Pflege als Thema im Wahlkampf

Diakonie Deutschland startet eine bundesweite Kampagne und fordert umfassende Reform der Pflege
Präsentation der Plakatkampagne mit Diakonie Vorstand Maria Loheide, Pflegeaktivist Ricardo Lange und Diakoniepräsident Rüdiger Schuch.
Foto: Diakonie / Birte Zellentin
Präsentation der Plakatkampagne mit Diakonie-Vorstandsmitglied Maria Loheide, Pflegeaktivist Ricardo Lange und Diakoniepräsident Rüdiger Schuch.

Die Ampelkoalition ist auseinandergebrochen. Zu den noch unerledigten Aufgaben gehört eine umfassende Reform der Pflege in Deutschland. Diese fordert nun die Diakonie Deutschland, auch mit Blick auf die Bundestagswahlen im kommenden Jahr. Eine bundesweite Plakataktion soll die Forderungen der Diakonie Deutschland unterstützen. zeitzeichen-Redakteurin Kathrin Jütte war bei der Vorstellung der Kampagne dabei.

Mit einem nachdrücklichen Appell an die Bundesregierung hat sich die Diakonie Deutschland zu Wort gemeldet. Sie fordert die Ampelregierung auf, die Reform der Pflege anzugehen. „Gesundheitsminister Lauterbach hat die Altenpflege überhaupt nicht im Blick“, sagte Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland am Mittwochnachmittag vor Journalisten in Berlin. Die vom Gesundheitsminister geplante Notlösung, um die im kommenden Jahr bevorstehende „Pleite der Pflegeversicherung“ abzuwenden, löse das Problem nur kurzfristig. Es mangele nicht an konstruktiven Vorschlägen, sondern an der politischen Umsetzung. Auch deshalb will die Diakonie Deutschland mit Blick auf die - nun vorgezogene -  Bundestagswahl 2025 die Pflege als ein drängendes sozialpolitisches Thema in den Mittelpunkt stellen. „Wir werden auf Parteitagen anwesend sein“, kündigte Maria Loheide in Berlin an. Die Zukunft der Pflege müsse in den nächsten Wahlprogrammen als ein zentrales Vorhaben ausgewiesen werden.

Die wesentlichen Probleme benannte Diakoniepräsident Rüdiger Schuch in Berlin: Da ist zum einen die steigende Zahl der pflegebedürftigen Menschen, die von derzeit 5,2 Millionen Menschen auf 6,8 Millionen im Jahr 2055 steigen wird. Demgegenüber werden laut Berechnungen des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2049 zwischen 280 000 und 690 000 Pflegekräfte fehlen. Dazu kommen die hohen Eigenanteile pflegebedürftiger Heimbewohner mit durchschnittlichen Renten. Im Bundesdurchschnitt kostet ein Platz im Pflegeheim in den ersten zwölf Monaten 2 871 Euro. 

Ausbau zur Vollversicherung

Maria Loheide forderte deshalb den Ausbau der Pflegeversicherung zur Vollversicherung mit kalkulierbarem Eigenteil, eine dringend nötige Aufwertung des Pflegeberufes, bessere Arbeitsbedingungen und den zunehmenden Einsatz von digitalen Technologien. Zudem seien in einer zunehmend älteren Gesellschaft bessere kommunale Angebote für Seniorinnen und Senioren notwendig. „Ab dem 75. Lebensjahr sollen Bürgerinnen und Bürger einmal jährlich im Auftrag ihrer Kommune von einem Fachdienst besucht und über Präventions- und Unterstützungsangebote informiert werden“, erklärte Loheide. 

Plakat  mit virtuell gealtertem Benno Fühmann

Eines der Plakate, die ab Januar zu sehen sind: Der virtuell gealterte Schauspieler Benno Fühmann wirbt für eine Pflegreform

Um diese Forderungen in die breite Öffentlichkeit zu tragen, sie zu sensibilisieren und den Druck auf die Bundesregierung zu erhöhen, hat die Diakonie Deutschland eine Kampagne gestartet. Ab Januar werden großflächige Plakate mit dem Motto „Auch Du brauchst Pflege. Irgendwann.“ bundesweit zu sehen sein. Durch digitale Technik gealtert zeigen sie Prominente wie Benno Fürmann, Anna Maria Mühe, Eckart von Hirschhausen, Thomas Mommsen und Ricardo Lange.

Wo bleibt der Aufschrei?

„Pflege geht uns alle an – und die Zeit läuft uns davon!“, schreibt dazu Pflegeaktivist Ricardo Lange in seinem Statement zur Kampagne. Und weiter: „Schon jetzt gibt es in allen Bereichen zu wenig Personal. Ich frage mich ernsthaft: Wo bleibt der Aufschrei? Wer heute die Augen vor dieser Problematik verschließt, wird früher oder später sein blaues Wunder erleben.“ 

Der Schauspieler Benno Fürmann bringt es auf den Punkt: „Ich bin kein Einzelgänger und will es auch im Alter nicht sein, wenn ich Pflege brauche. Wir müssen den Zusammenhalt stärken und brauchen dafür jetzt eine Pflegereform: Wir müssen uns #StarkFuerPflege machen!" 

Informationen unter https://pflege.diakonie.de

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Kathrin Jütte

Kathrin Jütte ist Redakteurin der "zeitzeichen". Ihr besonderes Augenmerk gilt den sozial-diakonischen Themen und der Literatur.


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