Flaneur und Zeuge

Walthers gesammelte Publizistik

Joachim Walther (geboren 1943 in Chemnitz) arbeitete als Lektor und Herausgeber im Buchverlag Der Morgen, war Redakteur der Zeitschrift für junge Literatur „Temperamente“ und ist seit 1983 freier Schriftsteller. Aber Walther lebte und arbeitete bis zum 3. Oktober 1990 in dem Land, das sich DDR nannte. Und weil Joachim Walther ein Mann mit Prinzipien, einer mit „Haltung“ war und ist, musste er mit der herrschenden Staatsmacht, vor allem mit den Kulturfunktionären, geradezu zwangsläufig in Konflikt geraten.

Seine gesammelten publizistischen Beiträge, Reden, Aufsätze, Rezensionen, Tagebuchnotizen und Feuilletons liegen nun in dem Band Das Blöken der Wölfe vor. Das scheinbar leichtfüßige Flanieren und präzise Beobachten der tausend Einzelheiten ist beeindruckend. Was hätte dieser junge Mann in der großen Stadt Berlin alles entdecken und aufschreiben können! Die Geschichte der Literatur in der DDR ist auch eine tragische Geschichte der Versäumnisse, der vertanen Chancen. 2001 rief Walther zusammen mit Ines Geipel die „Verschwiegene Bibliothek“ nicht gedruckter Literatur aus der DDR ins Leben.

Ein Manko des Buches: 486 Druckseiten sind einfach zu viel. Es gibt Dopplungen in der Argumentation und den Themen. Trotzdem: Das Blöken der Wölfe ist ein wichtiges Zeitzeugnis, unbeirrbar und voller Versprechen, die nicht eingelöst werden konnten. Das stimmt traurig und hoffnungsvoll gleichermaßen.


 
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