Na, heute morgen schon Frontdienst geleistet? Kommen Sie mir jetzt nicht mit Kriegsdienstverweigerei oder Pazifismus. Das konnten wir uns vielleicht vor der Zeitenwende leisten, als unsere Freiheit noch am Hindukusch veteidigt wurde, und unser Gas aus Russland kam. Jetzt ist die Frontlinie näher gerückt, läuft durchs eigene Bad, und die Morgentoilette wird zum politischen Bekenntnis.
Dass dabei vor allem Grüne als Saubermänner und -frauen der Politik den Ton angeben, überrascht nicht. Schließlich ist ihnen jener pädagogische Impetus zur Weltverbesserung eigen, den auch der gestandene Protestant kennt und deshalb viel Sympathie hat für die Energiespartipps aus der Spitzenpolitik. Seitdem bekannt ist, dass Robert Habeck seine Duschzeit nochmal verkürzt hat, läuft zu Hause die Stoppuhr hinterm Duschvorhang. Aus der Frontstadt Berlin hören wir, dass Verkehrssenatorin Bettina Jarasch morgens sowieso nur Katzenwäsche macht. Das schließt zwar abendliche Vollbäder nicht aus, setzt aber doch eine Duftmarke. Und am anderen Ende der Republik lobpreist Winfried Kretschmann den Waschlappen als brauchbare Erfindung. Niemand hat gesagt, dass es leicht wird!
In diesem Sinne gilt es nun Sondervermögen in der Haushaltskasse zu bilden und aufzurüsten. Neue Waschlappen müssen her, die gehören ja schon lange nicht mehr zur Standardausstattung eines modernen Badezimmers. Aldi hatte neulich welche im Angebot, aber die waren ruckzuck ausverkauft. Macht nix, wir zerschneiden einfach die Saunatücher. Die braucht in diesen Zeiten niemand mehr. Wer schwitzen will, soll sich gefälligst ein paar Pullis anziehen und Kniebeugen bei 16 Grad im Wohnzimmer machen. Duschen hinterher ist erlaubt, aber nur kalt. Alles andere ist sowieso nur Wellness für Weicheier, Warmduscher und Waschlappen.
Stephan Kosch
Stephan Kosch ist Redakteur der "zeitzeichen" und beobachtet intensiv alle Themen des nachhaltigen Wirtschaftens.