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Himmlischer Mozart von AkaMus

Warum werden immer noch Klassik-CDs gekauft, wo doch fast alles bei den zahlreichen Streamingdiensten und sogar – gänzlich kostenfrei – bei YouTube erhältlich ist? Die Frage stellt sich mir ernsthaft, der ich an dieser Stelle nun im zwölften Jahr alle zwei Monate eine musikalische Empfehlung zum Besten gebe. Gnadenlos subjektiv, nur danach, was mir gerade begegnet und gefällt.

Vor einigen Jahren sagte mir eine Leserin, die ich zufällig traf, dass sie der Einfachheit halber immer summarisch die von mir und den anderen Kollegen an dieser Stelle empfohlenen CDs kaufe. Das schaffe Übersicht und erspare ihr, sich im Wust der Neuerscheinungen orientieren zu müssen. Natürlich fühlte ich mich geschmeichelt, und wer weiß, vielleicht gibt es andere, die es genauso wie sie halten, oder aber es gibt welche, die es mal versucht haben und seitdem sagen: „Never again …“ Würde mich interessieren, denn ich kann mich bisher an keine offizielle Zuschrift unserer Leserinnen und Leser zum Thema CD-Rezensionen erinnern. 

Aber selbst den­jenigen, die alle paar Monate bei den Empfehlungen dieser Seite den Kopf schütteln, möchte ich wirklich raten, es mit der neuen Mozart-CD der Akademie für Alte Musik zu versuchen. Sie werden es nicht bereuen, denn selten habe ich Mozart so klar und auf den Punkt gehört, und – dafür bietet „AkaMus“ ja geradezu eine Garantie – das alles fernab jeder romantisch verkitschten Abgeschliffenheit. Dafür sorgt zum einen das traumwandlerisch sicher geführte historische Instrumentarium samt seinen herrlichen konturierten Kontrastfarben, die die „Akamusen“ wieder meisterhaft zum Klingen bringen, zum anderen wird hier schlicht mit Frische und Klarheit musiziert, ohne Schnörkel und ohne Exaltiertheit um der Exaltiertheit willen.

Auf dem Programm: Zwei Sinfonien und das weltberühmte Klarinettenkonzert mit einem Adagio – ja, so viel Pathos muss sein: in dem der Himmel auf die Erde hinabsteigt. Knapp sieben Minuten für die Ewigkeit! Das mag vielleicht kein originelles Programm sein, aber schlicht ein schönes, und ich verspreche: Das Hören dieser Musik mit diesen in bester Weise routiniert-ernsthaften Musizierenden, die neben aller Seriosität den nötigen Restschalk nicht aus ihrem Nacken verbannt haben, macht schlicht glücklich. Es reißt – ich habe es getestet – aus lähmenden Januardepressionsgefühlen und wird sicherlich auch im weiteren Verlauf des Jahres – wer weiß, was uns noch erwartet – erfreuen, trösten und beschenken.

„Mehr Fortschritt wagen“ – die Gruppe, die sich dieses Motto gab, hat jüngst Schiffbruch erlitten. Was nun neu kommt, ist noch ungewiss, aber eins sollten wir künftig auf jeden Fall: mehr solchen Mozart wagen (und hören).

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