Ohne die Erzählung einer großen Liebe kommt auch heute kaum ein Film aus. Der Traum von der großen, romantischen Liebe bleibt ungebrochen. Doch unerfüllte oder gescheiterte Liebesbeziehungen werfen viele Menschen aus der Bahn, sie verlieren Halt und Stütze, stranden, Existenzen zerfallen vor aller Augen. Und manche Liebe lässt sich nicht leben, Flucht und Krieg zerstören sie, stellen sich zwischen die Liebenden. Davon erzählt der Künstler und Schriftsteller Steffen Weiller in seinem Hörspiel Die schöne Müllerin.
Die ach so romantische Geschichte vom armen Müllersburschen des Dichters Wilhelm Müller, 1823 als Liederzyklus von Franz Schubert komponiert, verwebt er mit Erzählungen von Menschen, die auf der Straße leben, von Gewalt- und Stalkingopfern, Menschen auf der Flucht oder denen, die der Krieg trennt. Wie bei Schubert und doch 200 Jahre später sind es Geschichten von Sehnsucht, Hoffnung und Schmerz. In 14 Episoden erzählt Weiller von gescheiterter Liebe, ihren Folgen, auch von Suizid. Von Mutterliebe, die nicht erwidert wird, von Liebe in Zeiten des Krieges und der Flucht. Die 105 Minuten der ausgezeichnet komponierten Hörcollage berühren, lassen sich manchmal kaum aushalten. Die vorzüglichen Sprecher Birgitta Assheuer, Dagmar Manzel und Jens Harzer lesen behutsam, eindringlich, ohne jede Wertung. Stefan Weiller hat seine Protagonisten in Beratungsstellen, in Unterkünften und Frauenhäusern getroffen. Sie alle eint die Suche nach dem geliebten Menschen und dem Scheitern. Tod, Krankheit, Einsamkeit, Flucht und Armut ziehen sich durch die Leben. Die Lyrik Müllers stellt Weiller kunstvoll passend an seine Texte, so dass sie manchmal fließend ineinander übergehen. Ein anspruchsvolles Projekt, das seiner Hörerschaft viel abverlangt.
Kathrin Jütte
Kathrin Jütte ist Redakteurin der "zeitzeichen". Ihr besonderes Augenmerk gilt den sozial-diakonischen Themen und der Literatur.