Mut, Zuversicht und ein großes Herz – wenn man die Persönlichkeit von Herbert Rubinstein mit wenigen Attributen beschreiben wollte, wären es wohl diese drei. Von seiner Kindheit an – Rubinstein wurde als Sohn deutschsprachiger jüdischer Eltern 1936 in Czernowitz in der Bukowina (heute Westukraine) geboren – haben ihn diese Eigenschaften durch das Leben getragen. Genauer gesagt durch seine vier Leben: das erste in Czernowitz, das zweite in Amsterdam, das dritte in Düsseldorf und das vierte als Hinwendung zu seinen Wurzeln in Czernowitz.
Rubinstein ist dem Holocaust nur knapp entronnen, aber er bestimmte alles Weitere – den Neustart mit seiner Mutter und seinem Stiefvater, der Ausschwitz überlebt hatte, in den Niederlanden (sein Vater war von deutschen Soldaten erschossen worden), den Umzug nach Düsseldorf, die Heimatstadt seines Stiefvaters, und die spätere Neuerkundung des Ortes seiner Kindheit.
Vieles von dem, was Rubinstein dort zwischen 1941 und 1944 erleben musste, ist nur noch bruchstückhaft präsent: das Leben im Ghetto, die Brutalität der deutschen und rumänischen Truppen gegenüber der jüdischen Bevölkerung, die Deportationen. All das hat die Seele Rubinsteins am Ende aber nicht zerstören können. Und weil Deutsch seine Sprache und die deutsche Kultur ein Teil seiner inneren Heimat war, konnte eine Stadt in Deutschland zu seiner äußeren Heimat werden. Hier engagiert er sich für das neu erwachte jüdische Leben.
Rubinsteins Lebensgeschichte, gelesen von Axel Gottschick mit Originaleinspielungen von Herbert Rubinstein und Musik von Jan Rohlfing, ist eine Geschichte der Hoffnung. Zugleich jedoch ist sie eine Mahnung, achtsam zu sein, wann und wo immer sich Antisemitismus Bahn bricht.
Annemarie Heibrock
Annemarie Heibrock ist Journalistin. Sie lebt in Bielefeld.