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Biographie für junge Lesende

Ein Held? Ein Heiliger? Ein Übermensch? Die jungen Leserinnen und Leser der neuen Biographie von Alois Prinz werden nach der Lektüre wissen: Vor allem war Martin Luther King ein Mann wie viele andere auch, weil er all das kannte, was (auch) zum Menschsein gehört: Ängste und Sorgen, Ratlosigkeit, Phasen von Hoffnungslosigkeit und Erschöpfung. Gleichzeitig erfahren sie, dass King mehr war: Er war ein Mann mit Charisma, eine starke Persönlichkeit, die Menschen begeistern und mitreißen konnte und darum schon in jungen Jahren zu einer weltweiten geachteten Symbolfigur der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung wurde.

Es ist ein differenziertes Bild, das Alois Prinz von Martin Luther King zeichnet. Glücklicherweise erliegt der Autor nicht der Versuchung, den schwarzen US-amerikanischen Bürgerrechtler zu überhöhen und ihn zu einem über alles Menschliche erhabenen Helden zu stilisieren. Damit unterscheidet sich sein kürzlich erschienenes Buch „I have a dream – Das Leben des Martin Luther King“ wohltuend von anderen Biographien aus dem Jugendbuchbereich, die um der Vereinfachung und Verständlichkeit willen die historische Genauigkeit hintanstellen.

An Jungen und Mädchen ab 13 Jahre richtet sich die Biographie, die chronologisch den Stationen in Leben Kings folgt – von seiner Geburt im Jahr 1929 in Atlanta/Georgia bis zu seiner Ermordung im April 1968 in Memphis/Tennessee. Dabei geht der Autor dankenswerterweise über die Schilderung der Fakten hinaus und beleuchtet auf eine für ein junges Publikum verständliche Weise auch die geistigen und geistlichen Wurzeln von Kings Engagement.

Dazu gehört etwa Kings Idee von den drei Dimensionen, die für ein „vollkommenes Leben“ notwendig seien: Unter der „Länge“ versteht King Prinz zufolge, dass jeder Mensch seine Fähigkeiten und Talente entdecken und entfalten solle. Die zweite Dimension, die „Breite“, gehe über die ichbezogene Selbstverwirklichung hinaus. „Das Ich“, so zitiert Prinz King, „kann ohne das Du keine Erfüllung finden“. Das gelte sowohl für den einzelnen Menschen wie auch für Staaten. Die dritte Dimension schließlich führe über die Grenzen des Menschlichen hinaus zu der Frage, ob hinter der sichtbaren Wirklichkeit nicht eine jenseitige Kraft wirke. Wer an diese Kraft glaube, der glaube auch an einen liebenden Gott.

Dieser Glaube, dieses Gottvertrauen, das zeigt auch die Biographie von Alois Prinz, war das vermutlich wichtigste Fundament in Kings Leben. Aufgewachsen in einer eher schlichten Bibelfrömmigkeit studierte King Theologie und erweiterte seinen intellektuellen Horizont und damit sein Verständnis der Bibel. Was dazu führte, dass für ihn Glauben und (politisches) Handeln fortan untrennbar verbunden waren.

Alois Prinz hat etliche Lebensgeschichten berühmter Persönlichkeiten aufgeschrieben – nicht nur für jugendliche, auch für erwachsene Leserinnen und Leser: von Jesus über den Apostel Paulus bis hin zu Hermann Hesse und Ulrike Meinhof. Die nicht weniger empfehlenswerte King-Biographie nun trifft vielleicht insoweit den Puls der Zeit, als das sie jungen Menschen, die sich heute für politische Ziele wie den Klimaschutz engagieren, einmal mehr zeigt: Ja, du kannst etwas bewirken. Jeder und jede Einzelne kann etwas bewirken, wenn er oder sie nur den Willen dazu hat und die Bereitschaft, sich mit anderen zusammenzuschließen. Friedlicher Protest, gewaltloser Widerstand – die Idee ist nicht überholt. Im Gegenteil: Sie ist heute so aktuell wie zu


 

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