Sie kennen das: Man geht in einen Baumarkt und ist der Depp. Man weiß so ungefähr, was man bräuchte, um kleine Reparaturen zuhause selbst zu machen, aber wie heißen nun diese bescheuerten Dinger, die man jetzt so dringend braucht: Muffen, Puffen, Wuffen – keine Ahnung! Und wie genau funktionieren sie?
Also geht man demütig zu einem meist nur schwer zu findenden Angestellten irgendwo zwischen den riesigen Regalen. Dort versucht man, mit seinem begrenzten, ja eher völlig fehlenden Fachvokabular das zu bekommen, was man braucht – und die mitleidsvolle, wenn nicht genervte Mimik des „Ideengebers“ (so heißen die hier wirklich!) zeigt einem, dass man eben: der Depp ist.
Dann aber die Erfahrung vor ein paar Wochen: Balsam auf meiner geschundenen Seele! Für die Gurte einer geschenkten Hängematte wollte ich eine Ratsche kaufen – und das Wort ist so hässlich wie das Ding, dessen Namen es trägt. Eine Ratsche (den Namen wusste ich komischer Weise, vielleicht, weil er so hässlich ist) ist eine Art Spange, die Gurte festspannt.
Nun fragte ich an der „Information“ voll Demut, ob man mir erklären könne, wie denn diese Ratsche funktioniere. Was folgte, entschädigte mich für so viele Stunden der Demütigung im Baumarkt: Ungelogen vier gestandene Baumarkt-Männer versuchten etwa eine Viertelstunde lang die von mir gekauften Gurte mit der Ratsche zu spannen, einer wurde sogar als scheinbarer Experte aus dem Lager gerufen. Sie stellten sich, sorry, so blöd an, dass ich heimlich nach der versteckten Kamera suchte.
Und wenn ich ein amerikanischer Manager wäre, hätte ich sofort gerufen: „You are fired!“ Einer konnte es schließlich – und empfahl mir ein Youtube-Video, in dem erklärt wird, wie eine Ratsche funktioniert. Ich habe mich wunderbar gefühlt!
Philipp Gessler
Philipp Gessler ist Redakteur der "zeitzeichen". Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Ökumene.