Häufig schrieb ich schon an dieser Stelle über die Bahn und mich, und war dies vor Jahren noch eine Nische für Kenner und Gleichgesinnte, so ist es inzwischen zum Massenphänomen geworden. Das Jahrhundertproblem Bahn, dieser Stahl- und Schienen-Sisyphos, wird in Analysen, Aufmachungen und düsteren Prophezeiungen landauf, landab besungen. Jene Bahn in Deutschland, der Mitte Europas, die verdammt ist, den Schrott, den sie hat beziehungsweise aus dem sie besteht, ungerührt weiter zu nutzen, während gleichsam am offenen Herzen dieses Schrotts – sei es Schienenschrott, Wagenschrott, unbenutzbarer WC-Schrott, unbrauchbarer Türen- oder allgemeiner Pünktlichkeits-Schrott – repariert und restauriert wird, was dann zu weiteren „Störungen im Betriebsablauf“ führt. Selbst als (immer noch) passioniertem Bahnfahrer bleibt einem zurzeit nur der Seufzer: „Meine Enkelin wird es vielleicht einmal besser haben.“ Und ja, natürlich, ich weiß: Auf Einzelschicksale, selbst wenn sie massenhaft vorkommen, kann in diesen Zeiten keine Rücksicht genommen werden.
Doch eines, liebe Bahn, will ich Dir ins Stammbuch schreiben, etwas, was mich neulich wirklich an den nervlichen Rand brachte: Ich musste nach Holland fahren, und da ist die Ticketbucherei via Internet etwas inkommod. So rief ich den Bahnkomfort-Service an, der das für mich erledigte und mir die Karten am Automaten hinterlegte. Logo, kein Problem, ich bin ja Profi. Aber dann: Die Automaten in Hannover Hbf waren plötzlich alle blau und nicht mehr rot, und ich fand auch nach hektischem Suchen nicht das erlösende Feld „Bahn-Tix“, unter dem sich immer Ticket-Hinterlegungen finden. In letzter Sekunde kam ich dahinter, dass ich einen der wenigen verbliebenen roten Automaten beim Reisezentrum aufsuchen muss, da war „Bahn Tix“ noch am Start. Fast hätte ich die Reise ohne Ticket antreten müssen, und das wäre teuer geworden. Danke, liebe Bahn, für gar nichts, grrr …
Reinhard Mawick
Reinhard Mawick ist Chefredakteur und Geschäftsführer der zeitzeichen gGmbh.