Das Licht. Gott

Ein anderes Sakrament: LSD

Timothy Leary war der weltbekannte Drogen-Guru der 1960er-Jahre. Begonnen hatte er als Wissenschaftler an der Harvard-Universität, es ging um die Erforschung der Wirkung von LSD.

Um das Biotop, das sich um diesen Charismatiker entwickelte, geht es. Das Licht des Romantitels ist das des Einswerdens mit dem Universum, ja, man rechnet damit, Gottes ansichtig zu werden – oder dessen, was wir Gott nennen, wie vorsichtig eingeschränkt wird.

Im Mittelpunkt des Romans steht der Doktorand Fitz (verheiratet, ein Sohn), der als Teilnehmer an als Wissenschaft getarnter Seancen beginnt. Doch der Learykreis driftet immer mehr ab in Gegenwelten, allmählich bedrohlich bemerkt von der Gesellschaft. T. C. Boyles Schilderungen sind von fotografischer Schärfe – Bilder, als sei’s ein Film –, und es gelingt ihm, aus den alltäglichsten Ereignissen eine Spannung zu zaubern, an der sich deutsche Tatorte ein Beispiel nehmen könnten. Zuweilen meint man, ironischen Anspielungen auf andere große Werke der Weltliteratur auf die Spur zu kommen. Schließlich findet sich die Sekte – das ist sie am Ende – in einer Art Zauberberg: Als Joanie, Fitz’ Frau, sich in einem Schneesturm verirrt, lässt Thomas Manns Castorp von Ferne grüßen.

Doch für Fitz scheint das alles nicht gut auszugehen, seine Ehe am Ende, seine Freundin auf und davon. Am Ende fordert er den großen Meister auf, mit ihm „das Sakrament“ zu nehmen – so nennen sie die LSD-Gaben –, und er bedrängt ihn mit der Frage, ob er, der Guru, das Licht, ob er gar Gott gesehen habe. Learys Antwort, die im Roman, ist nicht von der feinen Art.

Das Ganze wird von Florian Lukas gelesen. Seine Vortragsweise: großartig. Ein Hörvergnügen.

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