Hoffnung

Heym: Vertonte Gedichte

"Ich aber ging über die Grenze“, schrieb Stefan Heym, nachdem er zu Beginn des Nationalsozialismus nach Prag emigriert war. Der als Helmut Flieg in Chemnitz geborene jüdische Schriftsteller und Journalist mit der abenteuerlichen Biografie, die ihn über Berlin, Prag, die USA, zurück in die DDR und schließlich nach Israel führt, berichtet in seinen frühen poetischen Texten vom Ersten Weltkrieg „Als mein Bruder ins Feld zog“, so beginnt das Gedicht „Schmerzliche Erzählung“. Heym erzählt von Duckmäusertum und Flucht, von politischem Frust und Weltschmerz. Zwischen 1931 bis 1935 entstanden diese Gedichte, von denen der Schauspieler Robert Stadlober anlässlich Heyms 20.Todestages einige ausgewählt und gemeinsam mit den Musikern Klara Deutschmann und Daniel Moheit vertont hat.

Kann man solche schwermütigen Gedichte überhaupt singen? Nun, indem das Trio der Tradition der Folk- oder Protestsongs folgt, klingt die CD „Vom Aufstoßen der Fenster“ seltsam vertraut. Harmonie und kein überflüssiges Pathos lassen Heyms Worte stets im Vordergrund stehen, der Gesang wird begleitet von Gitarre, Akkordeon, Blockflöte und Oboe. Es ist ein Hörbuch, das wirkt wie ein Musikalbum, dominiert von Heyms Lyrik, die nicht nur anklagend, anrührend, sondern auch romantisch daherkommt.

Der recht umstrittene Mann erfährt früh von Leben und Tod, von Hass, aber auch von der Liebe. „Du darfst nicht denken, dass ich schüchtern bin, ich kann nur manchmal nicht so, wie ich will“, schreibt der junge, verliebte Heym. Und so geben die Lieder auch den einzig guten Wunsch, der der Büchse der Pandora entflog, weiter, nämlich die Hoffnung.  

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