilt er keinen einzigen der genannten fünf Grundsätze.

Vor diesem Hintergrund lassen sich die „Feinde“ des offenen Protestantismus klar identifizieren, die somit Formen und Ausdrucksweisen des geschlossenen Protestantismus sind: Es sind dies der ausgrenzende beziehungsweise rein selbstbezügliche Protestantismus, der autoritär-hierarchische (episkopale) Protestantismus, der ideologisch vereinnahmte Protestantismus, der dogmatistische Protestantismus und der fundamentalistische Protestantismus. Unter den fünf Formen des geschlossenen Protestantismus in der Gegenwart stellt der Fundamentalismus die größte und bedrückendste Herausforderung dar, auch weil er in den rasch anwachsenden evangelikalen Bewegungen außerhalb Europas weit verbreitet zu sein scheint.

Eine Art „Stecknadelkopf“

4. Weder Stecknadel noch Tischplatte: Fundamentalismus aller Art besagt, es gibt unbezweifelbare Fundamente für unser Leben, Denken, Glauben und Handeln. Nach René Descartes (1596-1650) gibt es bekanntlich nur ein unbezweifelbares Fundament: jenes „cogito“ (= ich zweifle), aus dem zwingend das „ergo sum“ (= ich bin, ich existiere) folgt. Dieses unbezweifelbare Fundament hat aber eine recht geringe Ausdehnung. Es ist sozusagen nur ein kleiner Punkt, eine Art „Stecknadelkopf“, der dann vieles andere – bei Descartes angefangen mit der Existenz Gottes – tragen muss. Alles Übrige aber ist und bleibt bezweifelbar.

Religiöser oder politischer Fundamentalismus geht dagegen davon aus: Es gibt eine unbezweifelbare Plattform, also eine ausgedehnte Ebene von unbezweifelbaren Wahrheiten, Glaubenssätzen – oder wie auch immer man diese Plattform beschreiben mag. Kein Stecknadelkopf also, sondern eine Art Tischplatte, die nach Auffassung des christlichen Fundamentalismus Platz bietet für die vielfältigen Aufbauten und Ausgestaltungen des Glaubenslebens. Der Vorteil einer solchen Tischplatte: Was sich darauf befindet, kann (scheinbar) nicht herunterfallen. Es ist sicher und fest. Aber wehe, die Platte hat oder bekommt Löcher! Dann kann vieles, vielleicht alles zu Boden fallen. Und wehe, die Platte wird bewegt – nach vorne oder hinten, unten oder oben, womöglich in die Schräge: Auch dann kann alles stürzen und zerstört werden. Und das darf doch wohl nicht sein!

So funktioniert jede Art von Fundamentalismus – psychologisch gesehen. Er geht von einer beschränkten Anzahl von zu glaubenden Wahrheiten aus. Wer diese Basisaussagen leugnet oder auch nur anzweifelt, der bringt den Tisch ins Rutschen, der gefährdet damit sich selbst und womöglich andere Personen. Das erklärt auch, warum manche Fundamentalist*innen religiöser oder politischer Couleur gewaltbereit sind: Sie wollen eben ihre Tischplatte verteidigen. Auf den Stecknadelkopf Descartes’ wollen sie nicht zurückkehren, und schon gar nicht wollen sie, dass die Platte wankt oder fällt und mit ihnen ihr ganzes Leben – ins Bodenlose, in den Tod, in eine irdische oder in die jenseitige Hölle (wie sie fürchten). Da ist es ihres Erachtens besser und angemessener, diejenigen heftig zu bekämpfen, die es wagen, an ihrer Tischplatte zu rütteln.

Insgesamt lässt sich sagen: Echte, offene, faire Argumentationen werden seitens des Fundamentalismus und seiner Repräsentantinnen und Repräsentanten verweigert. Auch sehen sie sich selbst und ihre Positionen als „alternativlos“ und lehnen daher Pluralismus konsequent ab. Argumentations- und Alternativlosigkeit sind somit die wesentlichen Strukturmerkmale.

„Message Gottes“

5. Ein schwankender Kahn im Sturm der Zeit: Der Begriff des „Fundamentalismus“ erinnert zwar zu Recht daran, dass der christliche Glaube sich selbst durchaus zuschreibt, ein Fundament, also einen tragfähigen Grund zu haben. Dieses Fundament ist aber gewiss kein additives System von hermeneutischen und inhaltlichen Glaubenssätzen oder von Ge- und Verboten, sondern eine Botschaft, eine liebevolle „Message“ Gottes, die ihren Ursprung in der Person des Jesus von Nazareth hatte, der von Jünger*innen, und Apostel*innen als „Christus“ verstanden und bekannt wurde: „Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“ (1. Korinther 3, 11)

Demnach hätte der Glaube und hätte die Gemeinschaft der Glaubenden (= die Gemeinde, die Kirche) sehr wohl ein Fundament – allerdings ein unverfügbares Fundament. Denn Jesus Christus bleibt sowohl als historische Person als auch als Botschafter bzw. „Sohn“ Gottes für uns unverfügbar. Wir können nur versuchen, uns in aller Demut und Vorsicht der durch ihn erschlossenen „Wahrheit des Evangeliums“ anzunähern und auf das Geschenk der Einsicht durch Gott den Heiligen Geist hoffen. Da wir jederzeit mit der Möglichkeit rechnen müssen, uns zu irren, wird die von uns versuchte Bewegung der Annäherung immer auch die Notwendigkeit einschließen, problematische Sätze, Aussagen, Propositionen zu falsifizieren. Eine kritische Aufgabe stellt sich für den Glauben und die Theologie zum Beispiel genau dann, wenn jemand behauptet, er oder sie könne über das unverfügbare Fundament „Jesus Christus“ verfügen.

Jesus Christus als die Anrede Gottes an uns Menschen ist, recht verstanden, ein unverfügbares, ein bewegliches Fundament. Also weder ein Stecknadelkopf noch eine Tischplatte, sondern eher ein Kahn auf einem See. Wer sich auf ihn einlässt, der könnte wie der Dichter Friedrich Hölderlin (1770-1843) die Erfahrung machen, dass er schon bald nicht mehr weiß, wo vorne und hinten ist, wo oben und wo unten, wo der Kahn und wo der See. In diesem Sinne stimme ich auch Sören Kierkegaard (1813-1855) zu, der den Glauben als ein „Wagnis“ und einen „Sprung“ versteht. Allerdings kann und darf das emotionale Wagnis des Glaubens nicht dazu führen, seine kritische und argumentative Vernunft zu verabschieden. An Jesus Christus glauben hieße dann, immer eine Sehnsucht „ins Ungebundene“ (= nach der Freiheit) im Herzen zu tragen und demjenigen, dem oder das man liebt, die Treue zu bewahren. Und sich dabei wiegen zu lassen – „wie auf schwankem Kahne der See“.

„Und immer / ins Ungebundene gehet eine Sehnsucht. Vieles aber ist / zu behalten. Und not die Treue. / Vorwärts aber und rückwärts wollen wir / nicht sehn. Uns wiegen lassen, wie / Auf schwankem Kahne der See.“ (Friedrich Hölderlin, Mnemosyne)

So kann der offene Protestantismus sich selbst verstehen: als ein schwankender Kahn im Meer der offenen Gesellschaft. Er navigiert aber voller Vertrauen darauf, dass Gott selbst ihn im Sturm der Zeit nicht untergehen lässt.

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